für neun Gattungen charakteristisch, die von H a n s e n *) als ein Tribus „Sphaerominae eubranehiatae“
der TJnterfamilie Sphaerominae aufgefaßt werden. Diesem Tribus stehen die „Sphaerominae hemi-
branchiatae“ (nur das Endopodit der Pleopoden 4^-5 mit Falten) und die „Sphaerominae platy-
branchiatae“ (Pleopoden 4—5 ohne Falten) gegenüber. Aus dem letzten Tribus sah ich keine Art;
in den ersten gehört das untersuchte Sphaeroma serratum.
Nun stehen sich zwei Tatsachen gegenüber :Sphaeroma serratum mit achalicodermenPleopodenl—3
und mit Falten n u r an den Endopoditen der Pleopoden 4—5, anderseits Naesa biderdata mit vollständiger
bezw. partieller Morphochalicose an den Pleopoden 1—3 und mit Falten an den b e id e n Spaltästen
der Pleopoden 4—5. Wir müssen von der morphologischen Betrachtung zur physiologischen
fortschreiten und damit ergibt sich eine auf der Hand liegende Erklärung.
Die Panzerung, die Morphochalicose der drei ersten Pleopodenpaare bedeutet — physiologisch
genommen — die Verringerung der respiratorischen Oberfläche, weil die gepanzerten Äste für den
Gaswechsel ungeeignet sind. Die Faltenbildung der Spaltäste dagegen ist eine Vergrößerung der
respiratorischen Oberfläche. Wenn also Naesa gegenüber Spkaeroma eine Verringerung der respiratorischen
Oberfläche der drei ersten Pleopodenpaare zeigt, demgegenüber aber die Faltenbildung,
d. h. die respiratorische Oberfläche der zwei letzten Pleopodenpaare im Verhältnis zu Sphaeroma
verdoppelt ist, so ist der Verlust an respiratorischer Oberfläche ausgeglichen.' Meiner Anricht nach
s in d a lso d ie F a l t e n d e r E x o p o d ite n d e r v i e r t e n u n d f ü n f t e n P le o p o d e n von N a e sa
(und wahrscheinlich bei den verwandten Gattungen) a ls k om p e n s ie re n d e E in r i c h tu n g e n f ü r
d ie M o rp h o c h a lic o s e d e r d r e i e r s t e n P l e o p o d e n p a a r e a u f z u f a s s e n 2), d. h. a ls F o lg e n
e in e r k om p e n s a to r is c h - f u n k tio n e lle n H y p e r tro p h ie .
5. E p ic a r id e a .
Aus dieser Unterordnung untersuchte ich zwei Arten: Bopyrus squiUarum und Gyge bramehiaUs,
welche sich ganz ähnlich verhalten. Bekanntlich sind beide Arten extrem angepaßte und körperlich'
sta rk deformierte Parasiten. Die Weibchen sind völlig achalicoderm. Die kleinen Männchen haben
noch zum Teil den Mosaikpanzer behalten, nämlich in den Klammerorganen: in den 1—3 Peräopoden
sind Dactylopodit, Propodit und der distale Teil des Carpopoditen, in den Peräopoden 4—7 dagegen
nur das Dactylopodit und Propodit gepanzert. Der Panzer besteht aus negativen Sphäriten (Calcit):.
Die Bumpfsegmente sowie die übrigen Glieder der Gehfüße zeigen Amorphochalicose, die Mundgliedmaßen
sind achalicoderm. Es besteht also hier ein sexueller Dimorphismus bezüglich der Kalkinkrustation
des Körpers.
Wir sehen hier, daß der extreme Parasitismus bei den Isopoden zu einem völligen Verlust der
Inkrustation des Integumentes führt. Diese Feststellung aber können wir in einen größeren Erscheinungskomplex
einreihen, nämlich dem Abbau, der Bückbildung sämtlicher Organe, welche
durch die parasitische Lebensweise überflüssig geworden sind. Wie diese Rückbildungen oder Umgestaltungen
ausnahmslos, so ist auch das hier beobachtete Fehlen des Mosaikpanzers, sogar das
Fehlen jeglicher Inkrustation, ein abgeleiteter, sekundärer Zustand, so daß wir von s e k u n d ä r e r
A c h a lic o d e rm ie sprechen dürfen.
