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264 B u c h VII. Kap. 2. §. 42.
konnte der heidnische Oribasios keine Gnade finden; sie beraubten
ihn nicht nur seines Vermögens, verbannten ihn nicht nur aus
dem Reich, sondern überlieferten ihn, wie Eunapios sagt, grade
dem rohesten der barbarischen Nachbarvölker. Dieses, wir wissen
nicht welches, empfing den grossen Arzt wie einen rettenden Genius,
so dass seine Verbannung mehr einem neuen Triumph als
einer Strafe glich. Und noch stand ihm der höchste Triumph bevor.
Das Verlangen nach ihm ward unter den Römern so lebhaft,
dass sich die Kaiser entschliessen mussten, ihn zurückzurufen und
ihm sein Vermögen wieder zu erstatten. Als Eunapios dieses
schrieb, war Oribasios noch am Leben, verheirathet mit einer reichen
und vornehmen Frau, von der er vier Kinder hatte, ein
Mann gleich ausgezeichnet durch Geist Kenntniss Charakter und
anmuthige Formen des Umganges.
Seine Studien, seine ärztliche Praxis, das Hofleben an einem
stets wechselnden Hoflager und das vertrauliche Verhältniss zu
seinem Cäsar und späteren Kaiser, das ihn wohl auch in Regierungsgeschäfte
verwickeln mochte, das alles setzt eine ausserordentliche
Thätigkeit voraus, und gleichwohl Hess es ihm Zeit zur Ausführung
grosser s chr i f t s t e l l e r i s che r Unt e rnehmungen, deren
Früchte wir zum Theil noch gemessen. Photios i) kannte
von ihm vier medicinische und sieben andere Werke. Die letztern
nennt er nicht, über die erstem berichtet er ausführlicher.
Das erst e war eine Epi tome des Galenos, auf Julianus
Geheiss verfasst, und ihm mit der Anrede: göttlichster Autokrator,
gewidmet, woraus erhellt, dass dies Werk nicht vor des Julianus
Erhebung gegen den Kaiser Constantius, das heisst nicht vor dem
April des Jahrs 360 vollendet sein konnte. Wir besitzen es nicht
mehr.
Das zweite Werk, was uns grossentheils, vielleicht ganz,
wiewohl noch nicht vollständig gedruckt, übrig blieb, führt den
Titel ä rzt l iche Sammlungen {avvaywyal larQiy.ai). Es glich
dem vorigen, war aber nach einem grösseren Plan angelegt. In
1) Photii hibliothec. cod. 216 — 219.
Buch VII Kap. 2. §. 42, 265
siebzig Büchern lieferte es Auszüge nicht allein aus Galenos, sondern
auch aus einer Reihe anderer Aerzte, mit manchen eigenen
Zusätzen durchflochten. Die Zueignung beginnt mit den Worten :
„Die Auszüge, die Du, Kaiser Julianus, mir zu machen aufgetragen
hattest, habe ich, als wir noch im diesseitigen Gallien waren,
Deinem Willen gemäss zu Stande gebracht." Worauf es
weiter heisst, auch dies umfassendere Werk in siebzig Büchern
hätte der Kaiser ihm aufgetragen. Wir sehen daraus, dass das
vorige Werk vor dem Frülinge des Jahrs 361, das grössere aber
mindestens vor des Kaisers Tode (den 26. Juni 363) vollendet ward.
Das dritte Werk unter dem Titel Synopsi s ist ein auf
seines Sohns Eustathios Wunsch verfasster, und an diesen gerichteter
Auszug aus dem grossen vorstehenden Werke, in neun Büchern.
Es muss, wie Hecker i) bemerkt, an zwanzig Jahr später
erschienen sein als das vorige, weil Oribasios sich erst nach seiner
Rückkehr aus der Verbannung verheirathete. In des Rasarius lateinischer
Uebersetzang besitzen wir es noch, und vermuthlich ist
auch das Original im Manuscript noch vorhanden.
Das v ier t e Werk nennt Photios gleichfalls eine Syntomie,
ein Compendium, in vier Büchern an den Eunapios, worin die
E u p o r i s t a , die Hausmittel, abgehandelt wären. Andere Exemplare
desselben Werks sah er mit der Aufschrift: E u p o r i s t a an
E u g e n i o s , was er für willkürliche Veränderung der Abschreiber
hält. Auch dieses Werk besitzen wir noch in des Rasarius lateinischer
Uebersetzung, und im Manuscript mag es wohl auch noch
existiren. Es führt jetzt den Titel Eupor ist a und die Zueignung
ist an den Eunapios, vermuthlich denselben, den wir
schon als des Oribasios Biographen kennen lernten, gerichtet.
Sprengel2) erklärt dies Werk, ohne zu sagen warum, für wahrscheinlich
untergeschoben. Hecker in der schon angeführten Abhandlung
übergeht es ganz, vermuthlich im Vertrauen auf Spren-
1) J, F. C. Becker^ Oribasios^ der Leiharzt Julians; in desselben literarischen
Annalen der gesammten Heilkunde 7, 1825 (S, 1—16) S, 10. Anmerkung.
2) Sprengel, Gesch. der Arzneiwissensch, II (dritte AußJ Seite 261.
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