Bei ganz ausgewachsenen Tieren (nach D ü r i g e n schwankt die Größe der geschlechtsreifen
Tiere zwischen 5—7 cm) ist die niedrige Drüsenzahl für 1 qmm Kopfhaut zu beachten. (Siehe Tab. 9
unter 1 und 2.) Damit im Zusammenhang muß erwähnt werden, daß an der Kopfhaut von Pelobates
die einzig und allein unter allen einheimischen Anuren dastehende Erscheinung einer wahren
Verknöcherung der Lederhaut vorliegt (Le y d i g ) .
Bufo vulgaris, B. viridis und B. calamita.
Im allgemeinen sind sämtliche Bufo-Arten echte Landtiere. Es lassen sich aber bei den einzelnen
Arten in bezug auf das uns interessierende Feuchtigkeitsbedürfnis Unterschiede feststellen. So verweilt
Bufo vulgaris nach beendeter Laichzeit fast ausschließlich auf dem Lande, aber stets müssen ihre
Schlupfwinkel schattig und feucht sein; als Nachttier h ä lt sie sich am Tage verborgen an dunklen
Orten (D ü r i g e n). Die grüne Kröte „fühlt sich an die Nähe von Sümpfen, Altwässern, Gräben,
Pfützen u. a. gebunden, ohne im übrigen sehr nach der Bodenbeschaffenheit zu fragen, und daher
sieht man sie bei uns auf festem wie auf weichem, auf fruchtbarem und bebautem, wie auf ödem
Boden . . . „Sie h ä lt sich nicht nur zur Laichzeit, sondern auch noch eine Zeitlang nach derselben,
bis Ende Ju n i etwa, im Wasser und besucht dasselbe ebenfalls ab und zu im Laufe des Sommers . .
(D ü r i g e n). B. calamita schließlich, die sich sonst an ähnlichen Orten, wie B. viridis auf hält, bindet
sich nicht „in der Weise an das Wasser, wie die vorige (B. viridis), denn man begegnet ihr oft ganz
weit entfernt von demselben in dürren Gegenden, auf trockenen Heiden und Kalk- und Sändhöhen“
(D ü r i g e n). Anschließend an diese ökologischen Bemerkungen sollen einige Angaben über das
Verhalten der Drüsen bei den betreffenden Arten gegeben werden.
Die für die Länge des Drüsenhalses gefundenen Werte sind in der folgenden Tabelle zusammen
gestellt.
T a b e l l e 10.
S c h l e i m - D r ü s e n b e u t e l g r ö ß e und H a l s l ä n g e b e i B u f o :
Beutellänge
v u l g a r i s
Breite Halsstück I Länge
v i r i d i s
Breite Halsstück Länge
c a l ami t a
Breite Halsstück
65,6 fi 128 fi 65,6 fi 96 fi 128,6 fi 32 fi 65,2 fi 96,6 fi 32,3 fi
32,9 „ 128 „ 32,6 „ 128 „ 129,6 „ 32 65,2 1 ■ 12,8 „ 19,2 „
33,6 „ 128,6 „ 33,6 „ 97,6 „ 96 „ 33,6 „ M 64,9 ” 96,6 „ 22,4 „
64,9 „ 128,6 „ 64 „ 96 „ 65,9 „ 25,6 „ 66,2 „ 96 „ 25,6 „
96 „ 96,9 „ 34,8 „ 97,6 „ 129,6 „ 33,6 „ 65,2 „ 96,8 „ 19,2 „
64,9 „ 96,9 | 34,2 „ 66,5 „ 98,2 „ 32 „ 65,6 „ 97,2 „ —
64,6 „ 97,9 „ 33,2 „ 96 „ 96 „ 32 „ 66,2 „ 128 „ ' 32,6 „
32,9 „ 160,6 „ 33,2 „ I 96 „ 33,9 „ 33,6 „ 64 „ 97,6 „ 16 „
97,9 „ 65,6 „ 64,2 „ 64 „ 65,6 „ 22,4 1 94 „ . 65,6 „ 32 „
64 „ 97,9 „ 64,6 „ 129,6 „ .160 „ 25,6 „ 64,6 „ 130,5 „ 25,6 „
Mittelwert................ 42,9 fi Mittelwert Mittelwert................ 25,5 .fl
Daraus ergibt sieb, daß die Erdkröte niebt nur unter den Bufo-Axten, sondern überhaupt unter
allen einheimischen Anuren den längsten Drüsenhals aufweist, was die tiefste Senkung des Drüsenkörpers
unter das Epidermisniveau bedeutet. Was die Drüsenzahl betrifft, so steht die Erdkröte
weit hinter den anderen zurück.
