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6 Bu c h I. Kap. 1. §. 2.
aus Rom Parma Verona, wie Einige sich einbildeten i), oder
woher sonst gebürtig war, ist völlig unbekannt. Kaum lässt sich
aus semer angeblich persönlichen Bekanntschaft mit dem römischen
Arzte Cassius 2), eher noch aus dem Reichthum seiner literarischen
Hülfsmittel auf seinen Aufenthalt in Rom schliessen. Der Name
C o r n e l i u s deutet zunächst auf eine altpatricische Familie, doch
auch an Plebejern dieses Namens fehlte es nicht ; ertheilte doch
Cornelius Sulla allein auf einmal 10,000 Sklaven die Freiheit das
Bürgerrecht und den Namen Cornelius Statt Aulus geben
ältere Ausgaben und mehrere Handschriften unserm Celsus den
Vornamen Aurel ius. Allein das ist ein Geschlechtsname, dergleichen
erst in späterer Zeit mitunter die Stelle des Vornamens
vertrat, und die beste und älteste Handschrift nennt ihn ausdrücklich
(völlig ausgeschrieben) Aulus. Diesen Vornamen -führten,
wie schon Hieronymus Rubeus 4) bemerkt, viele ächte Cornelier',
bei Livius allein kommen deren neun vor. Aber den Consul Cornelius
Celsus, den derselbe als Beweis anführt, dass auch der
Beiname in dem Geschlecht der Cornelier vorkomme, finde ich
nicht. Auch Bianconi kennt ihn nicht, sondern bemerkt nur s),
1) (Bianconi) leitere sopra A. Com. Celso al cel. ahate G. TiraboscM.
Roma 1797. 8., pag. 118 sqq. Sich selbst hat der Verfasser nirgends genannt,
aber Tiraboschi verrieth uns seinen Namen in der storia della letteratura Italiana.
Das Original, das ich öfter anführen werde, ist wenigstens in Deutschland
selten. Auszüge daraus stehen aber in mehrern grössern Ausgaben des
Celsus, und Kissel bediente sich einer deutschen Uebersetzung, die ich nicht
kenne.
2) Cel si medic. I, praefat. : „Ingeniosissimus saeculi nostri medicus, quem
nuper vidimus, Cassius etc.'' — Das kann heissen : „Der noch vor kurzem
mit uns lebte." Heisst es aber auch wirklich, wie Kissel und Andere wollen,
„den ich vor kurzem sah," so scheint es doch eher einen kurzen Besuch
als längern Aufenthalt in Rom anzudeuten,
3) Appian. hell, civil. I, cap, 100.
A) Hier. Ru bei annotationes in Celsum. Venet. 1616. 4. Nach Margag
ni epistola IV in Celsum, in seinen Opuscul. miscellan. I , Venet. 1763. fol
pag. 6Ô, col. h.
^^ Bianconi l. c. pag. 122, mit dem Citat : Vaillant nummi famüiarum
Romanorum, alla medaglia XXVI dei Cornelii.
B u c h l . Kap. 1. §.2. 7
nach einer Münze bei Vaillant hätten die Cornelii Cetheji die Colonie
Celsa nach Spanien geführt, daher hätte vielleicht ein
Zweig derselben den Beinamen Celsus angenommen. Das schwankt
a l l e s u n d nur so weit umfassende hohe Geistesbildung und noble
Gesinnung auf eine noble Abkunft schliessen lassen, ist sie verbürgt.
Ueber die Zeit des Celsus gehen die Meinungen um etwa
130 Jahr aus einander, indem Einige seine Blüthe in die erste
Hälfte der Regierung des Augustus (etwa 30—10 J. v. Chr. G.)
setzten, Andere ihn die Zeiten des Trajanus (98—117 n. Chr. G.)
erreichen Hessen. Die Meisten erklärten sich jedoch für die Regierungsperiode
des Tiberius (14—38 J. n. Chr. G.), bis Bianconi
(in dem schon angeführten Werk von 1779) mit grosser Gelehrsamkeit
in beredter Darstellung zu beweisen suchte, er müsste
sein medicinisches Werk schon zu Anfang der Regierung des
Augustus geschrieben haben, und auf lange Zeit fast alle Stimmen
für sich gewann. Erst 1824 erhob Schi l l ing^) einige Zwe^
fei gegen Bianconi's Beweisführung; gründlicher widerlegte sie
Fr. Ri t ter in der Vorrede zu seiner angeführten Ausgabe des
Celsus, am vollständigsten K i s s e l in seiner schon genannten monographischen
Arbeit über Celsus. Um sich nun von Bianconi's
Irrthum zu überzeugen, und des Celsus Zeitalter nur ungefähr zu
begrenzen, genügen schon folgende wenige Hauptmomente, welche
Ritter vor allen geltend machte. Columella, der sein Werk über
den Landbau, wie sich später ergeben wird, kurz vor dem Jahre
65 schrieb, nennt den Celsus, dessen gleichnamiges Werk er öeissig
benutzte, wiederholt einen Mann seiner Zeit 2). Nach Plinius s)
schöpfte aber schon Julius Gräcinus aus der Landwirthschaft des
Celsus, und ihn Hess CaHgula hinrichten bald nach dem Antritt
seiner Regierung 4). Demnach kann Celsus seine Landwirth-
1) Schilling quaestio de Corn. Celsi vita. Pars 1, de Celsi aetate. Lips.
1824. 8. Ich kenne diese Schrift nur aus Ritters und Kissels Anführungen.
2) Columella I, cap. 1, sect. 14; III, cap. 17, sect. 4', IV, cap. 8, sect. 1.
3) Plin. hist. nat. XIV, cap. 2, sect. 4.
4) Die Thatsache erzählt Tacitus Agricola cap. 4. Die Zeit der Hinrichtung
ergiebt sich aus Bio Cass. LIX, cap. 8 nn^ Sue ton. Caligula cap. 23,