o p tis c h e n V e r h ä ltn is s e d e s M o s a ik p a n z e r s d u r c h g ew is se e k to d e rm a le O rg an e
(z. B. Ausführkanal einer Drüse, „Epimerendrüsen“ , Borste) m o rp h o g e n e tis c h b e d in g t zu se in
s c h e in e n .
Was die Interferenzerscheinungen anbelangt, ist die Aufhellung immer farbig. Die Interferenzfarben
sind ziemlich verschieden, nämlich sie steigen vom Weiß I. 0 . bis zum Grün II. 0 . Die Gangunterschiede
( r ) habe ich mit dem Kompensator nach B e r e k bestimmt. Dieses Verfahren ist sehr
einfach, schnell und gibt zuverlässige zahlenmäßige Daten in Millimikren (/¿fi).
Es wurden gemessen:
An dem Mittelteü der Rückenplatten . . . . . . . 598—600 im
An den Rändern „ „ ............................. 740—760 „
An den Seitenteilen,, „ ............................. 370—390 „
Epimeralplatten „ „ ............................. 250—260 „
In den Sphenocyklen der Rückenplatten . . . 132,5—201—246,5 „
Wenn man überall die gleiche Lage der optischen Achse voraussetzt, ist es möglich, aus der
verschiedenen Höhe der Interferenzfarben auf die relative Dicke der doppelbrechenden Schicht zu
schließen. Die Mosaikplatten der Tergiten haben z. B. meist je zwei hellere, rundliche oder ovale
Flecken, deren Interferenzfarbe ( r = 2 7 2 fz/x) viel niedriger ist als die der Umgebung ( r = 6 0 0 /x/x).
Diese Flecken entsprechen den Vertiefungen, der Punktierung der Cuticula; unter diesen Vertiefungen
verliert die doppelbrechende Schicht mehr als die Hälfte ihrer gewöhnlichen Dicke. Die Vertiefungen
sind mit einem Halbring umgeben, welcher wieder etwas höhere Interferenzfarbe zeigt.
K e l l y beobachtete bei Oniscus auch einachsig-negative Achsenbilder. Mir ist es nicht gelungen,
brauchbare Achsenbilder zu sehen, nur hier und da nahm ich unvollkommene Spuren eines Achsenbildes
wahr, woraus ich aber nur so viel zu folgern vermochte, daß die optische Achse entweder sehr
schief, stark geneigt heraustritt oder aber sogar parallel der Oberfläche in der Pla tte liegt. Diese
Vermutung wird durch den Umstand stark unterstützt, daß ich nirgends Platten
fand, welche unter allen Azimuten dunkel geblieben wären oder aber nur geringe'
Aufhellung in den Diagonalstellungen gezeigt hätten.
Der „verhältnismäßige“ Charakter der Doppelbrechung ( S c h m i d t , 3. p. 54)
wurde an den Sphenocyklen bestimmt. Wenn wir einen Sektor aus der Auslösch-
stellung unter — 4 5 ° in Diagonalstellung bringen, zeigt er eine gelblichweiße
Interferenzfarbe ( r = 2 4 7 /x/x), welche mit dem BEREK’schen Kompensator
durch Grau und Lavendelgrau sich kompensieren läß t (Subtraktion). Wenn wir
dazu die Platte unter + 4 5 ° Diagonalstellung erteilen, so steigt beim Drehen der
Kompensatortrommel die Interferenzfarbe durch Orange in die II. Farbenordnung
(Addition). In dieser Stellung also fallen die Schwingungsrichtungen
der Platte und die des Kompensators gleichsinnig zusammen, a' (bezw. n a') liegt
in der Richtung des Radius, c' (bezw. n^) ist senkrecht dazu (Fig. 9); also der
auf den Radius bezogene verhältnismäßige Charakter der Doppelbrechung der
Sektoren ist n e g a tiv .
Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß ich in den Gliedmaßen und auch in
den Tergiten manchmal Sphäriten, sogar Sphärokristalle beobachtete, welche
Fig. 9. Oniscus asellus.
Ein Sektor der Sphenocyklen
m it eingezeichneten
Schwingungsrich-
tungen und optischen
Elastizitäten.
mehr oder minder vollkommene schwarze Kreuze aufwiesen, Diese waren offenbar postmortale
Gebilde.
