Gonopoden (Fig. 232, 233): Hüften lateral dicht beborstet (wie bei A. gabonicus) und m it einem
abgerundeten Läppchen vorspringend; auf der Medialseite neben dem Hüfthörnchen ein zweiter
langer, am Ende abgerundeter Lappen. Das Telopodit ist ungegliedert und von der bei dieser Gattung
üblichen Form, in der Mitte leicht taillenartig verengt; im beborsteten Femoralteil eine tiefe Grube,
in die das Hüfthörnchen hineinragt und von der die Samenrinne ausgeht; letztere endet in einer Bucht
zwischen zwei breiten Lappen; ein schlanker Samenrinnenast ist somit nicht vorhanden (ebenso wenig
wie bei den anderen Arten der Gattung); die gegen die Bucht zu gerichtete Ecke des hinteren dieser
beiden Lappen ist in einen kurzen Dom ausgezogen, auf der Außenseite träg t dieser Lappen 2 lange
Borsten; der Rand beider Lappen ist in der Mitte fein gefranst.
Fundort: K a m e r u n , B u c a (C. B r i g g e leg. 1911. Hamburg. Mus.).
Familie Polydesmidae.
Genus Scytonotus C. L. K o c h .
Von der Gattung Scytonotus war bisher eine einzige Art (granulatus) ausführlicher beschrieben,
jedoch auch sie nicht bezüglich der Gonopoden, die im Text gar nicht erwähnt werden und nur sehr
ungenau abgebildet sind. Chamberlin h a t 2 Arten beschrieben: S. bergrothi 1911 und S. columbianus
1920; nur von letzterer Art sind die Gonopoden abgebildet, jedoch so, daß man nichts erkennen kann
und im Text sind sie nicht beschrieben. Die beiden K o c h sehen Beschreibungen S. laevicollis und
S. scabricollis beziehen sich offenbar auf Arten, die mit S. granulatus nahe verwandt sind, jedoch genügen
die Beschreibungen nicht, um die damit gemeinten Tiere wieder zu erkennen und von anderen
Formen zu unterscheiden. C o o k zieht beide Namen als Synonyma zu S . granulatus, was immerhin
möglich ist, jedoch eine unbeweisbare Vermutung bleibt, so lange bis die in Betracht kommenden
Gegenden, in denen diese 3 „Arten“ leben, der Nordosten der Vereinigten Staaten, Pennsylvania usw.,
nicht so genau durchforscht sind, daß man annehmen kann, alle Diplopoden seien bekannt und es
lebe nur eine Scytonotus-Alt dort in Pennsylvanien, so daß K o c h bei Beschreibung von laevicollis
und scabricollis nur Exemplare von S. granulatus vor sich haben konnte. Genau werden wir ja nie
wissen, wie die Tiere K o c h s ausgesehen haben und diese ganze Synonymie ist um so weniger wert,
als ja nicht einmal S. granulatus genau fixiert ist; denn wir kennen seine Gonopoden noch nicht. Überhaupt
sollte man es unterlassen, unvollkommene Beschreibungen verloren gegangener Typen auf
andere Individuen anzuwenden; wissenschaftlich h a t es gar keinen Wert und kann eventuell zu falschen
Vorstellungen über die Verbreitung einer Art führen.
Eine Unterscheidung der 2 hier neu beschriebenen Arten von S. granulatus ist nicht leicht,
da alle 3 habituell einander sehr ähnlich zu sein scheinen. C o o k gibt allerdings an, daß die Hinterecken
der Seitenflügel vom 5. Segment an immer mehr vorragend werden (womit die Abbildung
65 freilich nicht stimmt), während sie bei den neuen Arten bis über die Körpermitte hinaus ganz
abgerundet sind. Auch h a t S. granulatus 5—6 Querreihen von Tuberkeln auf den Metazoniten. Sowohl
S. granulatus wie laevicollis und scabricollis werden nur von Staaten im Nordosten Amerikas angegeben;
die beiden hier beschriebenen Arten dagegen leben auf der Insel Vancouver und im Staate Washington
im Nordwesten Amerikas; schon deswegen möchte ich keine der beiden neuen Arten mit S. granulatus
identifizieren. Es existieren außerdem in der Literatur noch Beschreibungen von 5 „Scytonotus“ -
Arten, die zwar ganz ungenügend sind, jedoch deutlich erkennen lassen, daß die damit gemeinten
Tiere nicht zur Gattung Scytonotus gehören können; es sind dies S. nodulosus K o c h , S. caesius
K a r s c h , .S. oavernajum B o llm ., S. seliger W o o d und S. woodianus H u m b e r t u. S a u s s u r e .
