Gang der Untersuchung war der, welcher von W. J . S c h m id t (3. p. 63) vorgeschlagen wurde. Die
Untersuchungen wurden vorwiegend hei Tageslicht vorgenommen; jedoch benützte ich oft die
„Liliput -Bogenlampe als Lichtquelle. Die Gangunterschiede sind mit dem Kompensator von B e e h r
bestimmt Als Dunkelfeldkondensor diente mir der LBlTz’sche „Große Spiegelkondensor für Hellund
D u n k e lfe ldw e lc h e r m Verbindung mit dem LEXTz’schen Objektivzwischenstück mit Irisblende
vorzügliche Büder gab, obwohl meine Untersuchungsobjekte an sich keine günstigen Objekte
tur die Dunkelfelduntersuchung darstellten.
I Die Lichtbilder sind ausnahmslos m it der C W ’schen Mikrokamera von R e ic h e r t aufgenommen.
Als Lichtquelle diente die „Liliput“-Bogenlampe, welche von dem Spiegel y2 m entfernt stand. Licht-
filter wurden nicht benützt. Das Plattenmaterial war „Agfa, Chromoisorapid“ und „Lumière S E
orthochromatique‘‘ Die Expositionszeit betrug bei 52facher Vergrößerung je nach der Lichtstärke
und Farbe des Objektes 1—5 Sekunden, bei 215facher Vergrößerung 10—15 Sekunden. Unter einer
Sekunde erhielt ich keine brauchbaren Bilder. Die Expositionsdauer der Dunkelfeldaufnahmen war
2 3 Minuten. Das Maß der Vergrößerungen habe ich so bestimmt, daß ich die Skala des LEiTz’schen
Objektmikrometers ohne Polarisator, aber mit eingeschaltetem Analysator aufgenommen hatte.
Die c h em is c h e U n te r s u c h u n g bestand in der Ausführung folgender Reaktionen:
1. Nachweis des Carbonates mit konzentrierter oder mit verdünnter Salzsäure. Die Stärke der
Gasentwicklung erlaubt gewisse Schlüsse auf die Menge der inkrustierenden Stoffe.
2. Feststellung des Calciumcarbonates mit konzentrierter oder mit 3—10 %iger Schwefelsäure.
Nach kräftiger Gasentwicklung erscheinen, als Drusen lange, spießige Gipskristalle.
3. In zweifelhaften Fällen, z. B. bei der Lokalisation des amorphen Kalkes benützte ich mit sehr
gutem Ergebnis die konz. wässerige Kalilauge. Durch einmaliges rasches Erwärmen erhielt man ein
lokaibeschranktes Reaktionsprodukt, das Kalk-Kalidoppelsalz, welches in hexagonalen Blättchen
und Tafeln kristallisiert (G ic k l h o r n , p. 162).
4. Bestimmung der kristallinischen Modifikation des Calciumcarbonates mittels der MEiGEN’schen
Reaktion. Die Reaktion besteht darin, daß das pulverisierte Mineral 30—10 Sekunden lang in Ä i g e r
Kobaltmtratlösung gekocht wird. Calcit bleibt ungefärbt, Aragonit und Vaterit werden dagegen
lila. Bezüglich des Ablaufes der Reaktion, der entstandenen Salze und der Brauchbarkeit muß ich
anf die Arbeiten von M e ig e u , B ü t s c h l i (6. p. 22), L a u s e , P a o t b ia u c o , Sk ih d e r , H u t c h in s o n ,
W y r o u b o e p , H e id e und S c h m id t (3. p. 135) verweisen.
Nicht inkrustiertes oder entkalktes Chitin gibt keine positive MEISEN-Reaktion. Inkrustiertes
Chitin, pulverisiert soweit möglich war oder in Stücken gekocht, kann eine positive Reaktion geben.
Das Chitm ist, wie bekannt, immer von feinen Kanälchen durchsetzt, so daß die heiße Lösung einzudringen
vermag und die Reaktion infolge der Kleinheit der Kristallelemente stattfinden kann.
Die Befreiung der Kristalle aus dem Chitin ist nicht möglich
Während meiner Untersuchungen machte ich Erfahrungen, welche zeigten, daß man mit dem
Schluß aus dem positiven Ausfall dieser Reaktion vorsichtig sein muß. Zuerst verweise ich auf die
entgegengesetzten Feststellungen von K e l l y und B ü t s c h l i über die mineralogische Natur der
Gastrolithe. K e l l y bestimmte sie mit ihrer optischen Methode als C a lc it, B ü t s c h l i dagegen
schließt aus dem positiven Ausfall der MEiGEu’schen Reaktion auf A r a g o n it. Ein unverständlicher
Gegensatz, wenn die Reaktion unter allen Umständen zuverlässig ist.
