F e r s e n b e i n ( c a l c a n e u s ) .
Im Gegensatz zu v ielen an d e ren v o rg e sch ich tlich en S ied lu n g en lieg t von diesem n ich t
v e rw en d u n g sfäh ig en F u ßw u rz e lk n o ch en au s S ip p lin g en n u r sp ä rlich e s M a te ria l v o r: Im
ganz en n u r 16 S tü ck s, von denen n u r 4 d e r jü n g e re n Sied lu n g Meßwert besitzen. Ih re
g rö ß te L än g e b e tr ä g t 121— 135 mm, im D u rc h s c h n itt 128 mm.
Ich gebe d a zu folgende Vergleichsw erte:
W e t t s t e i n (Züricher A.), 112—139 mm (Mittel aus 30 Mess. 121,8); R ü t i m e y e r (Torfrind), 124—135 mm (Zahl
d er Mess. ? ); D a v i d (Torfrind, Schaffis.), 119 mm; N a u m a n n (Torfrind, Starnberg), 103—117 mm; N a u m a n n
(primig. Rind, Starnberg), 124—156 mm; S c h o e t e n s a c l c (U.-Grombach), 125,5 u. 131,5 mm.
S p r u n g b e i n ( a s t r a g a l u s ) .
Die jü n g e re Sied lu n g lie fe rte 13 (91., 4 r.) Stücke, die ä lte re 2, die A b raum sch ich t 3.
Die g rö ß te n L än g en sin d 58—70 mm, im D u rc h s c h n itt 63 mm. R ü t i m e y e r g ib t 62 bis
65 mm f ü r d a s T o rfrin d , 74 mm f ü r rezente g ro ß e Ra sse an.
S c a p h o c u b o i d .
Im ganzen w u rd en h ie rv o n 8 S tücke gefu n d en , d avon 5 (3 1., 2 r.) in d e r jü n g e ren
Sied lu n g , 2 in d e r ä lte re n u n d eines in d e r A b raum sch ich t. Die g rö ß te B re ite b e trä g t bei
d en S tü ck en d e r jü n g e re n S ied lu n g 46—60 mm, im D u rc h s c h n itt 53,4 mm. Die S tücke d e r
a n d e ren Schichten fa llen in die gleiche V a r ia tio n sb re ite . F ü r g ro ß e re z en te Ra sse (Simm
en ta le r) g ib t R ü t i m e y e r 62 mm als g rö ß te B re ite an.
Z e h e n k n o c h e n ( p h a l a n g a e ) .
E r s t e P h a l a n g e n .
H ie rv o n w u rd en im g anzen (vo rn + h in ten ) 40 S tü ck g efunden, u n d zw a r 32 in d e r
jü n g e re n S iedlung, 4 in d e r ä lte re n u n d 4 in d e r A b raum sch ich t. Von den 32 S tü ck d e r
jü n g e re n S ied lu n g sin d 22 m eß b a r (die ü b rig en ju n g oder defekt), a u s d e r ä lte re n S iedlung
sin d es d e ren 2, au s d e r A b raum sch ich t 3. Die L än g e d e r S tü ck e b e tr ä g t 46—60 mm
(D u rch sch n itt 53,2 mm), g e n au die gleichen Grenzwerte g ib t S c h o e t e n s a c k f ü r neo-
lith isch e s M a te ria l vom M itte lrh e in an.
Z w e i t e P h a l a n g e n
sin d a u s d e r jü n g e re n S ied lu n g 16, au s d e r ä lte re n 3 v o rh an d en . Die 3 m eß b a ren Stücke
d e r e rs te re n h aben g rö ß te L än g en v o n 32— 42 mm, im D u rc h s c h n itt 35,5 mm. S c h o e t
e n s a c k g ib t a ls Grenzwerte fü r se in n eolithisches M a te ria l 31— 40 mm an, R ü t i m
e y e r g ib t fü r das T o rfrin d 36 mm, fü r rezente g ro ß e Ra sse 41 mm an. Zwei meß b a re
S tücke d e r ä lte re n S ied lu n g besitz en eine L än g e von je 30 mm.
D r i t t e P h a l a n g e n
sin d 22 v o rh an d en , wovon 21 a u s d e r jü n g e ren , eine au s d e r ä lte re n Siedlung. Sie gehören
wohl säm tlich , au ch die beiden g rö ß ten , zum gezähmten Rind. Die Maße dieser beiden g ro ßen
S tü ck e sin d folgende:
R ü t i m e y e r
Diagonale Länge d. Sohle 82 79 mm 75—85 (große rez. Rasse)
58—60 (Torfrind)
Gelenkbreite 22 26
Sohlenbreite 28 24
Höhe 34 41
Zusammenfassend lä ß t sich sagen, d a ß sowohl die Messungen d e r Z ah n re ih en a ls die
d e r Gliedmaßenknochen eine g ro ß e V a ria tio n sb re ite e rk en n en lassen. U n se r M a te ria l ü b e rtr
if f t im D u rc h s c h n itt d a s schweizerische T o rfrin d n a ch den An g ab en von R ü t i m e y e r ,
W e t t s t e i n und D a v i d . Z ah lre ich e In d iv id u e n n ä h e rn sich oder e rre ic h en die f ü r große
rezente R a ssen (z .B .S im m en ta le r) angegebenen W e rte , wie das au ch fü r d a s von S c h o e t
e n s a c k b e a rb e ite te neolith isch e M a te ria l vom M itte lrh e in zu trifft.
