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134 Buch YL Kap. 3. §.17.
Auswahl, wie sie Sprengel in der Geschichte der Botanik lieferte,
hätte keinen Zweck. Wie aber des Plinius Werk auf die spätere
Entwickelung der Botanik einwirkte, muss ich späterer Darstellung
vorbehalten.
Drittes Kapitel.
Grammatiker über Arzneimittellelire.
§. 17.
E r o t i a n o s und Andromachos der Sohn.
Wir betreten abermals die Wüste; das rechtfertige mein Verweilen
bei Männern, die uns in reicherer Umgebung keinen Augenblick
fesseln würden.
Der Grammatiker Erotianos hinterliess uns ein am besten
von F r a n z i us bearbeitetes Glossar zur Erklärung der veralteten
Ausdrücke des Hippokrates Medicinische oder gar botanische
Sachkenntniss erwarte man nicht darin. Einige zwanzig Pflanzen
werden entweder mit der nackten Bemerkung, dass es eben Pflanzen
sind, oder mit einem bekannteren Synonym abgefertigt; mitunter
zweifelhaft oder offenbar irrthümlich, wie bei leiQiov^ welches
die Lilie {^Qivm)^ nach Nigros aber die Narcisse bedeuten
soll, und bei TtiTtlog^ welches bei Andern rtinXiov, bei Einigen
aber avf.iq)inov heisse^). In dem einzigen längern Artikel der Art,
yM/itf.iaQ0Vi wird der Bedeutung wegen auf Dioskorides Bezug ge-
1) Erotiani^ G aleni et Hérodoti^ glossarla ih Hippocraiem ex recens,
ß. Stephani gtaece et latine, Accesseruht èmendcttiones H, Stéphanie B. Eustachiif
Ai Eeringàe etc. Recensuit^ varieiatem lectionis ex mscrr. Dorvillii et Mosquensi
addidit^ suasque animadversiones aújecit J. G. F. Franzius. Lipsiae^ 1780. 8.
2) Dioskorides 7F, cap. 164, 165, unterscheidet Peplus und Peplis, die
beiden noch jetzt so benannten Arten von Euphorbia, und setzt zu letzterer
daä Syhonym Pepíión HippoCràtis. Ünter dem Namen Symphytum hat er
ÂWéi verschiédetie Pfläti^en, die ïnâh íuf Corîs Moñspelieñisis und Symphytum
officinale hält.
Buch VI. Kap. 3. §. 17. 135
nommeni), und dann weitläuftig von des Namens Orthographie
und Etymologie gehandelt. Um so wichtiger ist das Werk fur
Geschichte der Medicin und nebenher auch der Botanik wegen
seiner vielen Citate älterer Schriftsteller, weshalb wir die Untersuchung
seines Zei tal ter s nicht ablehnen dürfen.
Dass es jünger sei als das Werk des Dioskorides, folgt aus
dem schon angeführten Citat desselben. Je nachdem man nun
diesen Schriftsteller bald in die Zeit der Kleopatra, bald m die
des Trajanus setzte, rückte man zugleich den Erotianos, wenn
auch in einem etwas kürzeren Intervall, bald auf- bald abwarts.
Er widmete sein Werk dem Andromachos , worunter Einige
den Vater , Andere den Sohn verstanden; denn einen weiteren
Spielraum gestattete die Thatsache nicht. Der Vater sollte es
sein, weil Erotianos ihn mit dem Titel Archiater anredet, den kein
anderer Schriftsteller dem Sohn beilegt. Darauf antwortete Cigalini
2), der den Dioskorides für jünger als Plinius hielt, und folglich
nicht zugeben konnte, dass Erotianos zur Zeit des altern Andromachos
gelebt hätte: auch dieser werde nur ein einziges mal
von Galenos, der ihn doch so oft anführe, Archiater genannt;
und daraus, dass das bei dem Sohn zufällig nicht geschehe, folge
nicht, dass er nicht auch Archiater gewesen sei. Auch wir müssen
mit den meisten Neueren dem beipflichten : denn Andromachos
der Vater schrieb, wie wir fanden, wahrscheinlich zu Anfang der
fünfzehnjährigen Regierung des Nero (von 54 bis 68), Dioskorides
erst gegen das Ende der eilfjährigen des Vespasianus (69 - 79) ; im
Jahre 78, als Plinius schrieb, war sein Werk zu Rom noch nicht
einn^al bekannt: Erotianos muss also noch etwas später, wenn
auch nicht, wie Cigalini meint, erst unter Trajanus (98-117),
geschrieben haben, und so lange lebte der ältere Andromachos
schwerlich In diesen weiteren Folgerungen stehen mir jedoch die
Neueren, namentlich Fabricius 3), SprengeH) und der gelehrte und
1) Erotian. ed. Franz. pag. 214.
%) Ci g al in US in Plin. hist. nat. edit. Franzii vol. I I , pag. CXXVUl sq.
3) Fabricii hihi, graec. X I I I , pag. 61.
4) Sprengel, Gesch. d. Medic. II, {dritte Aufl.) S. 80.
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