Materials die Umwandlungsversuche nicht anstellen konnte. So kann es Vorkommen, daß spätere
Untersuchungen meine Feststellungen eventuell hier und da modifizieren werden. Die vielleicht
unterlaufenen Fehler dieser Natur mögen also den unbestimmten Angaben und dem knappen Material
angerechnet werden, zwei Umstände, welche zu überwinden ich nicht imstande war.
R ö n tg e n o lo g is c h wurden drei Arten untersucht: Oniscus asellus, Mesoniscus graniger und
Carinogammarus Roeseli. Eine Anzahl von Exemplaren dieser Arten wurden durch trockene Luft getötet,
im Thermostaten bei 35° C ausgetrocknet und pulverisiert. Die Aufnahme der Diagramme nach der
Methode D e b y e - S c h e r r e r geschah in dem In stitu t für physikalische Chemie der Universität zu
Freiburg i. Br. Die Ergebnisse werden bei der Besprechung der erwähnten Arten mitgeteilt. Um
einen eventuellen Vergleich der Diagramme möglich zu machen, seien die nötigen Daten der Aufnahmen
nach Herrn Dr. B ö h m hier wiedergegeben: ,,Daten der Kamera: Durchmesser effektiv ==
57,3 mm; Durchmesser des Präparates in Stäbchenform = 0,4 mm; ungefilterte Kupferstrahlung,
Strahlenschutzrohr Phönix; Expositionszeit = 8 u. 12 h ; 32 000 V und 15 mA.“
Betreffs der Literatur bemerke ich, daß tierische Kalkgebilde röntgenologisch zuerst durch
R i n n e (3. p. 6 7 ) untersucht wurden. Er h a t so festgestellt, daß die Schale des Hühnereies aus Calcit,
der Rückenschulp des Tintenfisches und die Schale von Nautilus aus Aragonit besteht. Außerdem
liegt mir eine diesbezügliche Publikation von Ö s a w a vor, der auch „shield of a crab-fish“ untersuchte
und aus Calcit bestehend (p. 3 6 ) fand. Mit Hilfe der mir zur Verfügung stehenden Wörterbücher
und englischer Fachliteratur vermag ich nicht festzustellen, um welches Tier es sich eigentlich handelt.
— Vielleicht um einen dekapoden Krebs.
Zum Schluß muß ich noch erwähnen, daß ich die Schale von Lepas anatifera an Dünnschliffen
untersuchte, die in dem Mineralogischen In stitu t der Päzmäny-Universität zu Budapest hergestellt
wurden.
Terminologisches.
In diesem Kapitel werde ich einige Begriffe und Fachausdrücke klarlegen und besprechen, welche
im Laufe der Arbeit oftmals Vorkommen, jedoch in der zoologischen Literatur nicht so allgemein
verbreitet und bekannt sind, daß die bloße Erwähnung der Termini genügen würde. Die meisten
Begriffe und Termini sind aus der mineralogisch-petrographischen Literatur übernommen, aber
auch die Bildung einiger neuen Termini war notwendig, um langatmige Umschreibungen zu vermeiden.
Betreffs der Kalkverhältnisse der Cuticula kann man die folgenden Fälle unterscheiden:
1. A c h a lic o d e rm ie : Der Kalk ist in der Cuticula weder chemisch noch optisch nachweisbar.
2. C h a lic o d e rm ie : Der Kalk ist in der Cuticula chemisch oder optisch feststellbar.
Die Achalicodermie kann sein 1. v o lls tä n d ig , wenn der Körper und seine Anhänge jeglicher
Kalkeinlagerung entbehren; 2. v o r h e r r s c h e n d , wenn sie zwar überwiegt, jedoch auch Chalicodermie
stellenweise vorkommt; 3. p a r t i e l l , d. i. neben vorwiegender Chalicodermie sind auch gewisse
kalkfreie Stellen vorhanden.
Die Chalicodermie ist n ie vollständig. Sie ist nur entweder v o r h e r r s c h e n d , wenn sie mit
partieller Achalicodermie, oder p a r t i e l l , wenn sie mit vorherrschender Achalicodermie zusammen
Yorkommt.
