194 Buch VII. Kap. 1. §. 28.
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unter den Pflanzenkennern seiner Zeit zu verdienen, wiewohl er,
durch Arbeiten anderer Art abgezogen, durch ein Vorurtheil gegen
Pflanzenbeschreibungen eingenommen, nichts Botanisches hinterliess.
§. 28.
L u c i u s Apulejus Madaurensis.
Eben so wenig besitzen wir etwas Botanisches von dem berühmten
Redner Romanschreiber Philosophen und vermeinten Zauberer
Lucius Apulejusi), doch kann ich ihn nicht übergehen
wegen der Verwechselungen seiner bald mit A p u l e j u s Centur
i p i n u s , bald mit dem spätem sogenannten Apulejus Piat
o n i cus.
Gegen 130, also ungefähr gleichzeitig mit Galenos, zu Mad
a u r a in Afrika geboren, zu Karthago erzogen, ging er auf Reisen,
hielt sich lange in Athen, dann in Rom auf, und kehrte endlich
nach Afrika zurück, wo er sich zu Oea mit einer bejahrteren
und reichen Wittwe vermalte. Von den Verwandten derselben
angeklagt, ihre Gunst und ihre Reichthümer durch Zauberei gewonnen
zu haben, vertheidigte er sich durch eine in späterer
Ueberarbeitung noch vorhandenen Rede, woraus klar genug hervorgeht,
wie sehr er zu dem hinneigte, was man ihm schuld gab.
Der vielen Mühe, die er sich gegeben, geheime Weisheit zu erlangen,
der vielen Mysterien, in die er sich aufnehmen Hess, rühmt
er sich selbst als eines Beweises seiner "Wissbegierde und Frömmigkeit;
und sein g o l d e n e rEs e l bewegt sich so ganz und gar
auf dem Gebiete der Zauberei, dass man das Werk lange Zeit für
eine versteckte, nur dem Eingeweiheten durchsichtige Anweisung
zu dieser Kunst betrachtete. Als Philosoph neigt er schon stark
zu den etwas späteren Neu-Platonikern hin, die gleich ihm Aristoteles
und Piaton versöhnen wollten. Was er als Naturfor-
1) Die weitschichtige Literatur über sein L ebe n sehe man hei Bähr II,
8. 371, Anmerlc. 2. Am besten behandelt ward es vielleicht von Hi ldebrand
m den Prolegomenen zu seiner Ausgabe der Opera L. Apuleji. Ups. tom. L
1842. 8,
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s c h e r , zumal als Bot anike r bedeutete, lässt sich aus seinen
noch übrigen Schriften nicht abnehmen. In seinen drei Büchern
von der Phi losophie, wovon das erste die Naturphilosophie,
das zweite die Ethik, das dritte die Logik sehr kurz behandeln,
steht über die Natur der Pflanze kein Wort. In seinem Buch^
von der Wel t kommen nur gegen das Ende einige oratorisch
naturschillernde Floskeln vor, die darthun sollen, wie weise der
Schöpfer von Ewigkeit her alles so eingerichtet habe, dass selbst
das Schädliche immer noch einem für uns nützlichen Zweck entspreche,
den dann, wie sich von selbst versteht, nur der Adept
erkennt und zu nutzen weiss. Für einen Naturforscher erklärt er
sich selbst in seiner Vertheidigungsrede gegen den Verdacht der
Magie ganz entschieden, und lässt lange, leider nicht mehr vorhandene
Stellen aus seinen sowohl griechisch wie lateinisch geschriebenen
naturwissenschaftlichen Untersuchungen
(Quaestiones naturales) 1) vorlesen, worin er die Leistungen des
Aristoteles und anderer Vorgänger theils vervollständigt theils berichtigt
zu haben sich rühmt. Es muss ein umfassendes Werk gewesen
sein, denn das fünfte Buch, auf das er sich beruft, handelte
allein von den Fischen. Doch wissen wir nicht, ob es sich auch
auf das Pflanzenreich erstreckte, noch wie die Gegenstände darin
behandelt waren. Auch als Kenner der Arzneikunde steUt er in
jener Rede sich selbst dar, indem er erzählt, wie man ihn bei Behandlung
einer Epileptischen zu Rath gezogen habe 2).
Er hielt die oft genannte Rede zu Oea vor dem Proconsul
Claudius Maximus und in Gegenwart des Lollianus Avitus, welche
zusammen im Jahr 144 Consuln waren 3). Wie alt er geworden,
ist unbekannt, '
Nun ersuche ich meine Leser, sich des A p u l e j u s Celsus
C e n t u r i p i n u s , von dem ich im vierten Buche gesprochen, zu
1) Apuleji Madaur. orat. de magia cap. 36, in opp. ed. Bipont. 11, pag. 41.
2) Ibidem cap. 40 und öfter.
3) S a X e (onomastic. I , pag. 323) verwechselt jenen mit Claudius Maximus,
dem Consul des Jahrs 172, und setzt demnach den Apulejus etwas zu
spät an.
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