Die tangentialen Dünnschliffe des Tergums zeigen abweichende Verhältnisse. Die optische
Orientation ist in dem Schliff überall dieselbe oder aber fast die gleiche, aber der Achsenaustritt
ist viel schiefer. Der Winkel y beträgt 50—58°, was einem v von 27,5—30,75° entspricht. Vorausgesetzt,
daß es sich nicht um ein verfehltes Schleifen handelt, ist die optische Achse so stark geneigt,
daß sie nicht mehr als annähernd senkrecht auf der Oberfläche bezeichnet werden kann.
Die longitudinalen und transversalen Dünnschliffe, welche senkrecht auf der Oberfläche durch
die Dicke der Schalenstücke hergestellt wurden, zeigen untereinander ein einheitliches Verhalten.
Charakteristisch ist die sehr starke Neigung des Achsenaustrittes y ^ 58°, obwohl hier und da, z. B.
bei den Schliffen aus dem Tergum, auch ein kleinerer Wert (y = 50°, v ;== 27,5°) zu beobachten ist.
Im Gegensatz zu den tangentialen Schliffen ist e' im allgemeinen etwas oder beträchtlich kleiner
als der Brechungsindex des Balsams, welcher Umstand besonders dort gut zu beobachten ist, wo
y ^ 58°. Bei y — 50° ist e' noch stärker lichtbrechend als der Balsam. Alle diese Erscheinungen
weisen darauf hin, daß diese Dünnschliffe a n n ä h e r n d p a r a l l e l m it d e r K ic h tu n g d e r o p t i s
c h e n A ch s e s in d .
Man kann also sagen, daß d ie o p tis c h e A ch se im a llg em e in e n a n n ä h e r n d s e n k r
e c h t a u f d e r O b e r flä c h e s te h t.
Der Gegensatz, welcher zwischen den Ergebnissen der chemischen und optischen Untersuchung
besteht, kann seine E rklärung in einem Umstand finden, welcher in der Literatur über die MEiGEN’sche
Reaktion erwähnt ist. Es wurde nämlich durch L a n g e und H e id e hervorgehoben, daß die Geschwindigkeit
der Reaktion von der Feinheit der Pulverisierung abhängig ist. Äußerst fein pulverisierter
Calcit gibt die Reaktionsfarbe des Aragonits. Da unser Xepas-Material in der Tat sorgfältig
und gründlich pulverisiert wurde, scheint ein Fall der erwähnten falschen Reaktionsfarbe vorzuliegen.
Das Beispiel von Lepas möchte ich benützen, den Begriff des T y p u s einzuführen. Der Typus
ist der Verkalkungsmodus der Cuticula gewisser systematischer Einheiten und er wird durch gewisse
Merkmale charakterisiert. Auf Lepas anatifera gründe ich den Lepas-Typ, welcher folgendermaßen
gekennzeichnet ist:
1. A llg em e in e K a lk v e r h ä ltn is s e : Vorherrschende Achalicodermie mit partieller Morpho-
chalicose.
2. M o d if ik a tio n d e s CaCOg1): Calcit.
3. G rö ß e n o rd n u n g d e r M o s a ik e lem e n te : Kryptokristallinisch.
4. S t r u k t u r : —.
5. K r i s t a l lo g r a p h i s c h e F o rm : — i Infolge 3. nicht bestimmbar.
6. S p e z ie lle A u s b ild u n g :
7. O p tis c h e O r ie n tie ru n g : Einheitlich, die optische Achse annähernd senkrecht auf der
Oberfläche.
Leptostraca.