Innerhalb der Chalicodermie unterscheide ich zwei Zustände: 1. A m o rp h o c h a lic o s e , wenn
der Kalk amorph, also nur chemisch nachweisbar ist; 2. M o rp h o c h a lic o s e oder K r i s t a l lo c h a l i -
co s e , wenn der Kalk kristallinisch, also auch optisch nachweisbar vorkommt. Amorphochalicose
und Morphochalicose können nach ihrem Verhältnis zueinander und zu der Achalicodermie v o r h e r r s
c h e n d oder p a r t i e l l sein.
Diese Begriffe und Termini dienen zur Charakterisierung der a llg em e in e n Kalkverhältnisse
der Cuticula.
Im Laufe der Jahre wurden mehrere Modifikationen des kohlensauren Kalkes beschrieben, wie
Calcit, Aragonit, Vaterit, ja-CaC03, Ktypeit, Lublinit, amorpher CaC03. Als aber die röntgenologische
Methode in den letzten Jahren zur Charakterisierung der Modifikationen herangezogen wurde, erwiesen
sich nur amorphe CaC03, Vaterit, Aragonit und Calcit als wirklich gute, selbständige Modifikationen.
Uber den amorphen Kalk finden sich ausführliche Mitteilungen bei K e l l y (p. 452, 455), B ü t s c h l i
(6. p. 7—21), J o h n s t o n & Co. (p. 490—492). Hier sei nur so viel erwähnt, daß er optisch inaktiv,
isotrop ist, sein spezifisches Gewicht kleiner als das von Calcit (2,715) ist und daß er ,,in der Tierwelt
relativ haltbar in Vereinigung mit Chitin vorkommt“ (B ü t s c h l i , 6. p. 13).
Die Selbständigkeit des Vaterits war lange Zeit fraglich. Die röntgenologischen Untersuchungen
haben jedoch erwiesen, daß Vaterit einerseits die radialfaserige Form des /¿-CaC03 ist, welches auch
in tafeligen Kristallen vorkommt, anderseits daß beide ein hexagonales Raumgitter haben und eine
gute Modifikation darstellen. Siehe V a t e r (5); M e ig e n , B ü t s c h l i (6. p. 27), L in c k (4. p. 691),
S p a n g e n b e r g (2, 4), H e id e , R in n e (3. p. 66), J o h n s t o n & Co., G ib s o n & Co., S c h m id t (3. p. 135),
V e t t e r (p . 53), W e t z e l (p . 73), O h l s h a u s e n (p . 486), P r e n a n t (4. p . 21—22).
Aragonit ist die rhombische Modifikation; siehe R o s e n b u s c h -W ü l f in g -Mü g g e (I, 2. p. 291
bis 296), H in t z e (p. 2959—3022), D o e l t e r (p. 337—352). Es ist mir nicht begreiflich, woher P r e n a n t
(1. p. 368) die Angabe nimmt, daß Aragonit m o n o k lin wäre, obwohl auch die röntgenologischen
Untersuchungen von W y c k o f f , O h l s h a u s e n (p. 486), R in n e , H a g e & J a e g e r die rhombische
Natur des Aragonit bewiesen haben.
Calcit ist hexagonal, siehe R o s e n b u s c h -W ü l f in g -Mü g g e (I, 2. p. 217—227), H in t z e (p. 2809
bis 2955), D o e l t e r (p. 273—336), O h l s h a u s e n (p. 491).
Unter diesen Modifikationen ist nur Calcit (/?-CaC03) stabil. Amorpher Kalk, Vaterit (//-CaC03)
und Aragonit (A-CaC03) sind instabil, bezw. metastabil und sie wandeln sich unter gewissen Umständen
in Calcit um. Der Zusammenhang dieser Modifikationen ist nach L in c k (4.) folgender:
amorpher Kalk
spontan
Aragonit
durch Lösung
>*
Calcit
spontan
Calcit Calcit