Die Zahlen der Tabelle beweisen, daß, wenn auch bei R. esculenta vielfach in einem qmm der
H au t dieselben Werte, wie bei R. fusca Vorkommen, trotzdem im allgemeinen dem Wasserfrosch eine
größere Drüsenzahl zukommt.
Von besonderem Interesse scheinen die Zahlenverhältnisse um einen Pigmentfleck zu sein. Es
zeigt immer in diesen dunklen Flecken die in der Mitte liegende, am dunkelsten gefärbte Stelle
die größte Drüsenzahl. Nach der Peripherie des Kreises zu nimmt die Drüsenzahl Hand in Hand
mit der Pigmentierung ab. In dieser Weise entsteht zwischen dem Hauptpigmentfeld und den benachbarten
Stellen ein Gefälle der Drüsenzahlen. Dieses ist auffallenderweise sogar in eng benachbarten
Hautbezirken, je nachdem, ob ein kleiner oder großer Pigmentfleck vorliegt, verschieden groß. In
den kleineren Pigmenthaufen ist die hohe Drüsenzahl nicht nur auf den eigentlichen Kern des dunklen
Fleckes beschränkt, sondern auch in einigen benachbarten Gesichtsfeldern feststellbar; in den großen
bricht sie nach höchstens 2 qmm plötzlich ab. (Siehe Tabelle 5 unter 2.) Es erweckt durchaus den
pigmentha
Eindruck, daß hier ein Zusammenhang
mit dem Flächenwachstum der Haut
vorliegt, da jeder große Pigmentfleck
aus einem kleinen hervorgegangen ist.
Dafür scheinen die Verhältnisse in der
stark pigmentierten Kopfhaut des
jungen Frosches ebenso zu sprechen,
wie die Zahlen, die sich aus dem
Vergleich identischer, von Pigmentbändern
eingefaßter Stellen der seitlichen
Schnauzengegend zweier verschieden
großer Tiere ergaben (Text-
fig. 2). Die Pigmentbänder sind bei
dem größeren Tier sehr schwach angedeutet
mit diffus verbreiteten Pigmentzellen,
bei dem kleineren dagegen
treten sie als schärfer abgegrenzte,
dunklere Streifen hervor. Ähnliches
ist von H a e c k e r sowohl für Wirbellose
wie für Wirbeltiere mitgeteilt
worden. „Es läß t sich nämlich auf
der einen Seite zeigen, daß die Bildung
autochthonen Epidermispigments und
ebenso die Anhäufung und Vermehrung
der Pigmentzellen des Cori-
ums vor allem an Stellen besonders
energischer Teilungs- und Differenzierungstätigkeit
stattfindet. Andererseits
muß von vornherein angenommen
1 - ... M , I „ H ... , , R H H H i I werden, daß beim Wachstum speziell lextfig. 2 b. K. esculenta. Hautstuck aus der seitlichen ochnauzengegend 7 x
eines stärker ausgewachsenen Tieres. eines flächenhaften Organs, wie es die
/ Pigmenfband
Textfig. 2 a. R. esculenta. Hautstück aus der seitlichen Schnauzengegend.
Oberhaut ist, eine gewisse regelmäßige Ordnung und Folge in den Teilungsprozessen besteht, wodurch
eine im ganzen stetige, nach den verschiedenen Richtungen hin gleichmäßig fortschreitende, dem
Wachstum des übrigen Körpers sich anpassende Ausbreitung garantiert wird. Insbesondere kann
die Flächenvergrößerung eine polyzentrische sein, d. h. sie kann von einzelnen Wachstumsfeldern
ausgehen, die gleichmäßig in Quer- und Längsreihen angeordnet sind, und deren jedes einen
Wachstumskern mit besonders intensiver Teilungs- und Wachstumsenergie aufweist.“ Auf nähere
Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden; ich verweise auf H a e c k e r s Veröffentlichung.