2) H a n s e n : On the Propagation, Structure, and Classification of the Family Sphaeromidae. (Quart. Joum. Microsc. Science.
49. 1906. p. 69-135, spez. p. 100-101.)
2) Auf eine ähnliche Erscheinung weist Zimmer (K ü k e n th a l , p. 673) bei den Cumaceen hin. Hier sollen die Härte, Sprödigkeit
des Integuments, sowie die Größe der Tiere und die Zahl der Kiemenelemente in Beziehung stehen. Es handelt sich also
prinzipiell um dieselbe Erscheinung.
Es ist weiterhin zu beachten, daß das Weibchen beider Arten sogar in den Füßen keine Kalkeinlagerung
hat, offenbar weil es in dem Körper des Wirtes so gesichert ist, daß leistungsfähige Klammerorgane,
also durch Inkrustation versteifte Füße, gar nicht nötig sind. Das Männchen dagegen,
welches da verurteilt ist, sich an dem Weibchen festzuklammern, h a t gute Klammerorgane, welche
sogar einen Mosaikpanzer besitzen, um den infolge der ständigen mechanischen Inanspruchnahme gesteigerten
Ansprüchen an Festigkeit zu genügen. In der starken mechanischen Inanspruchnahme,
wie sie sich hier, wie oben bei dem Ceratothoa- und Emetha-Typ, bei den Klammerorganen (und Greiforganen!)
zeigt, s e h e ic h e in E rh a l tu n g s p r in z ip f ü r d e n M o s a ik p a n z e r , wenn dieser infolge
spezialisierter Lebensweise (hier Parasitismus) sekundär rückgebildet wurde.
Für diese beiden Vertreter der Epicaridea stelle ich den Bopyrus-Typ auf, welcher durch die
folgenden Merkmale gekennzeichnet wird:
1. A llg em e in e K a lk v e r h ä l tn i s s e : Geschlechtlich dimorph; Weibchen achalicoderm, Männchen
mit vorherrschender Amorphochalicose und partieller Morphochalicose und Achalicodermie.
2. M o d if ik a tio n d e s C aC 0 3: Calcit.
3. G rö ß e n o rd n u n g d e r M o s a ik e lem e n te : Mikrokristallinisch.
4. S t r u k tu r : Panallotriomorph.
5. K r is ta llo g r a p h is c h e F o rm : Radialfaserige Sphäriten.
6. S p e z ie lle A u s b ild u n g : Mosaikpanzer nur in den Klammerorganen des Männchens;
geschlechtlicher Dimorphismus.
7. O p tis c h e O r ie n tie ru n g : Sphäritencharakter negativ.
Die an den Isopoden gewonnenen Ergebnisse können wir folgendermaßen zusammenfassen:
1. Die Kalkeinlagerungen des Isopodenpanzers bieten uns eine ganz überraschende Mannigfaltigkeit
wie in morphologischer und systematischer, so auch in biologischer und in phylogenetischer
Hinsicht.
2. In morphologischer Hinsicht sind die nachstehenden Feststellungen hervorzuheben:
a) Es wurde kein freilebender Isopode mit vollkommener Achalicodermie beobachtet. Dieser
kommt nur Idotea Basten nahe.
b) Eine vorherrschende Amorphochalicose kommt bei den Aselloideen vor.
c) In den Unterordnungen Oniscoidea, Valvifera, Flabellifera und Epicaridea tr itt vorherrschende
oder mindestens partielle Morphochalicose auf und wir können folgende T y p e n unterscheiden:
Oniscus - Typ
} Unterordn. O n is c o id e a
Unterordn. V a lv if e ra
Titaneihes-
Idotea-
Cirolana-
Cymothoa-
Ceratothoa-
Emetha-
Bopyrus-
Unterordn. F la b e l l i f e r a
Unterordn. E p ic a r id e a .