obere B ro n z eg e rä te en th ä lt. D a s F u n d s tü c k is t a u f d e r äu ß e ren Oberfläche v o n h e lle re r
F ä rb u n g , äh n lich den v o rh e r beschriebenen R e sten des C. le in e ri von Bodman. Die Höhlen
d agegen sin d von b rä u n lic h e r F ä rb u n g . Ich nehme an , d aß die h e lle re F ä rb u n g d e r
ä u ß e re n Oberfläche a u f E inw irk u n g des L ich te s u n d des Wa sse rs zu rü ck zu fü h ren ist. In
d en Alveolen ste ck t noch teilweise Schlamm u n d S a n d jjS äV om Gebiß sin d 1. M 1 1? M 2,
r. n u r M 2 e rh a lte n , im ü b rig e n a lle Alveolen. Die Jo c h - u n d N asenbeine sowie die 1. B u lla
tym p . fehlen. A u f d e r re ch ten h in te re n S tirn b e in reg io n befindet sich e in g roßes Loch m it
a lte n B ruchflächen. Ü b e r die m ittle re S tirn p a r tie ziehen einige S ch n ittsp u ren . Das sind
wohl Zeichen d a fü r, d aß das T ie r z u r N a h ru n g diente. Nach den S ch äd e ln äh ten lä ß t sich
d a s A lte r des H u n d e s a u f etw a e in J a h r angeben. Die B a sa llän g e b e tr ä g t n u r 119 mm;
es w ü rd e sich demnach um den k le in sten b ish e r a u s P fa h lb a u te n b ek an n ten Schädel h a n deln.
A u ffa lle n d is t fe rn e r d e r g e rad e V e rla u f des Gesichtsprofils, d a s sich n u r wenig vom
H irn sc h ä d e l absetzt. W ir h ab en es h ie r also n ic h t m it e in e r a u f einem Ju g e n d s ta d ium
stehengebliebenen F o rm zu tu n , so n d e rn m it einem p ro p o rtio n ie rte n Zwergwuchs, ein e r
v e rk le in e rte n A lte rsfo rm . Die V e rg le ich u n g m it den von S t u d e r (1901,S. 45) f ü r rezente
S pitzschädel angegebenen Maßen zeigt, d aß d e r H a ltn a u e rsc h ä d e l eine v e rh ä ltn ism ä ß ig
n ied e re Schädelhöhe besitz t. S ie b e tr ä g t n u r 44 mm gegen ü b e r 50 mm bei dem Bodmane r
S chädel (B a sa llän g e 127 mm) u n d 51 mm bei einem re z en ten Spitz (B asallänge 122 mm).
Die g e rin g e H irn sch äd e lh ö h e des H a ltn a u e r E x em p la re s e rsch e in t d u rch g rö ß e re H irn sch
äd e llän g e ausgeglichen.
Das S c h a f (Ovis aries ■palustris R ü t im. ) is t d u rch einen H o rn z ap fen (Rosga rten-
Museum, T o rfsch a f, N r. 13 (1)) belegt. Derselbe b e sitz t a n d e r Ba sis ein en U m fan g v o n ca.
10 cm u n d D u rchm e sse r von 2,7 u n d 3,0 cm, die L än g e län g s d e r K rüm m u n g b e trä g t ca.
10 cm. D e r Z ap fen (Taf. X , Abb. 44) is t n ic h t ab g ep la tte t, wie gewöhnlich beim weiblichen
T o rfsch a f, so n d e rn im Q u e rsch n itt m eh r ru n d lic h . Ganz ä h n lich e S tücke w u rd en v o n S u l z b
e r g e r a u s d e r n eo lith isch en S ied lu n g W e ih e r b. T h ay n g en g e fö rd e rt (Abb. 45, T a f. X).