Die Cuticula von Nebalia bipes bleibt zwischen gekreuzten Nicols entweder völlig dunkel oder
hellt außerordentlich schwach und diffus auf. Bei Behandlung mit Salzsäure sieht man sehr lebhafte
Gasentwicklung, mit Schwefelsäure entstehen Gipskristalle. Es handelt sich also um Amorphochalicose,
*) So hier wie auch hei den anderen Typen ist hier immer die k r is t a l l in i s c h e Modifikation zu verstehen.
mit partieller Achalicodermie, da die Mundteile und Beine zum Teil nicht inkrustiert sind. Die diffuse
Aufhellung zeigt sich oftmals auch nach der Entkalkung, sie ist also nicht auf Kristallanisotropie
zurückzuführen. -
In den Gelatinglyzerin-Dauerpräparaten entstehen bald Sphäriten (Taf. I Fig. 8), welche oft tief
gefurcht sind. Ihre radialen Fasern können auch verästelt sein. Das Sphäritkreuz ist negativ,
manchmal gestört, mit zerfransten Armen. Der negative Ausfall der MBlGEN’schen Reaktion weist
darauf hin, daß diese Sphäritenscheiben aus Calcit bestehen.
Anaspidacea.
Durch die verbindliche Gefälligkeit des Herrn Dr. P. A. Ch a p p u is hatte ich Gelegenheit, ein
Exemplar von BathyneUa Chappuisi zu untersuchen. Da das Tier in einem Gelatinglyzerin-Dauer-
präparat eingeschlossen war, vermochte ich nur so viel festzustellen, daß kristallinischer Kalk in
der Cuticula n i c h t anwesend ist.
Mysidacea.
Dasymysis longicmnis, Gastrosaceus sanctus, LepIxmysisMwguu/ra und S i n d h yaltensis sind vollständig
aehalicoderm.
Die Cuticula von Mysis reUcta blieb zwar unter gekreuzten Nicols dunkel, zeigte aber mit Salzsäure
behandelt hier und da Gasbiäschen und mit Schwefelsäure feine Gipsnadeln. Es liegt also
vorherrschende Achalicodermie mit partieller Amorphochalicose vor.
Bei Lophogaster typirns ist zwar die Cuticula optisch isotrop, aber die Anwesenheit von amorphem
Kalk 9 chemisch einwandfrei nachweisbar. Schon beim Anstechen der Cuticula des Carapax oder
des Hinterleibes spürt man die Sprödigkeit, welche durch den Kalk bedingt ist. Es handelt sich
also um vorherrschende Amorphochalicose, kombiniert mit partieller Achalicodermie, da die Mundgliedmaßen
und Pleopoden zum Teil nicht inkrustiert sind.
In einigen Exemplaren, welche in Alkohol aufbewahrt waren, kamen auch Sphäritenscheiben
vor, und zwar in dem Carapax, Hinterleib, Telson und in gewissen Gliedmaßen, wie Antennula, Stiel
der Antenne, Squama, Protopoditen der Thorakopoden. Diese Sphäriten sind bei guter Beleuchtung
auch in gewöhnlichem Licht sichtbar, mindestens ihre Umrisse. Allem Anschein nach sind diese
Sphäriten postmortale Gebilde, welche; durch Umkristallisation des amorphen Kalkes sekundär entstanden.
Die Tatsachen, daß die Sphäriten in vielen Exemplaren der Art fehlen, in einem und demselben
Tier nicht symmetrisch auftreten und keinen kontinuierlichen Mosaikpanzer bilden, sind Beweise
für diese Ansicht.
Besonders interessant waren die Sphäriten des Carapax bei einem Tier, bei dem sie sich zum Teil
zu einem kristallinischen Saum zusammenschlossen, welcher den Rand der Rostralgegend begleitete;
in dem übrigen Teil des Carapax standen die Sphäriten einzeln oder aber hängen in einem mehr öder
minder losen Netz gruppenweise zusammen.
Die Form der alleinstehenden Sphäriten ist sehr mannigfaltig, weil der rundliche, regelmäßige
Kernsphärit fast immer, zwar radial, jedoch unregelmäßig weiterwächst. So entstehen rosetten- und
sternförmige oder meist .ganz unregelmäßige Gebilde (Fig. 2), welche durch ihre Fortsätze oft mit