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44 Bu c h I. Kap. 1. §. 6.
war Ich füge zum Ueberiluss noch eine Stelle ^ hinzu, worin
Galenos ein Recept giebt, welches Damokrates von Menekrat
e s entlehnt hatte. Letztern pflegt man zwar in die Zeit des Tiberius
und Caligula zu setzen; im nächsten Paragraph bei Gelegenheit
der Zeitbestimmung des Petronios hoffe ich indess wahrscheinlich
zu machen, dass er in die Zeit des Claudius und Nero
gehört. Angenommen nun, Andromachos der Vater hätte
sein Gedicht über den Theriak dem Nero im Anfang seiner Regierung,
etwa um das Jahr 60 oder etwas früher überreicht, so
möchte der Klinikos des Damokrates gegen das Jahr 65 erschienen
sein; viel später gewiss nicht, eher einige Jahre früher,
wenn Coniidia ihrem Vater nicht erst im höchsten Alter geboren
ward, und selbst bereits in hohem Alter stand, als Damokrates
sie behandelte.
§• 6.
S e x t i u s Niger, Nikératos, Petronios (Musas), Diódotos
u n d Xenokrates.
Ich komme zu den Schriftstellern über einfache Arzneimittel
kur z vorDioskorides. Dieser unterwirft sie sämmtlich,
mit Ausnahme eines einzigen, von dem ich zuletzt sprechen werde,
in der Vorrede seines eignen Werks über denselben Gegenstand
einer strengen Kritik. „Das, sagt er, muss man den Alten lassen,
dass sie auf das Wenige, was sie vorbrachten, Sorgfalt verwandten.
Von den Neuern dagegen, von B a s sos Tyläos^) und
N i k e r a t o s und P e t ronios , von Niger und Diodotos, lauter
Asklepiaden, kann man das nicht rühmen. Zwar den allgemein
gebräuchlichen und bekannten Arzneischatz achten sie wohl einer
ziemlich sorgfältigen Behandlung werth, allein die Kräfte der Mittel
und die Kennzeichen ihrer Aechtheit berühren sie nur oberflächlich,
und anstatt ihre Wirksamkeit durch Erfahrungen festzu-
B u c h 1. Kap. 1. 6. 45
1) Galeni opp. ed. Kühn X I I I , pag. 996.
2) Bei den Römern heisst er Tul l ius Bassus, und ist in diesem Buch
§. 3 bereits vorgekommen.
Stellen, führen sie ein jedes derselben mit Geschwätz über die
Ursachen auf verschiedene Grundformen der Atome zurück, und
verwechseln dazu noch eins mit dem andern. So sagt Niger,
der unter ihnen für den vorzüglichsten gilt, das Euphorbion wäre
der Saft der in Italien wachsenden Chameläa, das Androsämon
wäre einerlei mit dem Hyperikon, die Aloe würde in Judäa gegraben,
und mehr dergleichen offenbar Falsches, ein Beweis nicht
eigener Anschauung, sondern nacherzählter Missverständmsse.
Auch in der Anordnung fehlten sie, die einen, indem sie nicht
unter sich verwandte Kräfte zusammenstellten; die andern, indem
sie, nach dem Alphabet ordnend, trennten, was der Gattung und
Wirkung nach zusammengehört, und sich dadurch dem Gedächtniss
leichter einprägt." — Ein so hartes Urtheil genau zu prüfen,
fehlen uns alle Mittel; die Werke, die es betrifft, gingen sämmtlich
verloren. Dass es im Ganzen treffend sei, lässt sich nicht
bezweifeln, nur etwas stark mag die Farbe aufgetragen sein. Ich
folgere das nicht aus dem Lobe, womit Epiphanios ohne das
mindeste von der Sache zu verstehen, all diese Schriftsteller überschüttet,
sondern aus dem ganz anders lautenden Urtheil des Plin
i u s und Galenos über den Niger. ^ ^
S e x t i u s Niger heisst er bei Plinius zweimal, im BuchXX,
cap. 21, sect. 84, und im Verzeichniss der zu diesem Buche benutzten
Schriftsteller, worin er, wie TuUius Bassus, mit dem Zusatz
„qui Graece scripsit," unter den römischen Schriftstellern
steht. Sonst kommt sein voller Name nur noch einmal vor, bei
Plinius Valerianus2), dem Abschreiber des altern Plinius. Ausser
jenen beiden Stellen nennt ihn Plinius selbst durchgängig bloss
S e x t i u s , und alle übrigen Schriftsteller, namentlich Dioskorides,
Erotianos, Cälius Aurelianus, Galenos und Epiphanios nennen ihn
bloss Niger oder Ni g r o s . Nur Fabricius^) ist anderer Meinung.
Die Worte des Dioskorides und eben so die seines Abschreibers
Epiphanios lauten nämlich im Original also: Baooog
1) Man sehe die Stelle Band I, Seite 240.
%) Plin. Vale ri an. IV, cap. 5.
3) Fabric. bibl. graec. X I I I , pag. 361.