Die Stellung der Gattung Scytonotus war bisher nicht recht zu erkennen und ich reihte sie nach
den Angaben C o o k s , daß die Tarsen Kugelborsten haben, vermutungsweise bei den Sphaero-
trichopidae ein. Die Untersuchung der 2 neuen Arten zeigte aber, daß Scytonotus gar nichts mit den
Sphaerotrichopidae zu tun h at, sondern daß sie am nächsten verwandt ist m it der gleichfalls nordamerikanischen
Gattung Pseudopolydesmus, und daß beide in gewissem Sinne Vorläufer der echten Polydesmidae
sind, indem die Gonopoden von Scytonotus und Pseudopolydesmus in der Ausbildung der
Samenrinne ein Vorstadium des Zustandes bei den echten Polydesmiden erreichen. Die Samenrinne
biegt von ihrem anfangs geraden, endwärts gerichteten Lauf seitwärts ab und mündet auf dem Hauptstamme
der Tibia auf einem kleinen, behaarten Hügel, dem Haarpolster. Dagegen ist keine Samenblase
vorhanden, die das eigentliche Charakteristikum der Familie Polydesmidae bildet, sondern die Samenrinne
mündet direkt nach außen. Es ist ja bekannt, daß es bei der Gattung Polydesmus auch vorkommt,
daß das Haarpolster fehlt; die Samenblase ist j edoch stets vorhanden. Bei fast allen anderen Familien der
Polydesmoidea als den Polydesmidae mündet die Samenrinne entweder auf einem mehr oder weniger
schlanken, manchmal haardünn auslaufenden Seitenast des Tibiotarsus; wo am Tibiotarsus noch eine
Scheidung in Tibia und Tarsus erkennbar ist, gehört dieser Seitenast der Tibia an. Manchmal ist der
Tibiotarsus aber auch ganz unverästelt und dann mündet die Samenrinne ganz am Ende dieses Tibiotarsus,
der eigentlich Tibia heißen müßte, da man annehmen muß, daß der Tarsus und der distal von
der Abzweigung des Samenrinnenastes befindliche Teil der Tibia in Wegfall gekommen sind.
Scytonotus pallidus nov. sp.
(Fig. 234—239.)
Farbe je tz t blaß gelblich oder graulich weiß; es ist jedoch fraglich, ob das die ursprüngliche
Farbe ist.
$ Länge ca. 20 mm. Breite 3 mm.
Kopf samt Backen dicht und kurz beborstet, Scheitelfurche fein. In der Form der Seitenflügel
ist kein Unterschied gegenüber S. insulanus zu bemerken; die Seitenflügel sind bis zum 14. hinten
abgerundet (Fig. 234, 8. und 9. Segment), nur auf den Segmenten 15—17 in einen kurzen, breiten,
stumpfen Lappen ausgezogen. Auch die Granulation der Metazoniten ist die gleiche wie bei S. insulanus.
Alle kleinen Tuberkeln des Rückens tragen winzige Börstchen. Metazoniten vom 4. an mit Querfurche.
Vor ihr keine Granula, hinter ihr 4 Reihen. Die Fransen am Hinterrand der Metazoniten sind
schlank konisch und sind in ihrer distalen Hälfte gezähnt (Fig. 235). 18. Segment ohne Saftlöcher.
Halsschild bedeutend schmäler als der Kopf samt Backen, m it kleinen, unregelmäßig angeordneten
Tuberkeln bedeckt.
Schwänzchen schwach nach abwärts gebogen, dorsal beborstet; Schuppe trapezförmig-abgerundet
mit 2 Borstenwarzen.
Sternite nicht deutlich beborstet, ohne besondere Fortsätze.
Tarsus aller Beinpaare sehr schlank, leicht gebogen; auf den mittleren und hinteren Beinen,
deren Tibia verdickt ist, ist der Unterschied in der Dicke von Tibia und Tarsus besonders auffällig.
Auf den Beinpaaren 12—19 ist das Postfemur sehr kurz, die Tibia verdickt; auf dem 12. und 13. Beinpaar
h a t die Tibia hinten am Ende einen großen, breitabgerundeten, schräg nach oben gerichteten
Zoologlca. Heft 79. 19