Sammlung in London, B u d a p e st u n d B u k a re s t, noch die in Wien u n d B e rlin besitzen ein
solches*).
Von a n d e re n W irb e ltie re n sin d au ffa llen d wen ig Be ste e rh a lten . Die V ö g e l sind n u r
d u rc h folgende A r te n v e rtre te n : 1. K o r m o r a n (P halac rocorax carbo L.), v e rm u tlich
d am a ls noch B ru tv o g e l am Bodensee. 2. G r o ß e r B r a c h v o g e l (N um en iu s arq u a tu s L.).
3. E in e E n t e n a r t (A n a s spec. ?). 4. K l e i n e r S t e i ß t a u c h e r (Podiceps m in o r
La t h . ) . 5. B u s s a r d (B u teo buteo L.?).
Von K e p t i l i e n is t a n d a s schon lä n g e r b ek an n te Vorkommen d e r e u r o p ä i s c h e n
S u m p f s c h i l d k r ö t e (E m y s europaea L.) im T orfmoor B u s s e n r i e d bei Kon stan z zu
e rin n e rn . I n d e r neo lith isch en S ied lu n g W e i h e r b. T h a y n g e n w u rd e sie sp ä te r von
S u l z b e r g e r (mündliche Mitteilung) i n n e r h a l b der K u l t u r s c h i c h t g efunden. Dies
is t f ü r die B e u rte ilu n g des K lim a s höchst bedeutungsvoll. Die Emh ry o n a len tw ick lu n g der
Sum p fs ch ild k rö te v e r la n g t trockene, w a rm e Sommermonate (Mai—September). I h r V e rschwin
d en a u s vie len Gebieten, z. B. a u s Südschweden u n d D än em a rk , wo sie zu r Ancylus-
zeit h äu fig v o rk am , w ird m it d e r Ä n d e ru n g des K lim a s (Abnahme d e r T em p e ra tu r, Zun
ahm e d e r Niederschläge) b eg rü n d e t. Dies d ü r fte au ch f ü r ih r V e rschw inden au s S ü d d
eu tsch lan d zutreffen. Die A r t w u rd e von m ir au ch u n te r dem K n o ch enm a te ria l d e r
neolithischen S ied lu n g en Aichbühl-Riedschachen am F ed e rse e (Oberschwaben) n a ch gewiesen,
w o rü b e r im 2. H a u p tte il g en au e r b e ric h te t w e rd en soll.
Von A m p h i b i e n lie g t n u r e in F r o s c h s k e l e t t (R a n a spec.?) vo r. A u ffa llen d gerin
g sin d die Vorgefundenen Fi s c h r e s t e . Sie b e s ch rä n k en sich a u f den H e c h t (Esox
luc iu s L.) und den B a r s c h (Perca flu v ia tilis L.). D aß die S ied le r d ie F isc h e re i energisch
b e trieb en h aben, u n te r lie g t n a ch den z ah lre ich en F is c h e re ig e rä te n k einem Zweifel.
Die H a u s t i e r w e l t u n s r e r ju n g ste in z e itlich en P fa h lb au sied lu n g en b e steh t a u s H u n d ,
R i n d , S c h a f , Z i e g e und S c h w e i n , zu denen sich im L au fe d e r F rü hm e ta llz e it das
P f e r d g e se llt (z. B. in Bodman). D ie A u fsp a ltu n g in R a ssen is t heim H u n d , als älte stem
H a u s tie r, am weite sten v o rg e sch ritten . D ie H a u p tm a s se d e r T ie re g e h ö rt zu r T o r f h u n d g
r u p p e , in d e r a u ß e r dem v o rh e rrsc h en d en m itte lg ro ß e n T y p u s zwei Zwergformen u n d
a n d re rs e its g rö ß e re In d iv id u e n v o n in te rm ed iu s- Größe u n te rsch ied en werden könnfen.
