Cymotlioa sp.
S c h m id t (3. p. 260) schreibt: „Eine ähnliche geschlossene Lage von Sphäritenscheiben beobachtete
ich im Panzer von Cymothoiden (marinen Asseln, Isopoden). Hier war der radiäre Aufbau der
Sphäritenscheiben äußerst fein und gleichmäßig, so daß sie zwischen gekreuzten Nicols von einem
schmalen, beim Drehen des Objekttisches fast ganz unverändert bleibenden dunklen bezw. negativen
Kreuz durchsetzt erscheinen. Darunter finden sich ebenfalls hier jene undurchsichtigeren kugeligen
Kalkanhäufungen, die vorher erwähnt wurden, und offenbar durch Umkristallisation in dem längere
Zeit in Alkohol aufgehobenen Material entstanden waren.“
Herr Prof. Dr. W. J . S c h m id t stellte mir sein Präparat mit verbindlicher Zuvorkommenheit
zur Verfügung, so daß ich darüber eingehender berichten kann.
Das Präpara t enthält einen Uropod und vier Tergitenstücke und führt die Bezettelung
„Cymothoe“. Aus diesen Körperteilen war eine nähere Bestimmung der Art nicht möglich. Von
diesem Präpara t habe ich drei Mikrophotogramme auf genommen (Taf. I I Fig. 1, 2, Taf. VI Fig. 5).
Der Mosaikpanzer besteht aus Sphäritenscheiben, deren Umrisse schon auch im gewöhnlichen
Licht beim Senken des Kondensors gut zu sehen sind. Die Umrisse werden durch ziemlich gerade
Linien gebildet und stellen unregelmäßige, 5—12seitige Polygone dar. Das schön ausgebildete schwarze
bezw. negative Kreuz, das Fehlen der sprunghaften Auslöschung und das Dunkelfeldbild beweisen
unzweifelhaft, daß eine Sphenocyklenbildung vollständig fehlt. Hier und da beobachtet man sich
öffnende und verdoppelte Kreuze. Die Interferenzfarben sind, wie bei Cirolana, ziemlich hoch. In
der Mitte des Sphäriten finden wir Grün, Gelb und Orange II. 0 ., an der Peripherie Blau II. 0 ., was
auf eine Abnahme der Dicke in zentrifugaler Richtung hinweist. Mit stärkerer Vergrößerung betrachtet,
sieht man, daß das Blau ein Netzwerk bildet, dessen Zwischenräume höhere Interferenzfarbe zeigen.
Es handelt sich also um eine vertiefte Mikroskulptur. Diese Verhältnisse kann man an den klaren
Stellen der Tergitenstücke, wie Fig. 29 zeigt, feststellen.
Die umkristallisierten Partien verdecken den originalen Bau in verschiedenem Maße. Es scheint,
daß die Umkristallisation von dem Mittelpunkt des Sphäriten ausgeht und zentrifugal-konzentrisch
gegen die Peripherie des Sphäriten vordringt (Taf. I I Fig. 2). Ein hübsches Bild ist es: in der Mitte ein
großer, kreisrunder weißer Fleck, welcher die zentralen höheren Interferenzfarben verdeckt, die Peripherie
ist schön blau, durchbrochen von den vier Armenden des schwarzen Kreuzes. Endlich erreicht
die Umkristallisation die Grenzen des Sphäriten und fließt mehr oder minder vollständig mit den
benachbarten ebenfalls umkristallisierten Sphäriten zusammen. In diesem Zustande ist der ursprüngliche
Bau nur an wenigen Stellen sichtbar. Die Grenzen der Polygone sind jedoch auch jetzt in dem
vollen Zustand der Umkristallisation siehtbar, wenn man die Beleuchtung ändert und den Kondensor
senkt.
In dem Uropoden findet man ebenfalls Sphäriten-, aber die Umrisse sind hier gebogen, manchmal
wellenförmig und das schwarze Kreuz oft deformiert. Die Interferenzfarben sind viel niedriger, sie
bleiben innerhalb der ersten Farbenordnung. Am meisten findet man Gelblichweiß oder Hellgrau.
Aus dem Gesagten geht ganz klar hervor, daß wir hier mit einem Typus zu tun haben, welcher
unter den bisher besprochenen Isopoden gar nicht vorkam und in erster Linie dadurch gekennzeichnet
ist, daß der Mosaikpanzer aus Sphäritenscheiben besteht.
Das mir zur Verfügung stehende Dauerpräparat ließ keine weiteren Untersuchungen zu und die
Kenntnis dieses interessanten Typus wäre unvollständig geblieben, wenn es mir nicht geglückt wäre,
in der Cymothoa-Verwandtschaft Formen, m it ähnlich gebautem Mosaikpanzer zu finden.
