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58 Buch V. Kap. 2. §. 7. Buch V. Kap. 2. §. 7. 59
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kungen des gegessenen menschlichen Gehirns, Fleisches, der Leber
u. s. w., wie auch ekelhafter Dinge, des Schweisses, Harns,
des Menstrualblutes und Kothes." — So weit hatte sich die Heilmittellehre
zu jener Zeit verirrt! Es that Noth, dass Dioskorides
sie auf den rechten Weg zurückführte. Um aber den Xenokrates
noch besser zu charakterisiren, giebt uns Suidas die Nachricht,
er habe geschrieben eine „häusliche Wahrsagekunst {olnoaxoninov
olojvLoi-ia), wie z. B. wenn sich auf dem Dache ein Marder
oder eine Schlange zeige, was das vorbedeute."
Zweites Kapitel.
Botanik im Gefolge der Landwirthsdiaft.
§. 7.
J u l i u s Atticus, Julius Gräcinus und Lucius Junius
M o d e r a t u s Columella.
lieber die beiden erstgenannten nur zwei Worte. Vom Leben
des Jul ius Atticus wissen wir gar nichts. — Julius Gräc
i n u s war der Vater jenes Agricola, dessen Biographie Tacitus
uns hinterliess. Weil er sich der Anklage eines Unschuldigen,
den der Kaiser Caligula von Eechts wegen ermorden wollte, weigerte,
Hess derselbe ihn hinrichten i). Ueber die Zeit, da er
schrieb, handelt Kissel 2) ausführlich; ich werde sogleich bei Columella
darauf zurückkommen. — Beide, At t icus wie Gräcinus,
hatten über den Weinbau geschrieben; beide citirt Columella
einige mal zugleich mit dem Celsus, dessen jüngere Zeitgenossen
sie waren. Den Gräcinus nennt er: „gewissermassen des
Atticus Schüler 3)." Er lobt sie beide. Für uns kommen sie
nicht weiter .in Betracht.
Die Zei t des C o l ume l l a , dieses ausführlichsten elegantesten
1) Taciti vita Agricolae, cap. 4. Vergi. Seneca de beneficiis II, cap. 21.
Kissel, A. Cornel, Celsus, S. 69.
3) Columella I, cap, 1, sect. 14.
und sachkundigsten unter den vier uns allein noch übrigen römischen
Agronomen (Cato, Varrò, Columella und Palladius), lässt
sich sehr genau ermitteln. Des Seneca, den sein kaiserlicher
Zögling Nero, nachdem er seiner überdrüssig geworden, im Jahre
65 zum Selbstmorde begnadigte i), gedenkt Columella als eines
n o c h Lebenden 2) ; und der jüngste Schriftsteller, den er citirt,
jener Jul ius Gräcinus ward unter Caligula, also zwischen 38
und 41 ermordet. Die schriftstellerische Thätigkeit dieses letztern
dürfen wir demnach in die Jahre 30 bis 40 setzen. Nehmen wir
die Mitte, so fällt Columella's Werk, worin er jenen citirt, zwischen
die Jahre 35 und 65. Doch dieser weite Spielraum lässt
sich verengern. Columella spricht von dem hohen Culturzustande
eines Landgutes, welches Seneca zu Nomentum besass. Von
demselben Landgute erzählt Plinius im Jahr 77 oder 78 3) : der
Grammatiker Khemnius Palämon hätte es vor zwanzig Jahren
(also um 57) in einem verwahrloseten Zustande gekauft, und mit
Hülfe des Acilius Sthenelus den dortigen Weinbau so verbessert,
dass es ein Wunder an Fruchtbarkeit geworden sei. Alle
Nachbaren hätten die Menge der Trauben angestaunt, und den Ertrag
zu ihrer eigenen Entschuldigung dem (übernatürlichen) Wissen
des Besitzers zugeschrieben. Endlich (novissime) wäre auch
S e n e c a , damals an Kenntniss und Ansehen der Erste, hinzugekommen,
und von solchem Verlangen nach dem Gute ergriffen,
dass er keinen Anstand genommen, dem sonst verächtlichen und
eitlen Manne dadurch zu huldigen, dass er ihm jene Weinberge
n a c h kaum zehnjähriger Pflege (intra decimum fere curae
annum) um den vierfachen Preis abkaufte Nun wissen wir, dass
1) Taciti annal. XV, cap. 60 sqq,
2) Columella III, cap. 3, sect. 3.
3) Plin. hist. nat. XIV, cap. 4, sect. 5, Nach K i s s e l {A. Cornel. Celsus
S. 91) schrieb Pl inius im Jahr 74. Den Beweis dieser Angabe finde ich
nicht. Den der meinigen behalte ich mir zu liefern vor, wenn ich zu Plinius
selbst komme.
4) Auch Kissel a. a. Ort sucht Columella's Zeitalter nach dieser Stelle
zu bestimmen, benutzte sie jedoch weder vollständig noch völlig sinngemäss.
Die zwanzig Jahre, vor denen Rhemnius Palämon das Gut gekauft
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