Da zu tre te n E x em p la re v o n W olfsgröße au f. Auch beim R in d u n d d e r Ziege tre te n
U n te rsch ied e in dem Grad e au f, d aß m a n v o n vollzogener oder beg in n en d e r R a ssen b
ild u n g spre ch en k a n n . Das Schwein e rsch e in t ein h e itlich e r, dem w ilden A u sg an g sm a te ria l
(S u s sc rofa fe r u s L.) noch v e rh ä ltn ism ä ß ig nahestehend.
Ü b e r d ie einzelnen A r te n is t folgendes zu b emerken.
D e r H a u s h u n d (Canis fam ilia r is L.) fe h lt in k einem g rö ß e re n P fa h lb a u . Das meiste
M a te ria l lie fe rte n N u ß d o r f und S i p p l i n g e n : N u ß d o rf 13 m eh r oder w en ig e r volls
tä n d ig e S chädel (s. T ab. S. 75), dagegen n u r ein en Gliedmaßenknochen, S ip p lin g en v o r nehm
lich U n te rk ie fe r u n d Gliedmaßenknochen. Die v e rh ä ltn ism ä ß ig g ro ß e Z ahl u n v e rs
e h rte r S k e le tte ile des H u n d e s beweist, d aß d ie se r eine S o n d e rste llu n g einnahm. Die s ta rk e
seelische B in d u n g zwischen ihm u n d dem Menschen v e rsch o n te ih n a ls N a h ru n g s tie r, wenn
e r au ch g e legentlich dazu h e rh a lte n m u ß te , wie Me sserspuren u n d a lte Bru ch flä ch en an
Kn o ch en u n d Sch äd e ln beweisen.
.. *) Während der Korrekturen hatte ich selbst in den Karpathen Gelegenheit, Skelette von 4 erlegten Hirschen zu
präparieren und zu messen. Ich stellte als größte Länge des Metacarpus ca. 270—275—277—295 mm, als größte Länge des
Metatarsus ca. 310—314—330 mm fest. Diese Werte sind höher als die von R ü t im e y e r , H e s c h e l e r und mir beobachteten
Maxima bei Hirschen aus der Pfahlbauzeit unseres Gebietes — nämlich 265 mm für den Metacarpus, 300 mm für
den Metatarsus. :— Über andere Skelettmaße des KärpathenhirsChes hoffe ich später berichten zu können.
Die H a u p tm a s se d e r T ie re -g eh ö rt in d en h in sich tlich d e r Größe f rü h e r vie lfa ch wohl
zu eng g e faß ten F o rm e n k re is des T o r f h u n d e s (Canis f. p a lu str is s. 1.).
Da s E rg eb n is d e r Messungen d e r Schädel v o n Nuß d o rf, Bodman, H o f bei S te in a Rh
stim m t se h r g en au m it den v o n R ü t i m e y e r f ü r den schweizer T o rfh n n d angegebenen
Werten u b e rem (s. S. 75). Au ch ein T e il d e r S i p p l i n g e r H u n d e g e h ö rt z u r gleichen
Großenstufe (s, Tab. S. 7 5 ||E in e rh eb lich e r Teil d erselben is t a b e r g rö ß e r; e r n ä h e r t sich
oder e rre ic h t in d e r L änge d e r Gliedmaßenknochen u n d des U n te rk ie fe rs (Schädel sind
von dieser G rößenstufe le id e r n ic h t erh a lten ) den A s c h e n h u n d (Canis f. in te rm ed iu s
Wo l d ? . , T y p u s W e ik e rsd o rf A), dessen Schädel-Basallänge 164 mm b e trä g t. Von rez en te
n Ra ssen w ü rd en h ie rh e r die k le in e ren In d iv id u e n des nordisch en E lch h u n d e s u n d die
F in n eh u n d e gehören. Die n o rd isch en R a ssen sin d a lle rd in g s im a llg emeiner, b re it-
knochiger.
