284 B u c h Yin. Kap. 1. §. 44.
B u c h Vili. Kap. 1. §. 45. 285
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da die älteren seiner sämmtlichen Werke einander ziemlich gleich
sind, die neueste und beste von Garnier (Paris 3 voll. fol. 1721
bis 1730) mir unbekannt ist, und eine neuere Separat-Ausgabe oder
auch nur Uebersetzung der Homiliae in Hexaemeron gänzlich
fehlt. Dagegen gedenke ich noch einer sehr alten, in vieler Hinsicht
merkwürdigen U eb e r a r b e i t ung, ich möchte fast sagen
etwas freien Uebersetzung jener HomiHen ins Lateinische, der
des heiligen Ambrosius.
Einige zwanzig Jahr jünger als Basilios, und von G-eburt ein
Gallier, seiner Herkunft nach ein vornehmer Römer, machte er
seine Studien zu Rom, gleichfalls unter berühmten heidnischen
Lehrern, dem Anicius P robus und dem Symmachus, und
hatte das merkwürdige Schicksal, im Jahre 374, zwar znm Christenthum
übergetreten, doch noch nicht einmal getauft, vom Volke
p-edrängt gegen seinen Willen Bischof von Mailand zu werden.
Doch ich darf bei dem vielbewegten Leben dieses Mannes nicht
länger verweilen, da uns Botaniker unter seinen zahlreichen Werken'^
nur die genannte Bearbeitung einer Schrift des Basilios etwas
näher angeht.
Lateinisch geschrieben, erhielt sie sich im Abendlande, wo
Ambrosius fast schon bei Lebzeiten im Heihgenschein prangte,
in frischem Andenken, während man das griechische Original daselbst
vergass, und bald darauf zu lesen verlernte. So kam es,
dass des Ambrosius Hexaemeron im westlichen Europa das
ganze Mittelalter hindurch als ein fast unfehlbares Lehrbuch der
Naturwissenschaften galt, vor dessen Aussprüchen selbst Plinius,
wo er von ihm abwich, zurücktreten musste, während das des
Basilios in Vergessenheit gerieth.
Ausser einer alten seltenen Ausgabe des Hexaemeron, die der
vielen Abkürzungen wegen schwer zu lesen ist, und ausser der
Wiederholung dieses Werks in allen Gesammtausgaben des Ambrosius,
erhielten wir vor kurzem eine recht saubere nach fünf
leipziger Handschriften kritisch berichtigte Separatausgabe unter
dem Titel:
S. Amb r o s i i episcopi Mediol. Hexaemeri libros sex ad manuscriptorum
et optimorum librorum fidem emendavit et selectam
lectionum varietatem adjecit R. O. Gilbert. Lipsiae
1840, 8. — Ein zweiter Titel lautet:
Bibliotheca patrum ecclesiasticorum Latinorum selecta etc., curante
E. G. Gersdor f Vol. IX, pars II. Ibidem eodem.
§. 45.
V i u d i c i anus.
Von der theologischen kehre ich zur medicinischen Literatur
zurück. Den Vindicianus kennen wir aus einer gesetzlichen
Bestimmung des Kaisers Valentinianus vom Jahre 378^) als Vicarius^
das heisst als Administrator eines Theils einer Provinz,
aus seinem eigenen Schreiben an seinen Kaiser 2) als Comes Archiatrorum,
aus den Briefen des heiligen Augustinus^) als hochberühmten
Arzt, und aus dessen Selbstbekenntnissen^) als denjenigen,
der diesen in früherer Lebenszeit sehr unheiligen Heiligen
vom Heidenthum zum Christenthum bekehrte. Der genannte
Brief enthält nichts für uns, als am Schluss die Beziehung auf
sein nicht mehr vorhandenes Werk über erprobte Arzneim
i t t e l , zu welchem der Brief selbst als Zueignung gehört haben
mag. Etwas mehr, obgleich auch nur geringe Bedeutung haben
für uns 78 Hexameter, die in den Handschriften bald dem Vind
i c i a n u s bald dem Marcellus Empiricus, von Neuern oft
auch dem Serenus Samonicus zugeschrieben werden. Ich
halte diese letzte Meinung für ganz unstatthaft, jene erste für unwahrscheinlich,
und zweifle nicht, dass Ma r c e l lus Empiricus
ihr Verfasser sei. Bei diesem werde ich das nöthige von ihnen
sagen. Ich hätte somit den Vindicianus übergehen können, be-
1) Cod. Theodos, X, liL 19, lex torn. III, pag, 526 edit, Gothofredi et Ritter,
2) Abgedruckt unterandern in der stephanschen Sammlung Medicae
artis principes unmittelbar vor Marcellus {Empiricus) und in Fabric, bibl,
graec. XIII^ pag. 448,
3) und 4) Nach Fabric, h c. pag, 445,