Ähnliches passierte mir. Das Kalkskelett von Leyas anatifera gab eine vollkommen positive
MEiGEN-Reaktion und der Kalk wurde jedoch optisch, in Übereinstimmung mit K e l l y , ala
Calcit bestimmt. Der Mosaikpanzer sämtlicher Isopoden zeigte immer ziemlich positive M e ig e n -
Reaktion, trotzdem erwies sich der Kalk optisch immer als Calcit; bei Oniscus asellus wurde sogar der
röntgenologische Beweis für die Calcitnatur der Kristalle erbracht.
Es fällt mir gar nicht ein, auf Grund dieser Erfahrungen über die Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit
der MEiGEN’schen Reaktion in der Mineralogie ein Urteil zu sagen. Dafür bin ich auch nicht
kompetent. Aber es ist selbstverständlich, daß ich der Reaktion eine entscheidende Bedeutung nur
dann zuschrieb, wenn nicht nur die positive Reaktion, sondern auch die schwache Doppelbrechung
auf Vaterit hinwies, wie in dem Falle der Kalkreservekörper von Hybniscus riparius und bei dem
Panzer von Idotea metallica und baltica.
Ich halte es für nicht ausgeschlossen, daß die Ursache dieser Erscheinungen in der Natur meiner
Untersuchungsobjekte liegt und mit der Anwesenheit anderer Verbindungen Zusammenhängen mag.
5. Vollständige Entkalkung mit Salzsäure, um festzustellen, ob die beobachtete Doppelbrechung
eine Folge der Anwesenheit kristallinen Kalkes ist oder durch die faserige Struktur des Chitins bedingt
wird.
Die N atur der Untersuchungsobjekfce, daß es sich nämlich um Kalk organischer Herkunft handelte,
welcher in dem Chitin unbefreibar eingeschlossen vorliegt, brachte mit sich, daß ich einige Methoden,
welche bei den mineralogisch-petrographischen Untersuchungen erfolgreich benützt werden, gar
nicht anwenden konnte. Der erwähnte Umstand birgt nämlich so viele Fehlerquellen, daß das E rzielen
brauchbarer Ergebnisse schon vornhinein ausgeschlossen war.
Wegen der wechselnden Dicke, Krümmung und Unebenheit der Cuticula, der Unbestimmbarkeit
der Dicke der doppelbrechenden Schicht war die genaue Ermittelung des Wertes der Doppelbrechung
nicht möglich. Das Chitin selbst kann mitunter doppelbrechend sein und seine Brechungsindizes
sind nicht ganz genau bekannt. Infolgedessen sind die mittels der Einbettungsmethode bestimmten
Brechungsindizes von sehr relativem Wert. Da genaue Panzeranalysen fehlen, kennt man weder
die Mengenverhältnisse des Chitins zu dem Kalk, noch die sicherlich anwesenden anderen Verbindungen,
wodurch die eventuellen spezifischen Gewichtsbestimmungen ganz illusorisch würden, weil
das spezifische Gewicht des Kalkes nach keiner der bekannten Formeln (B ü t s c h l i , 6. p. 109) berechnet
werden könnte. Außerdem muß ich noch bemerken, daß die sphäritischen Gebilde zu der Bestimmung
der optischen Verhältnisse nicht besonders geeignet sind.
Die Schwierigkeiten, denen man bei der Bestimmung und Trennung der Modifikationen des kohlensauren
Kalkes speziell in tierischen Gebilden begegnet, wurden auch schon von anderen Forschern,
so z. B. von H e id e , S p a n g e n b e r g (2) und P r e n a n t (1. p. 371) hervorgehoben. Wenn das Ergebnis
der optischen Untersuchung etwas unsicher erscheint oder es sich um die sichere Unterscheidung
zwischen Aragonit und Vaterit handelt, bleiben uns zwei Auswege übrig, nämlich der Umwandlungsversuch
oder die röntgenologische Diagnose.
Bei dem Umwandlungsversuch, also beim Kochen in destilliertem Wasser oder beim Erhitzen
auf über 400° C, wird es sich herausstellen, ob die gegebene Kalkmodifikation sich in eine stabilere
umwandelt, was sich durch die Veränderung der Doppelbrechung sofort verrät. Mehrere solche
Versuche habe ich in dem Chemischen Laboratorium des Ungarischen Biologischen Forschungsinstitutes
mit Hilfe des Herrn Adjunkt Dr. A l e x a n d e r M ü l l e r ausgeführt.
Ich muß bemerken, daß die widersprechenden Angaben über die optischen Verhältnisse von
Vaterit (einachsig-zweiachsig, positiv-negativ, Doppelbrechung 0,06 bezw. 0,13) eine unangenehme
Fehlerquelle meiner Untersuchungen darstellen können, da ich oft infolge der Knappheit meines