Die Ge schlechtszugehörigkeit u n d d a s in d iv id u e lle A lte r dieser Z apfen is t schw ie rig zu
b eu rte ilen . F ü r die gewöhnlichen (weibl.) Z ap fen des T orfsch a fe s sin d sie n ic h t flach
genug, f ü r d ie vollau sg eb ild e ten m än n lich en zu kle in . — D ru ck ste llen d e r Z ap fen b ra c h te
n mich a u f die V e rm u tu n g , d aß es sich um im W a ch s tum k ü n stlic h (mechanisch) u n te r d
rü c k te m än n lich e Z apfen h an d e ln könne (vgl. S. 76). — Oder lie g t g a r K a s tra tio n sw irk
u n g vor?
Von d e r Z i e g e (Capra h ircu s L.) e n th ä lt die W e b e r sehe S am m lu n g ein en H o rn z
ap fen eines e rwachsenen weiblichen T ie re s von folgender Größe: Durchm e sse r a n d e r Ba sis
2 5 ,5 :3 3 ,5 mm, U m fan g 91 mm, L än g e a n d e r g ro ß en K rüm m u n g 202 (+ abgebrochen ca.
40—50) mm. D e r Q u e rsch n itt is t linsen fö rm ig , die K a n te n sin d ab g e ru n d e t. D e r Zapfen
i s t säbelförmig, wie bei den Weibchen zumeist. Ob die sä b e lh ö rn ig e od e r sch raubenhör-
n ig e Ra sse v o rlie g t, lä ß t sich a n dem weiblichen Z ap fen n ic h t entscheiden.
Die g rä fl. S am m lu n g e n th ä lt v o n d e r Ziege einen S c h ä d e l r e s t m it b e iden H o r n z
a p f e n , die in d e r M itte abgebrochen sind. Die Größe u n d F o rm d e r Z ap fen stim m t m it
dem e rs t beschriebenen e tw a ü b e re in ; es h a n d e lt sich ebenfalls um e in weibliches T ie r.
D u rchm e sse r b e id e r Z ap fen a n d e r B a sis 24:33 bzw. 35 mm.
E in U n t e r k i e f e r d e r g leichen S am m lu n g d ü rfte au ch v o n d e r Ziege h e r rü h re n , d e r
In c is iv te il is t abgebrochen. Die Maße d e r B a ck enzahnreihe sin d : L ängen: P 1 M 3 = 74 mm,
M l ^ M 3 = 50 mm, M3 = 23 mm.
R i n d (Bos ta u ru s L.).
Vom S c h ä d e l dieser A r t e n th ä lt die g rä fl. S ammlung ein en fa s t v o llstän d ig en to rf-
b ra u n e n S tirn te il m it den B a sa lte ilen d e r H o rn z ap fen (s. Taf. X I I , Abb. 52). D e r Z u stan d
d e r K n o ch en n ä h te lä ß t a u f e in 3— 4 jä h rig e s T ie r schließen. D e r G enickkamm is t n u r m äß ig
n a ch h in te n vorg eb u ch te t. Die m ittle re h in te re S tirn p a r tie is t fa s t eben, die v o rd e re etwas
eingesenkt. So m a ch t das S tü ck im Ganzen einen p rim ig en e n E in d ru c k . I n d e r re ch ten
o beren S tirn p a rtie , n a h e d e r Mittellinie, befindet sich e in v o n a lte n Bruch flä ch en b egrenztes
g roßes Loch v o n ca. 5 : 6,5 cm Durchmesser, d a s die ä u ß e re u n d in n e re K om p a k ta d u rc h d
rin g t. E s d ü r fte v o n einem töd lich en S chlage h e r rü h re n . E in k le in e re r S chädel au s Bodm
a n m it g en au d e r gleichen V e rle tzu n g befindet sich am R o sgarten-Museum zu Kon stan z
(a. d. W an d au fg eh än g t). Au ch a n einem U rsch äd e l au s den v o rg eschichtlichen Goldbergsiedlungen
(bei Nördlingen) lä ß t sich die gleiche V e rle tzu n g feststellen.