Die F ra g e d e r H e rk u n ft dieser g rö ß e re n T o rfh u n d e is t von S t u d e r a u f G ru n d seines
Ma te ria le s au s den P fa h lb a u te n des B ie le r Sees d a h in b e an tw o rte t worden, d aß sie sich
gegen E n d e des Neolithikums au s dem m itte lg ro ß en ty p isch e n T o rfh u n d , wie e r z B in
Robenhausen v o rk am , entwick e lt h ä tte n . A n u n srem M a te ria l findet diese a n sich plau sib le
Vorstellung kein e Stütze, weil die g rö ß e re n E x em p la re in d e r ä lte re n S ied lu n g (Sipplingens)
ebenso häufig sin d wie in d e r jü n g e ren . E s zeigen au ch die n eu e ren U n te rsu ch u n g e n von
B r i n k m a n n und Ge h l , d aß schon v o r d e r ä lte s te n P fa h lb a u z e it des Alpengebietes, in
e r Zeit d e r jü n g e re n K jö k k enm ö d d in g e r, in S k a n d in a v ie n u n d ang ren z en d en Gebieten
neben dem ty p isch en T o rfh u n d g rö ß e re In d iv id u e n , H u n d e m ittle re r Größe, v o rk am en
die im S k e le tt zum T e il m it den h eu tig en E lc h h u n d en g u t ü b e re in stim m en u n d von B r i n k m
a n n a ls d e ren V o rlä u fe r angesehen werden. A n d e re T ie re au s n ordischem Gebiet
besitzen m eh r den In te rm e d iu s -ß h a ra k te r ('Gehl). .
j ^ ! rgf°rmen Bi B sp a fe fii S t r o b e l ? ) w u rd en in Bodman, Wangen, S ip p lin g en
u n d H a ltn a u e rm itte lt. Ih r e A b k u n ft von dem m itte lg ro ß e n T o rfh u n d (Robenhauser A u sp
räg u n g ) w ird h eu te wohl von n iem an d m eh r b e s tritte n . U n te r den Zwergformen u n sre s
Gebietes la ssen sich ü b rig en s zwei S o rte n u n te rsch e id en , eine m it ziemlich s ta rk e in gesenktem
Gesichtsprofil (Bodman, Wangen), d ie a n d re m it mehr g e s tre ck tem (H a ltn a u HEB 1St ,A1*e r die?es ü x om p ln re s nicht ganz sicher). W ä h re n d es sich im e rs te re n
_:alle um ein Stehenbleiben des Schädels a u f einem Ju g e n d s ta d ium h an d e lt, lie g t im zweite
n m e h r eine p ro p o rtio n ie rte V e rk le in e ru n g d e r A lte rsfo rm bezw. eine Tendenz z u r Streich
u n g des Schädels vo r. i D e r A n fan g d e r Zw ergbildung lieg t also schon im N eo lith ikum,
wie die S ip p lm g e r F u n d e beweisen und: üb e rd ie s k ü rz lich au ch von G a n d e r t fü r
mitte l- u n d n orddeutsches Neo lith ik um nachgewiesen wurde.
Ganz v e re in z e lt w u rd en Überbleibsel von wolfsgroßen H u n d en g efunden, so in U n te r uh
ld in g en Bodman, Wangen. E in F u n d s tü c k (Atlas) v o n U n te ru h ld in g e n w ird a ls jung-
stemz e itlich angegeben, ebenso d e r Schädel des C. f. leineri (Bodmann), w äh ren d bei den
ü b rig en F u n d en das A lte r - « o b jungste in -, k u p fe r- od e r bronzezeitlich ^ u n s i c h e r ist. Das
an scheinend ziemlich u n v e rm itte lte A u ftre te n dieser g ro ß en H u n d e lä ß t E in fü h ru n g v e r muten,
v ie lle ich t au s d e r gleichen R ich tu n g , a u s d e r das Me tall kam.
Ü b e r die g ro ß e Ra sse lä ß t sich k e in abschließendes U rte il fällen. Die Größe d e r Glied-
maßenk n o eh em u n d K ie fe r en tsp ric h t d e r des f rü h e r bei Bodman g e fu n d en en S chädels des'
C a m s /. le in e n S t u d e r (B asallänge 200 mm), d e r a u s dem d o rtig e n ju n g ste in z e itlich en
P ra h l bau stammen soll.