¿w« u . !
1 ; 280 B u c h VIII. Kap. 1. §.44. B u c h VIII. Kap. 1. §. 44. 281
'ii m
womit man von ihnen ihre längst verlernte Sprache wieder erlernte,
um die durcli Uebersetzungen altgriechischer Meisterwerke aus
dem Arabischen ins Lateinische erweckte Sehnsucht nach den
Originalen endlich zu befriedigen. Das war die erste Morgendämmerung
moderner europäischer Bildung, das war Petrarca's
und Boccaccio' s Zeit. Doch die liegt noch weit hinter den
Grenzen dieses und der nächstfolgenden Bücher unseres langen
AVüstenzuges, worin wir uns grade bei den elendesten Machwerken
der Finsterniss um so öfter werden aufhalten müssen, je weniger
man denselben eine genügende Untersuchung hat angedeihen
lassen, die ihnen doch endlich einmal zu Theil werden muss.
Erstes Kapitel.
Von Jiilianus Tode bis zur Theilung des römischen Reichs
(363 — 395).
Der heilige Basilios und der heilige Ambrosius.
Schon die beiden Namen zeigen den Wendepunkt der Zeit
an, vor der wir stehen. Julianus hatte sich vergebens bemüht die
griechischen Götterbilder wieder aufzurichten; sein eigener Fall
entschied zugleich den ihrigen für immer, und den Sieg des Christenthums
als Staatsreligion.
Zu den wenigen gelehrten Christen, die sich noch einer klassischen
Jugendbildung zu erfreuen hatten, und daher glimpflicher
über die profanen Wissenschaften urtheilten, gehörte vor allen
B a s i l i o s {BaaUswg) mit dem Beinamen der Grosse. Ueber
sein viel bewegtes Leben nur so viel. Von vornehmer Abkunft
zu Neokäsarea in Kappadokien geboren, studirte er erst zu Antiochien
Rhetorik und was sonst damals zur klassischen Bildung
gehörte, dann unter dem grössten Sophisten L ibanios zu Konstantinopel,
darauf zugleich mit dem nachherigen Kaiser Julianus
zu Athen unter den ebenfalls hochberühmten Sophisten Himerios
und Proäresios. Nachdem er endlich auch noch Aegypten besucht
hatte, trat er in den Dienst der Kirche. Streitigkeiten mit
seinem Bischof Eusebios veranlassten ihn aber zur Wahl eines
einsiedlerischen Lebens im pontischen Gebirge. Von dort aus
schrieb er jenen in der Naturschönheit des Orts schwelgenden
Brief an seinen Freund Gregorius von Nazianz, woraus Alexander
von Humboldt^) die schönsten Stellen vor kurzem in eben so
schöner Uebersetzung lieferte. Später versöhnte er sich nicht
allein mit Eusebios, sondern ward sogar sein Amtsgehülfe, dann
sein Nachfolger, und starb 379 im Alter von einigen sechzig
Ja^Jiren.
Wie er früher in seinen weltlichen Studien bis zu Aristoteles
und Theophrastos zurückgegangen war, das beweist unterandern
sein Brief an den antiochischen Priester Diodoros Nr. 167;
Mae ihm die Probleme der Naturwissenschaft bis ins kleine geläufig
waren, gleich der folgende Brief Nr. 168 an Eunomios-
In einem langen Schreiben voll dogmatischer Spitzfindigkeiten an
den Arzt Eustatios Nr. 80 erkennt er den Werth der Medicin
vollkommen an, und lobt seinen Freund nur deshalb um so mehr,
weil er nicht bloss die körperliche Gesundheit seiner Mitmenschen
im Auge habe, sondern zugleich auch kranke Seelen wiederherzustellen
trachte. Sein heidnischer Lehrer Libanios, mit dem er,
trotz ihrer Religionsverschiedenheit in einem freundschaftlichen
Briefwechsel blieb, hatte also nicht unrecht, wenn er ihm schrieb
(Nr. 147 in der Reihe der Briefe des Basilios selbst): „Behalte
nur die Bücher, von denen du sagst, sie hätten zwar einen
schlechteren Stil, aber desto tieferen Sinn und Gehalt. Niemand
wehrt es dir. Aber die Wurzeln der Bücher, die für immer die
unsrigen sind, und einst auch die deinigen waren, dauern noch
aus in dir, und werden ausdauern, so lange du lebst, und keine
Zeit wird sie tödten, wenn du sie auch noch so kärglich wässerst.^^
Was diesen merkwürdigen Mann hier genannt zu werden be-
1) Hiimh oldt^ Kosmos 11^ S. 27.
f'i
BseeF^