Pmcellidi/am fimbriatum und AUeutha depressa sollten nach Cl a u s (5. p. 7, 27) stark inkrustiert
sein, weil der Autor diese Eigenschaft in der Gattungsdiagnose aufführt. Die Untersuchung unter
gekreuzten Nicols h a t gezeigt, daß kristallinischer Kalk n i c h t anwesend ist. Merkwürdigerweise,
zu meiner großen Überraschung, entstand k e in e Gasentwicklung bei der Behandlung mit Salzsäure!
obwohl das Integument beim Drücken mit einer Präpariernadel h a rt und brüchig erschien. Mit vielen
Tieren und mit verschieden starken Lösungen habe ich die Probe wiederholt, immer mit demselben
Resultat. Die inkrustierende Verbindung kann also nicht Calciumcarbonat sein.
PorceUidium und AUeutha, wie auch die übrigen Peltiden, sind k e in e Plankter. Cl a u s - (5 . p. 6)
sagt darüber folgendes: „Obwohl vortreffliche Schwimmer, scheinen sie sich doch vorzugsweise an der
Oberfläche von Laminarien und Plorideen mehr kriechend fortzubewegen . . .“ Diese Angabe von
Cl a u s kann ich nur bestätigen; denn die mir vorgelegenen, aus den Algenrasen der Uferregion ausgesuchten
Tierchen schwammen nicht gern, sondern krochen und liefen auf den Algen herum. Es
ist nicht unwahrscheinlich, daß eine Beziehung zwischen der inkrustierten Beschaffenheit der Cuticula
und der nichtschwimmenden Fortbewegungsweise besteht. Die Familie der Peltiden ist eine stark
spezialisierte Gruppe, deren Organismus mehrere sekundäre Merkmale aufweist. Zu diesen sekundären
Merkmalen würde auifh die Inkrustation der Cuticula gehören.
Branchiura.
Beide untersuchten Arten achalicoderm.
Cirrhipedia.
Abgesehen von der sta rk verkalkten Schale, befindet sich kein Kalk in den übrigen Körperteilen
der untersuchten Arten, sie sind achalicoderm. Die starke Cuticula des Stieles von Lepas zeigt zwischen
gekreuzten Nicols Aufhellung, und zwar auch nach der Behandlung mit Salzsäure.. Es ist also klar,
daß diese Doppelbrechung nicht auf Kristallanisotropie beruhen kann, sondern sie ist auf die
faserige Struktur des Chitins zurückzuführen, das Ergebnis des Zusammenwirkens von Stäbchen-
und Micellardoppelbrechung (S c h m id t , 3 . p . 2 1 0 ).
Die Schale von Baianus untersuchte ich nicht an Dünnschliffen, sondern nur chemisch. Die
M e ig e n sehe Reaktion fiel negativ aus, so daß ich die Feststellung von M e ig e n und B ü t s c h l i bestätigen
kann: das Material der Schale ist C aM f jp
Auch die Schale von Lepas untersuchte ich zuerst chemisch. Die gereinigte und pulverisierte
Schale wurde m dem Mineralogisch-petrographischen In stitu t der Budapester Universität von Herrn
Assistenten Dr. R . R e i c h e b t m it der MEiGEu’schen Probe geprüft. Die Reaktion fiel vollkommen
p o s i t iv aus. Als Kontrolle, haben wir minerogenen Calcit und Aragonit vergleichend geprüft und
die Reaktionsfarbe des Lepos-Pulvers stimmte mit jener des Aragonits überein.
Wie ich in der historischen Übersicht erwähnte, erklärte K e l l y die Schale von Lepas auf Grund
des spezifischen Gewichtes und der optischen Erscheinungen als aus Calcit bestehend. Es lag also
ein scharfer Gegensatz vor, welchen ich durch optische Untersuchungen aufzuklären suchte. Für diesen
Zweck ließ ich in dem Mineralogisch-petrographigchen In stitu t der Budapester Universität aus der
Lepas-Schale Dünnschliffe herstellen. Es wurden aus dem Scutum, Tergum und der Carina je drei
Dünnschliffe hergestellt, und zwar longitudinale, transversale und tangentiale Schliffe.