Das Material des Mosaikpanzers ist unzweifelhaft Calciumcarbonat. Es war aber keine leichte
Aufgabe, zu bestimmen, welcher kristallinischen Modifikation es angehört. Die Schwierigkeiten,
welche uns in dieser Beziehung entgegenstehen, wurden schon durch S p a n g e n b e r g (2 ), H e i d e und
P r e n a n t (1. p. 3 7 1 ) genügend hervorgehoben und auch ich selbst habe sie schon erwähnt.
In unserem Falle konnte die optische Untersuchung nicht entscheidend sein, weil kein g u te s
Achsenbild gesehen wurde. Die Stärke der Doppelbrechung spricht zwar gegen Vaterit; die hohen
Interferenzfarben können jedoch auch bei schwacher Doppelbrechung (0 ,0 6 bei Vaterit) durch entsprechend
dicke Schicht hervorgebracht werden. Deswegen konnte ich nicht sicher auf Calcit
(Doppelbrechung 0 ,1 7 2 0 ) oder auf Aragonit (Doppelbrechung 0 ,1 5 5 8 ) schließen.
Da die MEiGEN’sche Reaktion p o s itiv ausfiel, wurde Calcit scheinbar aus den drei Möglichkeiten
eliminiert. Die Unterscheidung der beiden anderen Modifikationen auf Grund des spezifischen Gewichtes
(Vaterit 2 ,5— 2 ,6 , Aragonit 2 ,9 4 5 ) war nicht möglich, weil die Mosaikplätten aus der Cuticula
nicht befreit werden können, die Lage war also nicht so leicht, wie bei den Vateritspicula von Boris
( S c h m i d t , 3 . p. 1 3 4— 1 3 6 ) 1).
Umwandlungsversuche zeigten, daß die Doppelbrechung weder beim Kochen in destilliertem
Wasser, noch beim Erhitzen auf 4 0 0 ° C stärker wurde, eine Veränderung tr a t also nicht ein.
Eine völlige Sicherheit konnte nur die röntgenologische Methode bringen, durch welche die
Modifikationen des Calciumcarbonates gut trennbar sind. Herr Prof. Dr. G e o r g v o n H e v e s s y ,
Professor der physikalischen Chemie an der Universität Freiburg i. Br., war so gütig, zu erlauben, daß
seine Assistenten, die Herren Dr. J . B ö h m und Dr. G u e n t e r , in dem In stitu t Röntgendiagramme für
mich herstellten.
Die Diagramme wurden nach der Methode von D e b y e - S c h e r r e r gewonnen. Das Präparat,
welches aus dem Pulver von Oniscus asellus hergestellt wurde, gab bei achtstündiger Exposition
schon genügend gute Interferenzlinien. Nach zwölfstündiger Exposition erhielt man einen guten
Film, dessen Abzug auf Taf. X IV Fig. 2 wiedergegeben ist. Unter gleichen Umständen, aber mit zweistündiger
Exposition wurden Diagramme von minerogenem Calcit und Aragonit hergestellt (Taf. XIV
Fig. 1, 3 ) , welche einen Vergleich ermöglichten. Leider kamen die Linien beim Kopieren des Positivs
nicht so deutlich zum Vorschein, wie sie auf dem Film zu sehen sind.
Wenn man die drei Filme oder die Abzüge miteinander vergleicht, ist sofort feststellbar, daß
d a s Omscws-Diagramm m it d em D ia g ram m d e s C a lc its id e n tis c h is t. Ohne die übliche
Ausmessung sieht man schon, daß die Zahl, Gruppierung und die relative Stärke der Interferenzlinien
an den beiden Fümen gleich ist, dagegen von denen des Aragonits wesentlich abweicht. Es wurde
also röntgenologisch einwandfrei bewiesen, daß d a s M a te r ia l d e s M o s a ik p a n z e r s , t r o t z d e r
p o s i t iv e n M e i g e n -R e a k tio n , C a lc it is t.
Diesen hier beschriebenen Typus des Mosaikpanzers nenne ich Oniscus-Typ und charakterisiere
ihn folgendermaßen:
1. A llg em e in e K a lk v e r h ä l tn i s s e : Vorherrschende Morphochalicose mit partieller Amorpho-
chalicose und Achalicodermie.
2. M o d if ik a tio n d e s C aC 0 3: Calcit.
3. G rö ß e n o rd n u n g d e r M o s a ik e lem e n te : Mikrokristallinisch.
x) Wie Herr Prof. S chm id t mir mitteilte, hat die röntgenographische Untersuchung dieser Spicula durch Herrn Geh. R at R in n e
k e in Vateritdiagramm ergeben.