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316 Buch VIII. Kap. 2. §. 48.
§. 48.
D i e beiden Pseudonymen Apuleji Platonici.
Zwei verschiedene bis auf unsere Zeit oft verwechselte Schriften
handeln beide von P f l a n z e n und deren H e i lkr ä f t en, und
führen beide den Namen des A p u l e j u s Platonicus, womit
man den Lucius Apulejus Madaurensis, der aber keine
von beiden verfasst haben kann, bezeichnen wollte. Das wenige,
was ich von der einen, von der jetzt eben zum ersten mal nur ein
kurzes Fragment im Druck erschienen ist, zu sagen habe, verschiebe
ich bis zuletzt, und spreche zuerst von der andern
Sie existirt in zahlreichen, zum Theil sehr alten, aber so ungleichen
Handschriften, dass einer der Herausgeber, Hummelberg,
sich nicht stark genug darüber auszudrücken weiss. Auch die
gedruckten Ausgaben weichen ungewöhnlich stark von einander
ab, je nachdem sie aus Einer oder mehrern bessern oder schlechtem
Handschriften hervorgingen; und da bis jetzt keine den Anforderungen
der Kritik völlig entspricht, sehe ich mich genöthigt,
wenn nicht sämmtliche Ausgaben, doch die wichtigsten Redactionen
jede besonders durchzugehen. Wir haben deren fünf zu unterscheiden,
nämlich vier ältere, unabhängig von einander aus
verschiedenen Handschriften hervorgegangene, und E i n e neuere,
einen Versuch, durch Auswahl aus den früheren den Text zu berichtigen.
Die älteste mir unbekannte Ausgabe besorgte Jo. Phil, de
L i g n a m i n e zu JRom nach einer Handschrift des Monte Cassino.
Sie führt keine Jahrszahl, scheint aber nicht später als 1473 erschienen
zu sein; denn in diesem Jahre starb der Cardinal Gonzaga,
dem sie gewidmet ist. Nach Hain ^ beginnt sie, nach
der Dedication des Herausgebers an den Cardinal, mit den
Worten: Incipit Herbarium Apuleji Platonici ad Marcum Agrippam.
Vor mir liegt aber eine Ausgabe, die ich für einen Abdruck
der vorigen halte. Denn der Herausgeber Wechel , ein blosser
1) Hain, repertorium hihliographicum vol. pars / , pag, 156, mm. 1322.
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Buchhändler, sagt nichts von benutzten Handschriften, und
voran geht dieselbe Zueignungsschrift des römischen Herausgebers
an den römischen Cardinal. Nur der Titel ist ein wenig
verändert. Mehrere andere medicinische Werke sind hinzugefügt.
Der Haupttitel der Sammlung heisst vollständig:
C l a u d i i Galeni Pergameni liber de plenitudine. — Polybus
de salubri victus ratione privatorum, Guintero Joanne
Andernaco interprete. — Apulejus Platonicus de herbarum
virtutibus. — Antonii Benivenii libellus de abditis
nonnullis ac mirandis morborum et sanationum causis. —
Prostant in vico Jacobaeo apud Christian um Wechel
sub scuto Basileiensi (zu Paris) 1528 Fol.
In der Zueignung nennt de Lignamine den Apulejus Platonicus
einen Schüler des Platon^ und lässt ihn sein Werk empfangen
haben vom Kentauren Chiron, dem Lehrer des Achilleus, was er
seiner Handschrift entnommen haben muss, da wir dieselben Angaben
sogleich in einer ganz andern Redaction auf dem Titel wiederholt
linden werden. Das Werk selbst beginnt mit einem Exordium
in Herbar ium. Da haben wir also den ursprünglichen
Titel der römischen Ausgabe wieder. Ein U n g e n a n n t e r erzählt
darin dem Ma r cus Agr ippa, Apulejus Platonicus hätte nur wenige
Kräfte der Pflanzen und Kuren (curationes) bekannt gemacht.
Er aber (Ego vero), der Verfasser, sähe sich genöthigt, den Gegenstand
ausführlicher zu behandeln, auf dass es nicht nur seinen
Landsleuten, sondern auch den Ausländern nützlich werden könnte.
Wir werden sogleich finden, dass mit dem Marcus Agrippa, an
welchen ein Nachkomme des Apulejus geschrieben haben soll, der
Schwiegersohn des Augustus gemeint ist. Das ganze Exordium
ist also ein Machwerk späterer Verfinsterung. Zu merken ist
daraus nur, dass nicht Apulejus, sondern ein Späterer als Verfasser
bezeichnet wird.
In demselben Jahr 1528 erschien nach zwei andern Handschriften,
und ohne Rücksicht auf die römische, die Ausgabe des
T o r i n US in derselben Sammlung medicinischer Worte, von der
ich schon bei Oribasios sprach, und deren vollständigen Titel ich
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