Man g ew in n t den Gesamteindruck, d aß u n se r S ip p lin g e r R in d in d e r Größe dem wilden
A u sg an g sm a te ria l, dem U r, noch n ä h e r s te h t a ls d a s M a te ria l d e r F rü hm e ta llz e it.
Die en tsprechende B e obachtung w erden w ir au ch bei dem zahmen Schwein m it Bezug a u f
d a s Wildschwein machen. E n tsp re ch en d e Beobachtungen w u rd en v o n W i n g e a n d ä n ischen
R in d e rn u n d Schweinen g em a ch t (cf. D e g e r b ö l , S ch riften v e rz e ich n is N r .50 u . 51).
5. S c h w e i n (Sus scrofa d omesticus L., bzw. S. scrofa p a lu stris R ü tim . bzw. Aut.).
V o r b e m e r k u n g . Die -wissenschaftliche Benennung des in den Pfahlbauten des Bodensees durch zahlreiche Skelettreste
erwiesenen zahmen Schweines stößt auf Schwierigkeiten. Ein Teil der Tiere schließt sich durch Größe u. hohen
Tränenbeinindex unmittelbar an das bodenständige W i l d s c h w e i n (Sus scrofa ferus L.) an. Wir dürfen für diese Form
die R ü t i m e y e r sehe Benennung „Hausschwein“ (Sus s. domesticus L.) beibehalten, über dessen Abstammung vom
bodenständigen Wildschwein Einigkeit unter den Autoren besteht. Die kleineren Tiere passen zu den von P i r a für mittel-
und nordeuropäische „Torfschweine“ angegebenen Skelett- und Zahnreihenmaße. Man kann diesen Teil unserer Tiere als
„Torfschweine“ bezeichnen. Es handelt sich jedoch in unsrem Falle bei Haus- u. Torfschwein nur um durch fließende Übergänge
verbundene Domestikationsstufen desselben Ausgangsmateriales. Will man für das Torfschwein unsrer Pfahlbauten den
wissenschaftlichen Namen R ü t i m e y e r s , Sus scrofa palustris, behalten, so muß man sich bewußt bleiben, daß dieser
Autor darunter ursprünglich eine kleine wilde Unterart der Großform unseres Wildschweines verstand, die neben (!) diesem
im Gebiet der schweizer Pfahlbauten vorkam. Später überzeugte sich R. von der Haustiernatur seines Torfschweines,
nahm nun aber engere verwandtschaftliche Beziehung desselben zum ostasiatischen B i n d e n s c h w e i n (Sus villalus) an.
Folgerichtig hätte die Rasse nunmehr Sus viltalus palustris (s. domesticus) genannt werden müssen. Indessen blieb es bei
der eingebürgerten Benennung, und, da die R ü t i m e y e r ’sche mMafus-Ableitung heute fast gänzlich der scro/a-Ablei-
tung gewichen ist, könnte die Benennung beibehalten werden, nur müßte der Autorname fallen.
Die S c h w e i n e z u c h t sta n d bei u n s re n P fa h lb a u e rn in h o h e r Blüte. Nach d e r Anzahl
d e r Knoch en re ste u n d d e r d a ra u s e rre ch en b a ren Z ah l d e r T ie re sta n d d a s Schwein an
e r s t e r Stelle u n te r den H au s tie ren . Den Schlüssel zum V e rstä n d n is dieser E rsch e in u n g
g ib t u n s die p o llen an a ly tisc h e U n te rsu c h u n g von K. B e r t sch. D an a c h schlossen sich an
das den S ip p lin g e r P fa h lb a u te n b en a ch b a rten Seeufer au sg ed eh n te E ich enw a ld u n g en an,
die fü r Schweinezucht die g ü n stig s ten Bedin g u n g en boten.
Im folgenden gebe ich zu n ä ch st eine Ü b e rsich t d e r in den einzelnen Sch ich ten g e fu n denen
S k e le ttre ste (Mittelstücke von E x trem itä ten k n o ch en u n d einzelne Z ähne sin d n ic h t
m itg e z äh lt, v o n W irb e ln n u r Hals- u n d S ak ra lw irb e l).
Fundschicht U 12 I Sa. Fundschicht 11 12 I Sa.
Unterkiefersymphysen 25 3 4 32 Mittelhand- u. Fußknochen 22 3 1 26
Unterkieferäste 87 6 9 102 Beckenpfannen 25 6 11 42
Ober- u. Zwischenkiefer 44 4 12 60 Oberschenkel 32 5 37
Sonstige Schädelreste 25 4 10 39 Schienbein 34 1 4 39
Wirbel 8 1 9 Wadenbein 2 2
Schulterblattgelenke 42 7 12 61 Fersenbein 8 1 9
Oberarm 59 5 8 72 Sprungbein 5 2 — 7
Speiche 16 3 2 21 468 53 80 601
Elle 34 7 2 43
D e r Mangel a n Zehenknochen (Ph a lan g en ) ist wohl so zu e rk lä re n , d aß diese „Kn ö ch le “
vom Menschen u n d H u n d v e rz e h rt wurden, das gleiche d ü rfte m it den meisten Mittelhand-
un d Mitte lfu ß k n o ch en geschehen sein, von denen die ü b r ig gebliebenen me ist K a u sp u re n
a u f weisen.
Die Ü b e rsich t e rg ib t, d aß au ch vom Schwein vorn ehm lich Gliedmaßen- u n d S chädelknochen
in die S iedlungen gelan g ten , w ä h re n d die W irb e l g rö ß ten te ils au ß e rh a lb v e r blieben.