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ten Kochkünstler zuschreibt, befindet sich eins unter dem Titel
Dodekatechnon, was seinem Gegenstande nach zu den schmutzigsten
der griechischen Literatur gehört. Was die Greoponika von
dem Georgiker erhielten, — und es sind der Fragmente ziemlich
viel, — athmet weder Wollust noch Schwelgerei; auch Heilmittel
kommen vor, und darunter der Kohl auch als Antaphrodisiacum,
aber kein Aphrodisiacmn. Es sind nüchterne und verständige
Kathschläge für den Landwirth, sogar von Aberglauben frei, bis
auf eine kleine Dosis desselben unter den Mitteln zur Vertreibung
der Ameisen. Nur zu oft missbrauchten die Literarhistoriker die
Avillkürliche Vervielfältigung gleichnamiger Schriftsteller zur Lösung
scheinbarer Dissonanzen, in vorliegendem Fall erscheint sie
mir unvermeidlich. — Auch einiges B o t a n i s c h e habe ich auszuheben.
Buch II Kap. 4 werden die P f l a n z e n aufgezählt, welche
W a s s e r im Boden andeuten. Pilanzenverzeichnisse gleicher
Art lieferten unter den Griechen und Römern (auch bei den Arabern
werden wir dergleichen finden) Vitruvius (VIII, cap. 2),
P l i n i u s (XXXI, cap. 3, sect. 27), P a l l a d i u s (IX, tit 8, sect. 4),
C a s s i o d o r u s (Variarum III, epist. 53), ein anonymer Schriftsteller
der Geoponika (II, cap. 5, sect. 4) und der falsche Dem
o k r i t o s derselben Sammlung (II, cap. 6, sect. 23). Einige nennen
mehrere, andere wenigere Pflanzen; einige Pflanzen kommen
in allen Verzeichnissen vor, andere nicht, und besonders die drei
letzten Verzeichnisse haben viel Eigenthümliches; eine gründliche
Vergleichung und Erörterung all dieser Pflanzen fehlt noch, und
würde uns hier zu weit ab führen. — II Kap. 43 verzeichnet Paxamos
die den Culturpflanzen vorzüglich schädlichen Unkräuter.
Das könnte sehr lehrreich sein, wenn es mehrere wären, es sind
aber nur vier, Orobanche, Zizania oder Ai'ra, Aegilops und Pelekinos.
— X Kap. 84 räth er, die Stämmchen der Obstbaumpflänzlinge
mit dem Saft einer sonst gänzlich unbekannten Pflanze,
Polypremnos, zu bestreichen^).
1) Die Hisloria plantarum Liigdunensis ^ die man dem Dalechamp zuzü
schreiben pflegt, erklärt sie ohne Grund für Valeriamlla olitoria.
T a r e n t i n o s , der den Georgiker Paxamos benutzte und von
Vindanionios Anatolios benutzt ward, scheint demnach in die
letzte Hälfte des dritten oder den Anfang des vierten Jahrhunderts
zu gehören. Die Geoponika^) citiren sein Werk über Korns
p e i c h e r , und liefern daraus ein langes Kapitel über deren Anlage.
Nach einer andern Stelle jener Sammlung 2) hatte er auch
eine Naturgeschicht e der Fische geschrieben, und dazu
ausser dem Werke des P axamos auch die des Asklepios,
M a n e t h o und Demokr i tos , vielleicht auch das des Oppianos
über den Fischfang benutzt, welches letztere bei Gelegenheit
der römischen Säcularfeier im Jahre 204 dem Kaiser Caracallus
zugeeignet ward. Denn des Niclas Vermuthung, dass das letzte
Buch der Geoponika vom sechsten Kapitel an ganz aus jenem
Werke des Tarentinos genommen sei, obgleich ihm nur das sechste
und siebte ausdrücklich zugeschrieben werden, hat sehr viel Wahrscheinlichkeit,
und das zehnte nennt in der Ueberschrift den Oppianos.
Allein Tarentinos muss noch mehr geschrieben haben,
denn andere von ihm entnommene Bruchstücke in den Geoponiken
betreffen ganz andere Gegenstände, z. B. das Pfropfen verschiedenartiger
Bäume auf einander, und die dadurch angeblich bewirkten
Veränderungen ihrer Früchte. Ich finde nichts darin der Auszeichnung
Werth.
Die Namen L e o n t i o s und Leontinos wechseln nicht
nur an verschiedenen Stellen der Geoponika, sondern nach verschiedenen
Handschriften sogar an derselben Stelle; und bei
Photios steht unter den Quellen des Vindanionios Anatolios
ein Leon, den Photios selbst für den zuverlässigsten erklärt,
doch wohl kein anderer als Leontios. Sonst ist von seiner Person
nichts bekannt. Fabricius^) zählt gegen fünfzig Männer namens
Leontios; Einen derselben mit dem Beinamen Scholastikos
1) G eoponic. Xllly cap» 4, sect. 5.
%) Ibidem XZ, cap. 6. Dies dem Tarentinos beigelegte Kapitel ist die
Zueignung seines Werks über die Fische, wir wissen leider nicht an wen.
3) Fab7'ic, hiblioth. graec. Fi/, pag, 455,
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