In der Rückenhaut sind z. B. Werte wie 4, 10,11, 9 auf 1 qmm zu zählen. Oft genug ist in 1 qmm
nur eine einzige Giftdrüse (große Öffnung), oder eine Schleimdrüse (viel kleinere Öffnung) zu sehen.
In der Bauchhaut habe ich 11, 10, 9, 12, 7 auf 1 qmm gezählt. Schon an Schnittsenen kann man sich
von dem vereinzelten Vorkommen der Schleimdrüsen überzeugen. Die Giftdrüsen kommen dagegen
öfters zum Vorschein, da sich ein' und derselbe Drüsenbeutel dank seinen beträchtlichen Ausmaßen
in vielen Schnitten wiederholt.
Bei keiner der untersuchten Anurenarten stehen die Schleimdrüsen an Zahl und Größe in so
starkem Maße hinter den Giftdrüsen zurück, wie bei der Erdkröte. Ich konnte im Schleimdrüsenepithel
in bezug auf seine Aktivität in den verschiedenen Jahreszeiten keine bedeutenden Unterschiede
feststellen. Während des ganzen Jahres hindurch ist die Schleimsekretion äußerst spärlich
und scheint kaum eine größere Bedeutung für die Hau t zu haben.
Bei den beiden anderen Krötenarten ist es zu einer so starken Reduktion der Drüsenzahl nicht
gekommen. Bei einer ausgewachsenen B. viridis waren in der Kopfhaut im Mittel 28, im Augenlid 38,
an der Kopfbasis 15, rieben dem Auge 14, 13, 37, 34 und in einem 20 mm langen Rückenbezirk im
Mittel 14 Drüsen auf 1 qmm vorhanden.
Bei Bufo calamita zeigte die Kopfhaut im Mittel 30, die Schnauze (Ventralseite) 32, die Bauchhaut
(unten) 11 Drüsen auf 1 qmm. Danach sind B. calamita und B„ viridis der Erdkröte m bezug auf
die Drüsenzahlen gegehüberzustellen. Noch in einer Beziehung kommt der gemeinen Erdkröte eine
Sonderstellung zu. Ihre derbe Hau t zeichnet sich durch Kalkeinlagerung aus, „wodurch B. vulgaris
nicht nur unter den einheimischen Airiphibien, sondern auch unter allen Bufonen eine ganz vereinzelte
Stellung einnimmt“ (D ü r i g e ri).
Trotz dieser Beschaffenheit der Hau t und vielleicht als dereri Folge ist B. vulgaris die anspruchsvollste
von den einheimischen Bufo-Arten. Solist im B r e h m die Angabe zu finden, daß z, B. die
grüne Kröte anspruchsloser als die Erdkröte zu sein scheint; sie „erträgt Kälte, Lufttrockenheit, un-
reines Wasser leichter als jene“ .
In bezug auf das Feuchtigkeitsbedürfnis glaube ich dasselbe aus eigener Erfahrung im Vergleich
zu der Kreuzkröte berichten zu dürfen. Von zwei zufällig trocken gelassenen B. calamita und vulgans
fand ich nach zwei Tagen die Erdkröte zu Tode verdorrt, die Kreuzkröte dagegen noch ganz munter.
Der Zusammenhang mit der höheren Drüsenzahl scheint bei der letzteren nicht ganz ausgeschlossen
zu sein. Es würde dann der Erdkröte init der derben Hau t nur bei genügendem Feuchtigkeitsgrad
gedient sein; dagegen droht jede Feuchtigkeitsverminderung wohl auch im Zusammenhang mit der
geringen Schleimdrüsenzahl und minimalen Sekretion dem Tiere mit Vertrocknung.
Zusammenfassung.
Die Rolle der Amphibienhaut ist seit langem in ihrer Bedeutung richtig erkannt worden. Es
wurde öfters das große Feuchtigkeitsbedürfnis der Amphibien hervorgehoben, die das ganze zur
Erhaltung des Lebens nötige Wasser einzig und allein durch die Körperhaut aufnehmen, ebenso wie
sie dasselbe durch diese ausdunsten (D ü r i g e n). Genügende Feuchtigkeit ist somit die Haupt