Anilocra physodes L.
Einen Mosaikpanzer findet man an dem Kopf, den thorakalen und pleonalen Tergiten, Augen,
Antennen, dem Basalteil der Mandibel und ersten Glied des Tasters, der Basis und dem ersten Tasterglied
des Kieferfußes, den Gehfüßen, dem Protopoditen und zum Teil an den Ästen der Uropoden; auch in
den Protopoditen der Pleopoden 1—4 fand ich kristallinische Inseln, welche indem ersten Protopoditen
ziemlich groß sind. Durch Amorphochalicose sind ausgezeichnet: Epistoma, thorakale und pleonale
Sterniten, Distalteil des Mandibulartasters, Innenfläche der Spaltäste der Pleopoden, endlich in sehr
geringem Maße die Protopoditen der Pleopoden 1—5. Die beiden Maxillen, Epipodit und zweites
Tasterglied des Kieferfußes, Oostegiten, Exo- und Endopoditen der Pleopoden, Gelenk- und Inter-
segmentalhäutchen, ferner der umgewandelte Maxillarfuß des trächtigen Weibchens sind achali-
coderm.
Der Bau des Mosaikpanzers ist derselbe wie bei Cymothoa. Die Form der Sphäriten ist polygonal,
insbesondere die der Augen sind fast regelmäßige Sechsecke (Taf. X III Fig. 3 4). Die In te rferenzfarben
sind dieselben wie bei Cymothoa, jedoch die ganze Erscheinung bei weitem nicht so
schön.D
er Mosaikpanzer des Telsons (Taf. VII Fig. 5) nimmt eine gewisse Sonderstellung ein. Die Form
der Sphäriten ist hier nicht ein durch gerade Linien begrenztes Vieleck, sondern die Grenzlinien sind
wellenförmig, gezackt, aus- und eingebuchtet, so daß die Sphäriten manchmal ganz blumenförmig
aussehen. Ihre Größe ist auffallend verschieden; neben großen findet man ganz winzige eingefügt.
Die Oberfläche der Sphäriten scheint wellenförmig zu sein, und um den Mittelpunkt sind oft radiär
gelagerte, ellipsen- oder spindelförmige (im optischen Schnitt!) Gebilde vorhanden, welche eine
Rosette bilden (Taf. VII Fig. 6). Uber die Natur dieser Gebilde kann ich nichts Näheres aussagen.
Das schwarze Kreuz ist fast immer unvollständig und deformiert. Die Interferenzfarbe ist in der
Mitte Hellgrau I. 0 . ( r = 210 w ) , von hier gegen die Spitze des Telsons sinken die Interferenzfarben
bis zum Lavendelgrau, gegen die Basis des Telsons dagegen steigen sie und erreichen die zweite Farbenordnung.
Die Dicke des Telsonpanzers nimmt also in oro-aboraler Richtung ab.
Nachträgliche Umkristallisationen kommen auch hier vor und sie sehen so aus, wie bei Cymothoa.
Die untersuchten Tiere wurden 1885 gesammelt.
Nerocila neapoletana S c h iö d t e & M e in e r t .
Einen Mosaikpanzer haben die folgenden Körperteile: Kopf, thorakale und pleonale Tergiten,
Augen, Antennen, Basalteil der Mandibel, Mandibeltaster, Basalteil der zweiten Maxille, Basis und
erstes Tasterglied des Kieferfußes, Gehfüße, Uropoden. Durch Amorphochalicose sind ausgezeichnet:
Epistom, Distalteil der Mandibel, erste Maxille, Distalteil der zweiten Maxille, Epipodit und zweites
Tasterglied des Kieferfußes, Protopoditen der Pleopoden (sehr wenig!). Die Sterniten, Spaltäste der
Pleopoden, Oostegiten, Gelenks- und Intersegmentalhäutchen sind achalicoderm.
Der Bau des Mosaikpanzers ähnelt dem von Cymothoa, aber er ist wesentlich dicker, indem auch
ohne Beteiligung der sekundären Gebilde der Bau nur an den Segmenträndern und an den Gliedmaßen
gut sichtbar ist. Der Telsonpanzer zeigt bezüglich seines Baues keine Abweichung von den übrigen
Teilen des Körpers, und er wird gegen die Spitze so dünn, daß die Doppelbrechung stellenweise nur
mittels der Gipsplatte Rot I. 0 . nachweisbar i s t1).
i) Gelegentlich der systematischen Bearbeitung eines Materials konnte ich feststellen, daß Nerocila bivitlata Risso einen ähnlich
gebauten Panzer hat. Die Topographie konnte ich nicht näher untersuchen.