Ic h gebe zu dem e rs te re n S tück folgende Maße u n d V ergleichsmaße in M illim e te r
n a ch R ü t i m e y e r , N ö r n e r und v. L e i t h n e r .
Bodman
trochoceros Simment. Simment. § Ur 2
( R ü t im e y e r ) (Rüt im. ) ( N ö r n e r ) (v. Le i th ne r )
Geringste Breite zw. d. Schlaf enteisten 188 181 185 180 177—202
Größte Breite zw. d. Orbitae 230 220 227 235 230—253
Breite d. Occipitalkammes zw. d. Hörnern 165 175—165 200 180 157—196
Großer Durchm. d. Hornzapfen 73—74 50—76 56 62 65—90
Kleiner Durchmesser 49—50 38—65 46 45 54—74
Verhältniszahl d. Durchm. 1,48 . : . ■ aaSI 9.9. 1,38 1,1—1,42
(M: 1,23)
Umfang d. Zapfen a. d. Basis 193—196 135—215 162 167 195—264
Stirnlänge median (Kamm—Nasenbein244—
291
wurzel)
ca. 225 245
Die V e rg le ich u n g e rg ib t, d aß u n se r Stück, obwohl es in e in ig en Maßen d ie u n te re
Grenze f ü r Urkühei-ü b e rsch re ite t, doch n ic h t zu diesen g e re ch n e t w e rd en d a rf. Dagegen
sp ric h t zu n ä ch st die K u rz e des S tirn b e in e s (225 mm gegen 244 291). Auch die B e schaffe
n h e it d e r H o rn z ap fen sp r ic h t gegen Z u g eh ö rig k e it zum U r. Zwa r e rre ic h en sie den
n ied e rsten W e r t des H o rn z ap fen um fan g s b e i d e r l ' rk u h n a ch d e r Z usam m en ste llu n g bei
v . L e i t h n e r (S. 113 „K 3 “). In d e ssen b esitz en diese schwächsten U rk u h z a p fe n eine L än g e
d e r g ro ß en K rüm m u n g v o n 410 mm, h in te r d e r das B odmane r Stück, n a ch d e r ra sch e n
E inw ä rtsk rüm m u n g zu schließen, erheblich Zurückbleiben muß. Au ch die V e rh ä ltn isz ah l
d e r Durchm e sse r a. d. B a sis sp r ic h t dagegen; sie is t bei d e r U rk u h 1,1— 1,42, im M itte l
ca. 1,23, b e i dem Bodman e r Stü ck dagegen 1,48. W ir müssen dieses d a h e r einem g ro ß en
g ezähmten T ie r m it p rim ig en e n A n k län g en zu s ch re ib en . L e id e r is t ü b e r die g en au e F u n d schicht
in n e rh a lb d e r Bodman e r S ied lu n g en n ich ts bek an n t.
I n diesem Z usammen h an g g e s ta tte ie h j& ir nochmals einige B eme rk u n g en ü b e r die
sog. Trochoceros-Hasse E ü t i m e y e r ’s. B e k an n tlich h a t R i i t i m e y e r die Trochoceros-
F o rm sp ä te r als se lbständige Ra sse aufgegeben u n d sie „als eine im weiblichen Geschlecht
vorn ehm lich (allein gewiß n ic h t ausschließlich) a u ftre te n d e Modifikation d e r C h a ra k te re
von P rim ig en iu s“ gedeutet. E r sa g t w e ite r: „Als Species w ü rd e h ie rn a c h Trochoceros
d ah in fa llen , a ls Ra sse v ie lle ich t die Trochoceros-F o rm f ü r das weibliche Geschlecht einen
gewissen B e stan d h aben, in so fe rn sie h a u p ts ä ch lich a ls Zwischenform zu den weiblichen
F o rm e n des wilden P rim ig e n iu s u n d dem n u r im z ahmen Z u stan d b e k an n ten F rontosus
a u f tr itt“ (S. 26, 1866).