Die V e rg le ich u n g e rg ib t, d aß die b eiden Z ap fen v o n s ta ttlic h e n T ie ren h e rrü h re n . I h r
b a sa le r U m fan g e r re ic h t den d e r g rö ß e re n E x em p la re von Trochoeeros u n d ü b e r trif ft den
a lle r ü b rig e n V e rg le ich stie re von R ü t i m e y e r . T ie re d e r gleichen G rößenstufe befinden
sich au ch u n te r S c h o e t e n s a c k ’s M a te ria l von Neuenhe im (neol.). I n d e r — schätzu n g sweise
e rm itte lte n L än g e d e r H o rn z ap fen bleiben u n s re S ip p lin g e r S tücke a b e r weit
h in te r d e r sog. Trochoceros-Rasse zurück.
I n d e r A r t d e r K rüm m u n g d e r Z ap fen u n d in d e r ebenen Be schaffenheit des S tirn feldes
hei dem v o llstän d ig e ren S tü ck a (s. T a f. X I I , Abb. 53) offen b a rt sich p rimig en e s
Gepräge. D e r V e rla u f d e r h in te re n Zwisch en h o rn lin ie ze ig t dieses n ic h t so deu tlich ; e r
n im m t eine M itte ls te llu n g zwischen dem ty p isch e n V e rh a lte n von P rim ig e n iu s u n dB ra e h y -
ceros ein, was z. T. m it noch n ic h t gan z abgeschlossenem W a ch s tum Zusammenhängen mag.
Ic h bem e rk e schon a n d ie se r Stelle, d aß die g rö ß e re n In d iv id u e n d e r sog. Trochoceros-
ra ss e m it ih r e r b ed eutenden H o rn z ap fen län g e (390— 400 mm) wohl n ich ts an d e re s als
w e i b l i c h e U r e , U r k ü h e , sin d u n d verweise a u f die n ä h e re B e g rü n d u n g dieser Auf-
fa ssu n g S. 58.
D a s B r e g e n z e r Museum e n th ä lt u n te r seinem n eolithischen P fa h lh a um a te ria l 4
m eß b a re H o rn z ap fen vom Kind, von denen 3 (a, h u n d d) m it „S ip p lin g en “ bezeichnet
sind, w ä h re n d d e r 4. (c) n u r die H e rk u n ftsb e z e ich n u n g „Bodensee“ tr ä g t. Ic h ste llte
folgende, d en obigen en tsprechende, Maße fest:
a b c d a erwachsen (Müs. Nr. 176),. 7
Umlang a. d. Basis 145 mm 159 178 210 b last erwachsen (Mus. Nr. 527), '
Verhältnis d. Durchmesser 5 2:42 56:43,5 63:55 72:60,5 c fast erwachsen (Mus. Nr. 394),
(a. . asis) in 180 mm Entfernung von der Basis abgebrochen.
Lange d. großen Krümmung ca. 200 abgebr. - ca. 250 d last erwachsen (Mus. Nr. 175).
D a s S tu ck e tr ä g t n a ch V e rla u f des H o rn z ap fen s u n d d e r Zw ischenhornlinie P rim ig en iu s -
e h a ra k te r . B em e rk en sw e rt is t d ie fa s t d re h ru n d e Be schaffenheit des Zapfeiis, wie ich sie
au ch hei einem v o llstän d ig e ren Z ap fen au s dem P fa h lb a u H a ltn a u fe stste llen konnte.
Diesen le tz te ren hab e ich a u f eine U rk u h bezogen (s. S. 58/59 u. Taf. I I I , Abb. 5). Be i dem
Z ap fen au s d e r B reg en z e r S am m lu n g is t d e r U m fan g a n d e r Ba sis n u r 178 mm, wäh ren d
y. L e i t h n e r a ls n ied e rsten W e r t von 18 U rk ü h e n 195 mm an g ib t. Demzufolge nehme
ich an , d aß d a s fra g lic h e S tü ck v o n einem zahmen R in d m it p rimig en em E in s ch lag her-
r ü h r t.
D a s se h r k r ä ftig e Stü ck d e r in n e rt d u rch seine Gedru n g en h e it, se inen fa s t ru n d e n
Q u e rsch n itt u n d seine s ta rk e K rüm m u n g a u f den e rsten Blick a n den Wisen t. Die genaue
B e tra c h tu n g d e r A r t d e r K rüm m u n g u n d d e r Knoch en p o ren en tscheidet a b e r f ü r ein p r im igenes
Rind.
Die Z ap fen a u n d b n ehmen in d e r Größe eine M itte ls te llu n g zwischen ausgesprochen
p rim ig e n e r u n d b ra c h y c e re r A u s p rä g u n g ein.
