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232 Buch VII. Kap. 2. §. 37.
Pfropfen und Oculiren des Baums auf sich selbst und einige nahe
verwandte Baumarten. Zum Schluss von der AufbeM^ahrung der
Frucht, worin die Rede plötzlich abbricht. Gänzlich fehlt also die
Medicina ex persicis, woraus indess das vaticaner Fragment wieder
einen Auszug, und Plinius Valerianus, wie es scheint, sein
ganzes Kapitel i) lieferte.
Mit dem dritten Kapitel von den Mandel n verhält es sich
eben so. Der Gang der Behandlung ist genau derselbe, es fehlen
aber wieder Anfang und Ende, welches letztre sich aus dem vaticaner
Fragment und Plinius Valerianus einigermassen ergänzen
lässt.
Das vierte Kapitel von den K a s t ani e n beginnt mitten in
der Culturlehre, und bricht noch vor deren Ende wieder ab. Das
Medicinische abermals im vatikaner Fragment und bei Plinius Valerianus^).
Ausserdem enthält das vaticaner Fragment noch die Medicin
der Aepfel, Birnen, Pflaumen, Mispeln, Jujuben, Vogelbeeren,
Feigen, Weintrauben, Maulbeeren, Sebesten (Myxa), Kirschen,
Haselnüsse, Balanen, Pistacien, Walnüsse, Granaten, Pinienkerne
und Datteln. Von denselben Früchten, mit Einschluss der vier
früher genannten, handelt Plinius Valerianus am Ende seines vierten
Buchs in eben so viel Kapiteln, meist umständlicher, doch
stellenweis immer mit denselben Worten. Es leidet also gar keinen
Zweifel, dass er das alles, das heisst Kapitel 39 bis 58, aus
Gargilius schöpfte. Nur das letzte Kapitel mit der Ueberschrift
de Spomelidibus bleibt zweifelhaft. Da es sich auf Dioskorides
bezieht, so entsteht die Vermuthung, dass es de Epimelidibus heissen
sollte, unter welchem Namen Dioskorides eine Art Mispel versteht,
die von der gewöhnlichen verschieden sein soll. Diesem
Kapitel entspricht aber in dem vaticanischen Fragmente nichts,
wenn nicht vielleicht ein kurzer Satz gleich nach den Kirschen,
worin unter dem ofFenbar ganz entstellten Namen Tuber von einem
1) PI in, Valerian. l. c. cap. 43,
2) Ibidem cap. 51.
3) Ibidem cap. 54.
Buch VII. Kap. 2. §.37. 233
äpfeltragenden Baum gesprochen wird; doch ist die Uebereinstimmung
beider Artikel äusserst gering, und wollte man Tuber in
Nucleus oder etwas ähnliches verwandeln, so Hesse sich der ganze
Satz des Fragments mit dem vorhergehenden von den Kirschen
zusammenziehen. Ungewiss, wenn gleich nicht unwahrscheinlich
ist, ob Plinius Valerianus auch die 38 ersten Kapitel seines vierten
Buches, welche von den Heilkräften der Kräuter handeln, von
Gargilius entlehnte.
Halten wir uns nun allein an die neapolitaner Fragmente,
als die einzigen ganz zuverlässigen Proben des verlorenen Werks,
so fällt uns zunächst auf, dass Gargilius wie vor ihm Celsus beides
behandelte, P f l a n z e n b a u und A r z n e i k u n d e , abweichend
dadurch, dass er beides mit einander verflocht, und das Diätetische
von dem Medicinischen, wie es scheint, gar nicht unterschied.
Dass auch dieser Theil seines Werks in Ansehen stand, verrathen,
ausser dem Frtheil des Cassiodorus, die vaticanischen Auszüge
und der Gebrauch, den Plinius Valerianus davon machte. Ob er
diesen Ruf seinem wahren Gehalt oder zufälligen Umständen verdankte,
wage ich nach den wenigen sichern Ueberresten nicht zu
entscheiden. Nach den angeführten Kapiteln des Plinius Valerianus
scheint Gargilius das Medicinische vornehmlich aus Dioskorides
und Galenos geschöpft, doch auch manches Eigene hinzugefügt
zu haben. Vielleicht waren indess den späteren Römern jene
Griechen wegen der Sprache, der ältere Plinius wegen des Umfanges
seines Werks nur nicht so zugänglich als Gargilius. Ueber
die b o t a n i s c h e Bedeutung dieses Theils der Arbeit steht uns,
da wir ihren Umfang nicht kennen, gar kein Urtheil zu.
Unverkennbar ist aber der Werth des agronomischen
Theils. Da finden wir in den neapolitanischen Fragmenten nicht
die leiseste Spur jenes krassen Aberglaubens der Griechen, woraus
die Geoponika schöpften, jener angeblichen widersinnigen Verbindungen
der verschiedenartigsten Bäume durch Pfropfen auf einander;
alles, was wir lesen, erscheint naturgemäss, auf gesunde
Physiologie basirt, und während der Verfasser eine reiche Belesenheit
bis zu Aristoteles zurück entfaltet, zeigt er sich doch keiisj
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