An allen diesen Stellen kann die Struktur des Mosaikpanzers als „panallotriomorpli“ bezeichnet
werden. An den Seitenrändern und an dem Hinterrand der Tergiten findet man aber auch eine andere
Struktur. Hier sind nämlich die Mosaikelemente im allgemeinen schmal, länglich und ihre morphologische
Längsachse steht senkrecht auf der Handlinie. Da diese eigentümliche Struktur auch bei
anderen Tieren sich wiederholt, kann ich sie nicht als nur zufällig betrachten, sondern halte ich sie
für eine spezielle H a n d s t r u k tu r , deren Zustandekommen auf mechanische Ursachen zurückzuführen
ist.
K e l l y (2. p. 481) h a t in dem Panzer von Oniscus auch Zwillingslamellierung beobachtet. Da die
Zwillingslamellierung nach — % R f ü r den Calcit sehr bezeichnend ist, schloß K e l l y aus diesem
Umstand auf Calcit als Material des Panzers. Ich habe eine solche Zwillingslamellierung nie und
nirgends wahrgenommen.
Die optischen Erscheinungen des Mosaikpanzers sind zwischen gekreuzten Nicols sehr schön.
Die Doppelbrechung ist ziemlich stark. Die Mosaikelemente bestehen nicht aus Sphäriten, sondern
R g . 7. Oniscus asetlus. — Schema des Mosaikpanzers. Die dunklen Felder in Orthogonal-,
die hellen in Diagonal-, die gestrichelten in Zwischenstellung. Die Kreuze zeigen die
Schwingungsrichtungen der Kristalle.
aus plattenförmigen Einzelkristallen. Zwischen gekreuzten Nicols beobachtet man dreierlei Platten
in demselben Gesichtsfeld: 1. Gänzlich dunkle Platten. Sie befinden sich in der sog. „Normalstellung“,
„löschen aus“ , d. h. ihre Schwingungsrichtungen gehen denen der Nicols p a r a lle l. 2. Ganz helle
Platten. Diese halten sog. „Diagonalstellung“ ein', d. h. ihre Schwingungsrichtungen s c h lie ß e n
mit, jenen der Nicols e in e n W in k e l v o n ± 45° ein. 3. Halbhelle oder halbdunkle Platten, welche
optisch eine Z w is c h e n s te llu n g zwischen der Normal- und Diagonalstellung einnehmen.
Der Umstand, daß verschieden auslöschende Platten in einem und demselben Gesichtsfeld zu
beobachten sind, weist darauf hin, daß d ie S c hw in g u n g s r ic h tu n g e n d e r P l a t t e n g e g e n e
in a n d e r g a r n i c h t e in h e i t l i c h o r i e n t i e r t s in d . Wenn man in einem gewissen Bereich die
Schwingungsrichtungen der Plätten mittels der Gipslamelle R. I. 0 . feststellte und sie als Kreuze
in die Abbildung des Bereiches einzeichnet, erhielt man ein buntes Durcheinander (Fig. 7). Eine
Regelmäßigkeit, eine Einheitlichkeitist weder in bezug auf die Segmentränder noch auf die Symmetrieebenen
des Körpers feststellbar.
■ Da die Umrisse der Polygone keinen kristallographischen Kanten entsprechen, kann die Auslöschung
auch mit den Polygongrenzen nicht in Beziehung gebracht werden.
Anders verhalten sich die schon oben erwähnten Gebilde, welche aus radialen Sektoren zusammengesetzt
sind. Diese zeigen ein mehr oder minder vollkommenes schwarzes Kreuz. Beim Drehen des
Objekttisches löschen die Sektoren nacheinander, aber s p r u n g h a f t aus, das kontinuierliche, unbemerkbare
sukzessive Übergehen aus der Helligkeit in die Dunkelheit, wie bei dem Sphäritenkreuz,
ist diesen Gebilden vollständig fremd. Es handelt sich also nicht um Spharite, sondern um einheitlich
orientierte, im Kreis angeordnete keilförmige Einzelkristalle. D i e - e in h e itlic h e O r ie n tie ru n g
b e s t e h t d a r in , d a ß d ie e in e S c hw in g u n g s r ic h tu n g s t e t s g e g en d e n M i t t e lp u n k t des
G e b ild e s , bezw. g e g en d ie S p itz e d e s K r i s t a l lk e i l e s g e r i c h t e t i s t (Fig. 8). Das schwarze
Fig. 8. Oniscus asetlus. — Schema des Mosaikpanzers mit Sphenocyklen.
Kreuz entsteht also so, daß die Sektoren, welche voneinander in einem Winkelabstand von ca. 90°,
180°, 270° und 360° liegen, gleichzeitig auslöschen, wenn ihre Schwingungsrichtungen mit denen
der Nicols parallel sind.
Diese Gebilde, welche aus radial im Kreis angeordneten und optisch einheitlich orientierten,
keilförmigen Einzelkristallen bestehen, möchte ich Sphenocyklen nennen. Die Zahl der keilförmigen
Sektoren schwankt zwischen 6 und 13. Der zentrale Winkel der Sektoren ist auch innerhalb desselben
Sphenocyklus verschieden groß. Für die Sphenocyklen ist es noch bezeichnend, daß sie in der Mitte
(samt der Cuticula) von einer Öffnung durchbrochen sind oder aber eine Borste in ihrem Mittelpunkt
hervorragt. Es liegt also hier ein Fall vor, in dem d ie m o rp h o lo g is c h e A u s b ild u n g u n d d ie