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206 Buch VIL Kap. 1. §. 32.
Menschen und Hunde verschone, wenn sie länger sind als sie
selbst; und etwas sehr Natürliches, was aber den Alten gar wunderbar
erschien, vom Gagates, unserer Pechkohle (nicht zu verwechseln
mit dem Agat), dass sie, befeuchtet ins Feuer gebracht,
mit lebhaftem Glanz brenne. Auch Verwandelungen hatte
Nestor geschrieben, und daraus scheinen sich mehrere in Prosa
aufgelöste Ueberreste im ölften Buch der Geoponika erhalten zu
haben. So vermuthen wenigstens Halleri), Niclas 2) und Schneider
3). Das Buch handelt nämlich von den immergrünen und
den zu Kränzen dienenden Bäumen und sonstigen Pflanzen.
Die von der Cultur derselben handelnden Kapitel sind wie gewöhnlich
mit ihrem Autor bezeichnet. Aber den Kapiteln vom
Lorbeerbaum der Cypresse der Mjrte dem Weihrauchbaume der
Rose Lihe Viole Narcisse und dem Epheu, geht je ein anderes
Kapitel ohne Angabe des Autors voraus, worin nicht ohne poetische
Anmuth die Entstehung dieser Pflanzen durch eine Verwandlung
erzahlt wird. Wer sie liest, wird kaum begreifen, wie sie Lambecius
dem Pamphilos , dem er alles Abergläubische aufbürdet
zuschreiben konnte, als ob kein Unterschied wäre zwischen Aberglauben
und Poesie.
§. 32.
J u l i u s Titianus.
Unter des Ti t ianus Namen werden von Verschiedenen verschiedene
Werke angeführt, von denen sich zwar nicht beweisen,
doch vermuthen lässt, dass sie alle denselben Verfasser hatten,
indem kein Grund deren mehrere anzunehmen obwaltet. Uebergehen
darf ich diesen wenig bekannten Schriftsteller nicht, denn
der Grammatiker Diomedes 5) citirt sein Werk über den Acker-
1) Haller hiblioth. hotan. I, pag. 47,
2) Niclas prolegom. ad geoponic, pag. LXIIl et ad geopon. Mb. XI, cap 1
n fine. ^
3) Sehneider periculum critic. in aniholog. pag. 12.
4) Man vergleiche Buch VI, §. 17.
5) Diomed. in Putsch corp. grammatic. Latinor, pag, 365.
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Buch VIL Kap. 1. §. 32. 207
bau (de Agricultura). Ausserdem citirt ihn Servius Öfter, einmali)
mit Angabe des Titels der citirten Schrift, Chorographie. Wahrscheinlich
desselben Werks gedenkt Julius Capitolinus^) unter der
Bezeichnung der Bücher der Provinzen; es scheint also eine
Beschreibung der Provinzen des römischen Reichs gewesen zu
sein, vielleicht in Versen, dergleichen wir noch von Rufus Fe s tus
A v i e n u s und von P r i s ci a n us 3) besitzen. Von seinen in Trimetern
geschriebenen äsopischen Fabeln unter dem Titel Apol
o g e n spricht Ausonius-i) ausführlicher. Sollius Apollinaris Sidonius
s ) erwähnt beiläufig seiner im Namen vornehmer Frauen
geschriebenen Br iefe, in denen er des Cicero Briefstil nachgeahmt
hatte. Isidoras Hispalensis 6) nennt ihn auch als einen der drei
Rhetoren, welche die griechische Rhetorik bei den Römern eingeführt
hätten, Cicero, Quintiiianus und Titianus. Auf ein
g r a m m a t i s c h e s Werk scheint Servius hinzudeuten, wenn er
sagt^): „et Ti t ianus et Calvus, qui themata omnia de Virgilio
elicuerunt, et conformaverunt ad dicendi usum etc.," wenn es nicht
etwa auf s^ine Rhetorik geht. Ihm in Folge dieser Stelle ein besonderes
Werk unter dem Titel Themata Virgiliana beizulegen,
wie Einige thun, sehe ich keinen Grund.
Ueber des Ti t ianus Person geben uns die angeführten
Stellen des Julius Capitolinus und Sollius Apollinaris einigen Aufschluss.
Jener kennt unter den Lehrern des Maximinus Junior
auch „den Rhetor Titianus, den Sohn des altern TitianUS,
der die trefflichen B ü c h e r der P rovinzen geschrieben,
1) rvius ad Virgil, aeneïd, IV^ vers, 42,
%) Jul. Cap itolini Maximinus junior cap, 1,
3) Beide finden sich abgedruckt zu Ende des ersten Bandes der Geographi
Graeci minores, ex recensione et cum annotat. G. Bernhardv
Lips. 1828. 8.
4) Ausonii epist. 16 ad Prohum.
5) Sola Apollinar. Si don. epistolar. I, epist. 1.
6) Isidori Hispal. etymohg. II, cap. 2, sect. 1. Otto (in Lindemanni
corp. grammaticor. Latinor. III, pag. 68, not. 16) erinnert dabei ohne Grund an
einen beredten Präfect Titianus aus der Mitte des vierten Jahrhunderts.
7) Serv. ad Virgil aeneïd. X, vers, 18.
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