S onst sin d von Sehädelknoehen au s a lle n 3 S chichten noch v o rh an d en : 5 Zwischenk
ie fe rh ä lfte n , 11 Jo c h b e in te ile , 1 Gaumenbein von einem se h r g ro ß en R in d (v ielle icht Ur),
3 Gelenkstücke fü r den U n te rk ie fe r, au ß e rd em ein g roßes Z ungenbeinhorn. Z u r V e rg le ic
h u n g u n d Messung sin d a lle diese S tücke wegen ih re s m an g e lh a ften E rh a ltu n g s zu stan d e s
w enig geeignet. Dagegen soll noch v e rsu c h t werden, die in Obe rk ie fe rb ru ch stü ck en
ste ckenden Mola ren (M i M H m 3) u n d einzelne letz te Mola ren (M3) d u rch Messung zu r
B e u rte ilu n g u n s re r S ip p lin g e r R in d e r auszuwerten. Ic h gebe da zu folgende Übe rsich t:
Herkunft Anzahl von M 1 Länge a. d. Basis Mittel Dicke
Sipplingen jüngere Siedlung 6 22—27 mm 25 2 19—21
Sipplingen ältere „
2 20 u. 27,5 mm 24 u. 21
Zürich. Alpenquai (Bronze) (W e 11 s t e i n)
4 19—23 mm*) 22
rez. Simmentaler
(N ö r n e r) 1 '
M 2
25 mm 21
Sipplingen jüngere Siedlung 6 25,5—32 mm 28,7 19—25
Sipplingen Abraumsch.
1 26 mm 24
Zürich. Alpenquai
(W e 11 s t e i n.)
rez. Simmentaler
4 23—29 mm*) 27,3
(N ö r n e r) 1
M 3
29 mm 21
Sipplingen jüngere Siedlung \ 28 u. 31 mm 29,5 24 u. 27
.. Sipplingen ältere „ ' 2 25 u. 28 mm — 22
Sipplingen ältere „ 1 ' ca. 31,5 (35) mm**) 24
Sipplingen Abraumschicht
1 31,5 mm 24
Zürich. Alpenquai
(We t t s t e i n )
rez. Simmentaler
4 28—30 mm*) 28,5 18—20
(N ö r n e r) 1 33 mm 22
*) Von W e 11 s t e i n am Außenrand der Kaufüiche gemessen, an der Basis gemessen ist der W ert erheblich niederer.
**) Dieser Molar ist an der Basis der Krone etwas beschädigt. An der Kaufläche besitzt er eine Breite von 35 mm.
Die bedeutende Breite und der kräftige Schmelz lassen die Möglichkeit der Zugehörigkeit zu einem Wildrind zu.
Dazu k äm en au s d e r jü n g e re n Sied lu n g noch 8 einzelne 3. Mola ren (M 3) m it L ängen
v on 27 (vollst, abgek au t) bis 32,5 mm —- M itte l 29,6 mm — u n d Dicke von 22,5— 24 mm.
Die Ü b e rsich t zeigt, d aß die Mola ren u n sre s S ip p lin g e r R indes die d e r b ronzezeitlichen
Sied lu n g vom Z ü rich e r A lp en q u a i (W e 11 s t e i n) im D u rc h sc h n itt in d e r L än g e
u n d Dicke üb e rtre ffen . U n s re g rö ß ten Mo la ren e rre ic h en u n d ü b e rtre ffen zum Teil die
W e rte N ö r n e r s für eine re z en te S im m en ta le r K u h , n u r in d e r L än g e von M 3 bleiben sie
h in te r dieser zurück.
Zum Schluß sei noch ein O b e rk ie fe rb ru ch stü ck m it den Milchmolaren an g e fü g t. Die
L än g e P d l -p) P d 3 = 61 mm sp r ic h t fü r e in k le in e re s T ie r. H e s c h e l e r g ib t fü r ein
p rim ig en e s R in d v o n W auw il (neol.) 67 mm a ls en tsp re ch en d en W e r t an.
Wie beim Schwein, S chaf u n d H u n d , b ild en au ch beim R in d d ie U n t e r k i e f e r ,
obwohl v ie lfa ch z e rtrüm m e rt, die w ich tig ste G ru n d lag e z u r Be stim m u n g d e r In d iv id u e n z
ahl, d e r A lte rs- u n d Größ en stu fen (beim Schwein au ch des Geschlechtes). D a d e r Incisiv-
te il — wie in d e r Regel bei vorgeschichtlichem M a te ria l -Jgifast im m e r abgeschlagen ist,
oder, wo d a s n ic h t d e r F a ll ist, die Schneidezähne au sg e fa llen sind, is t d ie U n te rsu ch u n g
a u f die Ba ckenzähne b e sch rän k t.
In d e r j ü n g e r e n Sied lu n g fan d en sich folgende U n te rk ie fe rs tü ck e m it Z äh n en oder
Z ah n fä ch e rn :