Zunächst war an den Dünnschliffen ersichtlich, daß die Schalenstücke k r y p to k r i s t a l l in i s c h
sind, d. h. auch mit den stärksten Vergrößerungen waren die kristallinischen Bauelemente nicht
sichtbar. An manchen Stellen ließen sieh gute Achsenbilder sehen, welche e in a c h s ig und von n e g a tiv
em Charakter waren. Die Schale besteht also aus C a lc it, welcher Umstand zwar mit den Feststellungen
von K e l l y in Einklang ist, aber zu unseren Ergebnissen mit der MEiGEN’schen Reaktion
in Widerspruch s te h |||B
Die optische Achse scheint in den Dünnschliffen, welche aus dem Scutum tangential geschliffen
wurden, überall gleich orientiert zu sein, d. h. annähernd sind die Schliffe senkrecht zur optischen
Achse orientiert. Der Achsenaustritt ist schief, er schließt — auf Grund der numerischen Apertur
des Objektivs geschätzt — m ii||em Normale dès Schnittes (Dünnschliffes) in Luft austretend durchschnittlich
einen Winkel von 25—40° ein (Winkel >i). Der Winkel n stimmt nicht überein mit dem
Winkel (v), welchen die optische Achse im Kalk mit dem S ch n itten o rm a le einschließt, sondern y
ist größer ajs; v. Bei Calcit macht sich der ordinäre Brechungsindex ( m « $,6584) in der Richtung
der optischen Achse geltend, man kann also aus diesem und aus dem Winkel >j den wahren Neigungswinkel
(U ausrechnen. Aus dem Brechungsgesetz von S n e l l iu s -Ca k t k r i i -s folgt nämlich
sin v\
sin v • co V
Wenn man die den vi § 2 5 ° und *?2 = 40° entsprechenden Werte von v sucht, so findet man
vx = 14° 46', v% = 22° 48'.
Der Neigungswinkel der optischen Achse schwankt also zwischen 15° und 23°. Daß der Winkel v
nicht besonders groß ist, zeigt auch der Umstand, daß nicht nur <•>, sondern auch e' beträchtlich größere
Lichtbrechung zeigt, als der Kanadabalsam. Bekanntlich ist ^ ¿ ||1 ,4 8 6 4 und S c h a l l e r fand für den
Balsam folgende Brechungsindizes:
flü s s ig .........................................n = 1,524
gekocht . . . . . . . . . . . n = 1,539
übergekocht................................. n = 1,5412
Maximum.....................................n = 1,545
durchschnittlich..........................n = 1,537
Wenn wir bedenken, daß die äußere Oberfläche der Schale nicht gerade, sondern gekrümmt,
sogar sehr fein wellig ist und wenn wir den eventuellen Fehler des Schleifens in Betracht ziehen, so
können wir sagen, daß d ie o p tis c h e A ch se im a llg em e in e n s e n k r e c h t a u f d e r S c h a le n o
b e r f lä c h e s te h t. Wie bekannt, h a t M e r k e r einen ähnlichen Fall bei den irregulären Seeigeln
gefunden, indem bei diesen die optische Achse Senkrecht auf der Oberfläche der Skelettplatten
steht.A
uch in den aus der Carina hergestellten tangentialen Dünnschliffen beobachtet man ein schönes,
negatives* etwas schiefes, einachsiges Achsenbild. Wenn man den Dünnschliff in seiner eigenen
Ebene herumdreht, scheint das Achsenbild in geringem Maße gestört zu sein, woraus wir darauf
schließen können, daß der Dünnschliff aus vielen winzigen Bauelementen aufgebaut ist, deren optische
Orientierung voneinander ein wenig abweicht. Nicht nur to, sondern auch e’ ist beträchtlich stärker
lichtbrechend als der Balsam und e' nähert sich schon stark w. Der Winkel n beträgt ca. 10—15°,
so daß v nur 6—9° ist. Die Bichtung der optischen Achse steht also auch hier senkrecht auf der
Oberfläche.
Zoologlca. Heft 80. 5