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376 Buch Vili. Kap. 4. §, 56.
Leibarzt Theodosios des Grossen. Heeker i) folgt ihm und setzt,
um keinen Zweifel übrig zu lassen, das Todesjahr des grossen
Gothenkönigs (526) und das Citat des Chronisten hinzu, der seines
Archiaters gedenken soll (Fredegarii chronicon §. 27, in
Duchesne historiae Francorum scriptores, vol. I, pag. 748); ja er
bezeichnet ihn noch genauer als den, welcher um das Jahr 540
als Gesandter an Cosroës (den Perserkönig Kesra Nuschirvan)
gesandt wurde. Das wäre sehr schön, wenn es nur wahr wäre.
Hätten die Herren aber den Fredegar aufgeschlagen, so würden
sie gesehen haben, dass sein Petrus Leibarzt, nicht des grossen
Gothenkönigs, sondern des Burgunderkönigs Theuderich II. war,
der jedenfalls lange nach Aetios regierte (596 — 613); und hätte
sich Hecker von dem Gesandten Petrus näher unterrichtet, so
würde er gefunden haben, dass derselbe gar nicht Arzt, sondern
Staatsmann, Patricier und Magister officiorum unter Justinianus
war 2). Endlich soll Aetios nach Hecker a. a. O. noch 6. einen
T i m o t h e u s , Arzt des Kaisers Justinus I. (regierte 518 — 526),
citiren. Das wäre das Wichtigste; leider verschweigt aber Hecker
diesmal seine Quellen, und ich finde den Timotheus, vieler Mühe
ungeachtet, weder bei Aetios noch bei den Geschichtschreibern
des genannlen Kaisers. Gleichwohl wage ich der Nachricht nicht
zu widersprechen, sondern vermuthe, dass Hecker sie von Weigel
entlehnte, der sie vielleicht fester begründet haben mag. Denn
sehr bestimmt setzt Weigel und mit Bezugnahme auf ihn der zuveriässige
Ackermann 3) des Aetios Blüthe in die Jahre 540 bis
550, die ihr auch Hecker anweist.
G r i e c h i s c h sind des Aetios sechzehn medicinische
B ü c h e r {ß/ßlca ¡arQixà Èxxaîôtvn) noch niemals vollständig gedruckt.
Nur die acht ersten Bücher erschienen griechisch zu Venedig
bei des Aldus Manutius Erben 1534 in folio, wiewohl
1) Hecker, Geschichte der Heilkunde, I I , S. 87, Anmerk, 1.
2) Pr 0 copius de hello Gothico IV, cap, 11, wo von des Petros Mission
nach Persien die Rede ist. Von andern Geschäften, wozu derselbe Mann
gebraucht ward, an andern Stellen»
3) ckermann, institutiones historiae medicinae , pag. 240,
Buch VIH. Kap. 4. §. 56. 377
es an Handschriften auch der acht übrigen nicht fehlt, und schon
mehrere Gelehrte ihre Herausgabe beabsichtigten. Unter den lat
e i n i s c h e n Uebers e t z u n g e n , mit denen man sich wegen
der Seltenheit der griechischen Ausgabe zu behelfen pflegt, verdient
die-von Cornar ius den Vorzug. Sie ist mehrmals abgedruckt
und auch in des S t ephanu s Sammlung aufgenommen.
Für den Botaniker ist folgende Ausgabe wegen des Commentars
die brauchbarste;
A e t i i medici Graeci contractae ex veteribus medicinae tetrabiblos,
hoc est quaternio sive libri universales quatuor, singuli quatuor
sermones complectentes, ut sint in summa quatuor sermonum
quaterniones, id est sermones sedecim. Per Jan um
C o r n a r i um medicum philosophum latine conscripti. — Accesserunt
in duos priores libros (quos de simplicibus scripsit)
scholia, rei medicae studiosis plurimum profutura, per Hug
o n em Solerium Sanionensem medicum, nunc primum
in lucem edita. Lugduni ex officina Godefridi et Marcelli
Beringorum fratrum. 1549. folio.
Die von Cornarius nach seiner Handschrift angenommene Eintheilung
in vier mal vier Sermonen [loyoi) scheint nicht von Aetios
herzurühren, denn wo dieser sich selbst citirt, zählt er die Sermonen
als Bücher gradezu von eins bis sechzehn; eben so zählt
Photios, von dem wir noch einen Auszug aus Aetios besitzen i).
Neuere citiren aber fast durchgängig nach Tetrabiblen und Sermonen;
wozu man wegen der übermässigen Länge mancher Kapitel
oft noch die Pagina setzen muss. Ueberhöbe uns doch eine
neue Ausgabe endlich auch dieser Weitläuftigkeit!
Das Werk selbst ist wie die Werke des Oribasios ein methodisch
geordneter Auszug aus älteren griechischen Aerzten, oft,
wo wir das Original vergleichen können, wie bei Galenos, in
zweckmässiger Abkürzung, und nicht ohne Zuthat schätzbarer
eigener Erfahrungen. Ermüdend sind aber die zahllosen zusammengesetzten
Mittel, die gegen jede Krankheit empfohlen werden,
1) Photii bihliothec., codex 221.
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