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174 Buch VI. Kap. 4. §. 25.
lieber die fünft e Kl a s s e , worin unter den wilden Bestien
die Eunuchen wenigstens den Vortritt haben, gehe ich hinweg,
und wende mich sogleich zur sechs ten und letzten.
Hier vertheidigt Dirksen sehr ausführlich die florentiner Lesart
Marocorum lana, meint sie genügend erklären zu können,
hält, ohne einen Grund dafür anzugeben, nicht für wahrscheinlich,
dass durch Marocorum der Ursprung der Wolle bezeichnet werde,
und — fertigt uns am Ende mit der Äeusserung ab, es sei das
vielleicht eine Vulgär-Benennung für sämmtliche orientalische Wolle
gewesen. Darin vermisse ich die bei Dirksen sonst vorherrschende
Concinnität. Aber das ßäthsel löst sich. In einer Note gegen
eine von Hegewisch beliebte Eintheilung, ziemlich vorn in der Abhandlung,
steht: „Es ist ihm in der Eile entgangen, dass diese
Kategorien keinen Raum lassen für die kostbaren Farbewaaren,
das Elfenbein und Eisen aus Indien, die Wol l e aus Marocco,
die Eunuchen und die Bestiae Africanae." Hier dachte Dirksen
also bei Marocorum lana an das heutige Marokko, ein freilich
starker Anachronismus, da die Stadt, die dem Lande den Namen
gegeben zu haben scheint (bei Griechen und Römern hiess letzteres
Maurusia oder Mauritania), erst in der Mitte des elften Jahrhunderts
erbaut ward^). In derselben Meinung ward, wenn mich
nicht alles trügt, die Arbeit abgeschlossen, nun erst der Fehlgriif
bemerkt, und, ohne in eine neue XJnterkSuchung einzugehen, ausgemerzt,
bis auf die kleine verrätherische Note, die zufällig stehen
geblieben. Hätte doch der treffliche Mann lieber alles gelassen,
wie es war, und nur hinzugesetzt: „Ich habe einen Augenblick
geschlummert, jetzt bin ich erwacht!" Doch zur Sache.
Die florentiner Ausgabe setzt hinter Marocorum wieder ihr Warnungszeichen,
was hier um so bedenklicher ist, je weiter andere
Handschriften bei diesem Worte von ihr abweichen. Das Wort
hat für uns, da es nicht auf Marokko gehen kann, gar keinen
Sinn; es fragt sich also, ob nicht eine andere Lesart Sinn giebt.
Die Wolle gehört gar nicht hierher zwischen die FarbestofFe, sie
1) Man sehe TTartmami Edrisii Africa (edit. I I ) pag. 154.
Buch VI. Kap. 4. 25. 175
hätte neben der Baumwolle und Seide stehen sollen. Nun lesen,
abgesehen von allen Conjecturen, andere Handschriften a pecorum
und apocorum, dem sehr ähnlich die königsberger sogar apocop
o r u m , und dies giebt einen guten Sinn. Apokopa^) (die
abgeschnittene) hiess ein Theil der Küste hinter Opone, die wir
schon unter dem Namen Barbaria kennen lernten. Also Wolle
von Apokopa sollte versteuert werden; was ist das? Da es zwischen
Purpura und Fucus in der Mitte steht, so scheint es ein
Farbenstoff zu sein, ich meine unsere Roccella tinctoria, jene
Flechte, die eine schöne Purpurfarbe im Sinne der Alten, das
heisst ein lebhaftes Rothblau, liefert, deren fadenförmiger Thallus
im verworrenen Zustande füglich Wolle genannt werden konnte,
und die, da sie an der Westküste und Südspitze Afrika's und in
Ostindien wächst, sicher auch an der Ostküste Afrika's nicht fehlt.
Nichts steht dieser Vermuthung entgegen, als dass Dillenius 2),
Beckmann 3), der in solchen Untersuchungen stets vor Allen gehört
zu werden verdient, und in früherer Zeit auch Sprengef^),
den Fucus der Alten selbst für die Roccella hielten. Später erklärte
sich jedoch Sprengelstillschweigend und ohne bestimmten
Grund für Chondria obtusa. Jetzt zweifelt wohl niemand mehr,
dass es Rytiphlaea tinctoria war, deren rother Farbestoff sich schon
im Wasser ausziehen lässt, und eine zur Schminke, wozu man ja
den Fucus benutzte, weit besser geeignete Farbe liefert als die
Roccella.
Verwandeln wir nun noch die Capilli Indici in Lapilli,
wozu die Versuchung, wie sich Dirksen ausdrückt, durch di^
Lesart des königsberger Codex vel apilli Indici sehr nahe gerückt
ist: so bleiben für die letzte Klasse nur Farbestoffe übrig. Denn
darunter wäre ohne Zweifel Indigo zu verstehen, sei es der ge-
]) Ar Viani periplm pag. .9, Mannerts Geographie d. Griech. u. Röm. X L
JS. 90 f.
2) Dillen, historia muscorum pag. 168.
3) Beckmann Beiträge u. s. lo. I, S. 331 ff.
4) Sprengel in s. lieber Setzung des Theophi'astos //, S, 157,
5) Derselbe ad Dioscoridem 77, pag, 617.
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