Im vorhergehenden wurde die Gesamtzahl der Drüsen auf 1 qmm angegeben, ohne daß der
Anteil der beiden Drüsenarten hervorgehoben wurde. Dazu muß erwähnt werden, daß sowohl bei
R. fusca wie bei esculenta die Giftdrüsen hauptsächlich auf die Seitenwülste beschränkt sind, dagegen
in der Mitte des Rückens wie auch auf der Bauchseite nur in verschwindend geringer Zahl Vorkommen.
Bombinator igneus, Alytes obstetricans und Pelobates fuscus.
Die drei jetzt zu besprechenden Tiere bilden für das Problem dieser Arbeit ein äußerst günstiges
Untersuehüngsmaterial. Sie bieten nämlich in ihrer Lebensweise zwei besonders stark ausgesprochene
Extreme: das eines echten Wasserbewohners einerseits und eines Landtieres im vollen Smne des
Wortes andererseits. So sind nach D ü r i g e n die Feuerkröten vielleicht noch in einem höheren
Maße als der grüne Wasserfrosch an das Wasser gebunden. Pelobates fuscus dagegen ist „trotz der
großen Schwimmhäute ein richtiges Landtier, das nur zur Laichzeit ins Wasser geht, nach Beendigung
derselben indes sogleich den trockenen Boden wieder aufsucht und hier das ganze Ja h r hindurch sich
aufhält.“ Und weiter: die Knoblauchskröte „überbietet mithin in diesem Punkte noch die Erdkröte,
sie ist aber auch im Vergleich zur letzteren im ausgesprocheneren Maße Nachttier.“ Von allergrößter
Bedeutung dürfte noch die weitere nach D ü r i g e n angeführte Angabe B r u c h s sein, daß „Pelobates
dank seiner großen Lunge mehrere Tage lang unter fester Erde aushalten kann“ . Während für
alle landlebenden Amphibien, mit Ausnahme der Rana-Äxten und Hyla, Feuchtigkeit und auch
Schatten zur Lebensbedingung wird, ist Pelobates am wenigsten an feuchte Orte gebunden und am
häufigsten in sandigen Gegenden der Ebene anzutreffen (tS fe h u lz e ). J a die Knoblauchskröten
sollen sich nach D ü r i g e n überhaupt niemals in schlammigen Grund oder nassen Sand einwühlen.
Dagegen kann Alytes seine „eigentliche Lurchnatur, die zur Erhaltung des Daseins einen gewissen
Grad von Feuchtigkeit voraussetzt, nicht verleugnen“ . E r ist „ein echtes Land- und Nachttier, das
zwar oft oder gern in der Nähe eines Wassers lebt, jedoch dieses selbst nur gezwungen aufsucht und
seine Schlupfwinkel auch an regnerischen Tagen nicht verläßt. Als Verstecke liebt es Steinhaufen,
Schutt- und Schlackenhalden, Felsritzen, Mauerlücken, Maulwurfslöcher und ähnliche Erdgänge,
Höhlungen unter Baumwurzeln und Weinstöcken und sogar unter Steinschwellen von Wohn- und
Stallgebäuden“ ( D ü r i g e n ) .
Ehe auf die Drüsen der einzelnen Arten eingegangen wird, sollen an dieser Stelle einige Bemerkungen
über den Aufbau der gesamten Hau t vörausgesehickt werden.
In der Reihe nimmt zunächst Bombinator durch den Reichtum an Melanophoren eine Sonderstellung
ein. Diese sind hier keinesfalls auf das Gorium beschränkt, sondern bilden auch in dem Unterhautzellgewebe
ein ansehnliches, kontinuierlich verbreitetes Pigmentlager. Wie bekannt, ist bei allen
anderen Anurenarten die Tela subcutanea nur minimal pigmentiert und tr itt in dieser Hinsicht ebenso
wie die Epidermis an Bedeutung stark hinter der Pigmentierung des Ooriums zurück..