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322 B u c h VIIL Kap. 2. §. 48.
sehen Spraclien unkundigen Abschreibern fremd waren. Und wie
leicht konnte einem Werke der Art bald ein Pflanzenname bald
ein ganzes Kapitel entzogen oder zugesetzt werden, ohne dass
der Zusammenhang dem Leser die Lücke oder den Zusatz verrieth.
Dass eins von beiden oder noch wahrscheinlicher beides
geschehen, darüber lässt die grosse Verschiedenheit der nach
verschiedenen Handschriften abgedruckten Ausgaben keinen Zweifel.
Was von beiden geschehen, ob eine Stelle, um die es sich
grade handelt, in dieser Ausgabe lückenhaft, oder in jener interpolirt
sei, wird auch dem scharfsichtigsten Kritiker oft zweifelhaft
bleiben, so lange er sich nicht auf die Auctorität des ältesten
oder besten Codex stützen kann.
Selbst die wichtige Frage nach dem A l t e r des Werks wird
sich nicht eher entscheiden lassen, bis wir einmal einen zuverlässigeren
Text erhielten. Die von Torinus und de Lignamine benutzten
Handschriften setzen das Werk nebst seinem vermeinten
Verfasser Apulejus, wie wir gesehen haben, bis in die Fabelzeit
des Chiron zurück; Sprengel i) hielt es für das Machwerk eines
Mönches aus dem ölften oder zwölften Jahrhundert, und scheint
nur dadurch abgehalten zu sein es noch tiefer herabzusetzen, dass
Isaak Vossius2) erklärt hatte, er besässe eine Handschrift desselben,
die über das Jahr 1200 hinausreiche. Das ist indess noch
lange nicht die älteste. Nach Bährs Angabe 3) hat Schneider im
Breslauer Lectionskatalog von 1839 einen dortigen Codex, der
unterandern auch unsern Apulejus enthält, beschrieben und ins
neunte Jahrhundert gesetzt. Ja, was noch mehr ist, die bodleianische
Bibliothek besitzt eine angelsächsische Uebersetzung des Apulejus
de herbis in 184 Kapiteln mit Einschluss des Kapitels von
der Betonica, welche König Alfred der Grosse (871 gekrönt) ver-
1) Sprengel, Gesch. d. Bot., 1, S. 184 und 199. Vergl. dessen Äs/ , rei
herhar., I, pag. 223.
2) Is. Vossii observatt. ad Pompon. Melam, pag. 151 et 254 nach Fabric.
hihi. lat. ad Ernesti, III, pag. 44.
3) Bahr, Gesch. d. röm. Literat., II, S. 372, Anmerlc. 9.
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B u c h VUL Kap. 2. §. 48. 323
anstaltet haben soll. ^ ) Das setzt voraus, dass das Werk damals
schon einen hohen Kuf und eine weite Ausbreitung gewonnen
hatte, also nicht mehr neu sein konnte. Nach Bährs Angabe haben
wir eine Bekanntmachung jener Uebersetzung durch die Aelfric
Society zu hoffen, es wäre nicht unmöglich, dass sie uns auch
über das wahre Alter des Originals einigen Aufschluss gäbe. Vorläufig
glaube ich die Zeit, der es angehören muss, auf anderm
Wege noch etwas verengern zu können. Ich betrachte es nämlich
als erwiesen, dass unser Apulejus gleich dem ächten Madaurenser
ein Af r ikane r war, und sogar in Af r ika schrieb. Jenes hat
Bosscha^) aus den Eigenthümlichkeiten seiner Latinität umständlich
nachgewiesen; dieses ergiebt sich aus einem seiner Synonyme
des Asparagus agrestis (cap. 84 bei Ackermann). Von dieser
Pflanze sagtPlinius : „Einige nennen sie den libyschen Spargel;"
Apulejus dagegen sagt, nachdem er die griechischen Namen aufgezählt
hat: „die Lateiner nennen sie Corruda, Andere Feldspargel,
Andere Bauernspargel, Andere uns e r n Spargel (asparagum
nostrum)." Humelberg, der gar nicht daran zweifelte, eine ächte
Schrift des Madaurenser vor sich zu haben, und sehr gut wusste,
wie sein Apulejus den Plinius geplündert hatte, machte zuerst auf
diese Stelle aufmerksam. Auch Haller 4) schloss daraus (ohne
Humelbergs zu gedenken) auf das Vaterland unseres Apulejus.
Nur Ackermann 5) sucht die Stelle als Beweis zu entkräften, doch
wie mir scheint, nicht ohne Zwang. „Unser Spargel" als
nähere Bezeichnung einer besondern Spargelart kann, meine ich,
nur verstanden werden, wenn der Redende von dem seiner Ge_
1) Fahr i d i hibl. lat. ed Ernesti III, pag. 44, und Bahr, Gesch. d. röm.
Literat., II, S. 371. Dass beide von derselben Handschrift sprechen, glaube
ich voraussetzen zu dürfen.
%) Appuleii Oudendorpiani tomus tertius, sive appendix Appuleiana, continens:
— Jo. Bosschae disputationem de Apideii vita scriptis codicihus mss. et
editionibus. Lugdun. Batav. 1823. 4» , pag. 523.
3) Plinii hist. nat. XX, cap. 10, sect. 43.
4) Hall er bibl. botan., I , pag. 156.
5) Achermann in jyarahil. medicar, scriptor. antiq., pag. 341.
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