Die optischen Erscheinungen lassen die Bauelemente entschieden als Einzelkristalle erkennen,
weil sie einheitlich auslöschen. An einigen Stellen beobachtete ich undulierende oder sphäriten-
kreuzartige Auslöschung. Die letztere kommt hauptsächlich an den Bändern der kristallinischen
Felder vor. Eine echte sphäritische Struktur war jedoch nirgends feststellbar.'
Die Interferenzfarben sind recht hoch. Im allgemeinen herrschen Blau II. 0 . — 661 « i) und
Gelb II. 0 . ( r = 903 ft«) vor. Nur selten findet man Gelb I. 0 . ( r H 343 ftu). Auf der Cuticula
kommen zahlreiche runde oder elliptische Erhebungen vor, die im gewöhnlichen Licht sehr schwer
Fig. 18. Tylos Laireillei. — Schema des Mosaikpanzers.
Schattierung wie in Fig. 7.
sichtbar sind, zwischen gekreuzten Nicols aber durch ihre abweichende Farbe sofort auffallen. Ihre
Farbe ist immer höher als die Umgebung, z. B. auf Blau II. 0 . sind sie Grünlichgelb II. 0 . ( r B 888 /i/i);
auf Gelb I. 0 . sind sie empfindliches Violett ( r = 543 yy.). Folglich stellen sie Verdickungen der
doppelbrechenden Schicht dar. Ächsenbilder vermochte ich — leider ‘jfin ie h t zu sehen.
Die Dicke des Mosaikpanzers, sowie auch gewisse optische Erscheinungen im Dunkelfeld machen
es sehr wahrscheinlich, daß die Bauelemente hei Tylos nicht Täfelchen, sondern Körner sind. Einwandfrei
kann ich diese Vermutung nicht beweisen, so daß weitere Untersuchungen in dieser Bichtung
auf Grund von Schliffen sehr erwünscht wären. Der Bau des Mosaikpanzers bringt mir das berühmte
Gestein I t a k o l u m i t in Erinnerung, dessen Biegsamkeit auf eine sehr ähnliche Struktur zurückzuführen
is t1). Ob es nicht möglich ist, daß der Bau des Mosaikpanzers von Tylos dem sonst dicken
und infolge der dicken Calcitschicht starren Integument ebenso eine gewisse Biegsamkeit verleiht? Bei
einem Boll- oder Kugeltier mit so dickem Panzer wäre dies für das Bollvermögen sehr von Nutzen.
Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, daß die schon vorn bei den Kugelformen der Onisciden erwähnte
Morphochalicose der thorakalen Sternite gerade hier bei dem ebenfalls kugelnden Tylos ihre höchste
Ausbildung erreicht. Ob die beobachteten Beziehungen zwischen dem Bollvermögen und der zuneh*)
Siehe Weinschenk, Taf. V Fig. 3.
menden Morphochalicose der thorakalen Sterniten auf zufälligem Zusammentreffen beruhen, oder
aber die Beziehung durch die Festigkeitsansprüche des Einrollungsmechanismus kausal bedingt ist,
was ich zu glauben geneigt bin, bleibt vorläufig dahingestellt. Eine eingehende Analyse dieser E rscheinungen
wäre sehr erwünscht.
Ich gestehe, daß ich die Typenzugehörigkeit von Tylos nicht mit der erwünschten Entschiedenheit
und Sicherheit angeben kann. Es ist sehr wahrscheinlich, daß man einen selbständigen Typ
für ihn aufstellen wird, wenn der Bau des Mosaikpanzers besser bekannt wird und die Bauelemente
sich als Körner erweisen. Vorläufig fasse ich ihn als ein modifiziertes Glied des Oniscus-Typ auf,
weil ja der Bau des Mosaikpanzers diesem am ähnlichsten ist.
Farn. S y s p a s tid a e .
ßyspastus brevicornis E b n .
Die Topographie des Mosaikpanzers ist der von Tylos ziemlich ähnlich, der Palpus des Kieferfußes
ist jedoch achalicoderm und auch der Mosaikpanzer der thorakalen Sterniten nimmt einen
kleineren Platz ein. Wir finden nämlich, daß nur die beiden letzten thorakalen Sterniten einen Mosaikpanzer
haben, und zwar in der Form von schmalen Streifen, welche von der Seite her gegen die Mittellinie
Vordringen, diese jedoch nicht erreichen. Die eigentümliche Gestaltung der Uropoden1) bringt
es mit sich, daß ihre Endopoditen achalicoderm sind. Das Rudiment der Antennule ist mit Mosaikpanzer
bedeckt.
Der Panzer ist sehr dick und sein Bau kann nur an den thorakalen Sterniten und an der Basis
des Maxillarfußes gut untersucht werden. Die Mosaikelemente (Taf. VI Fig. 6) sind denen von Tylos
ähnlich. Die Körnchennatur der Kristalle ist hier noch wahrscheinlicher; denn die Grenzen bilden
keine einfache Linien, vielmehr beobachtet man zwei Linien, welche einmal zusammenlaufen, dann
aber sich wieder trennen. Im polarisierten Licht zeigen die Mosaikelemente immer einen gezahnten
weißen Saum. Ich denke, daß es sich um Körnchen handelt, welche sich mit unebenen, nicht genau
ineinanderpassenden Flächen berühren.
Eine Randstruktur fehlt. An dem Rand der kristallinischen Felder der thorakalen Sterniten
beobachtet man größere Mosaikelemente mit sphäritenkreuzartiger Auslöschung, die Grenzen der
keilförmigen Komponente sind jedoch wahre physikalische Grenzlinien. Manchmal scheint es, als
ob eine Gruppe von kleinen Mosaikelementen aus der Zergliederung eines großen Sphäriten entstanden
wäre, weil sie in ihrer Gesamtheit gewisse Ähnlichkeit mit den Auslöschungsverhältnissen eines
Sphäriten zeigen. Sonst ist keine Einheitlichkeit in der Orientierung der Schwingungsrichtungen
feststellbar. Die Interferenzfarbe der Tergite ist ein Weiß höherer Ordnung. An der Basis des Kieferfußes
kommen Violett-Indigo II. 0 . (r — 581 y y ) und Grünlichgelb II. 0 . ( r == 854 y y ) als Interferenzfarben
vor. Ein Achsenbild war nicht zu sehen.
Eins der untersuchten Tiere hatte sich offenbar zur Häutung vorbereitet, weil sich in der ersten
Maxille die alte Chitinschicht abgehoben und darunter eine neue bereits gebildet hatte. Nach der
Herauspräparierung der Maxille mit neuem Chitinüberzug ergab sich, daß sie schon einen Mosaiki)
In dem KÜKENTHAL’schen Handbuch (p. 759—760) wird über Tylidae und Syspastidae gesagt: „Hie Uropoden bilden ein
Operculum über die Pleopoden.“ B r o n n (2. p. 210) spricht über „Opercula des zweiten bis fünften Spaltbeinpaares“ . Es handelt
sich aber hier nicht um ein die Pleopoden schützendes Operculum, sondern bloß um eine „Afterklappe“, wie V e r h o e f f (2. p. 437)
es nennt.