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324 Buch VIIL Kap. 2. §. 48.
g e n d spricht. Nun hörte bekanntlich Afrika im Jahr 439 auf römische
Provinz zu sein, und kam unter vandaUsche Botmässigkeit.
Im Jahr 533 eroberte es Beiisar zwar wieder, allein für Byzanz,
nicht für Rom; und um 700 gründete Wahd der Erste die ganze
nordafrikanische Küste entlang seine Araberherrschaft. Später
kann folglich unser Apulejus in Afrika nicht füglich geschrieben
haben. Aber schon mit der Gründung des Vandalenreichs erlosch
beinahe alle afrikanische Literatur, so dass Apulejus wahrscheinlich
vor 439 zu setzen ist. Dazu kommt, dass er noch Heide
gewesen zu sein scheint, Ackermann meint zwar unter den vielen
abergläubischen Gebräuchen, die sich meist unverkennbar auf das
Heidenthum beziehen, Einen 2) gefunden zu haben, der ihm einen
Christen anzudeuten scheint, nämlich die Zauberformel, mit der
die Minte bei Tagesanbruch vor Sonnenaufgang gesammelt werden
soll: „Dich flehe ich, Kraut Hedyosmos, bei dem, auf dessen
Gebot du wuchsest (qui nasci te jussit), komm freundhch zu mir
mii deinen Kräften und deiner Wirkung, und leiste mir das, was
ich mit Vertrauen von dir verlange." Mir scheint das Beziehung
auf Proserpina zu haben, durch deren Macht die Nymphe Menta
in das gleichnamige Kraut verwandelt ward, oder wenn das qui
einen Gott statt der Göttin verlangt, auf irgend eine ähnliche mir
unbekannte Metamorphose. Wenigstens einen Beweis des Christenthums
finde ich nicht darin. Aus dem allen folgere ich, dass unser
Apulejus wahrscheinl ich dem fünften, wenn nicht noch
dem vierten Jahrhundert angehört, wenn auch dem ursprünglichen
Text manches Spätere hinzugefügt sein mag.
Nur im Vorbeigehen berühre ich die von Caspar Barth»)
aufgestellte, von Ackermann nicht unwahrscheinHch gefundene Hypothese,
die ganze Schrift wäre das Excerpt eines Unbekannten
aus des bekannten Apulejus Madaurensis Disquisitiones na-
1) Aclcermann, praefat. pag. 26.
2) Apuleji, cap. 120 edii. Ackermann.
3) Barth adversariorum Uber X X V I , cap. 16, xinà à&z\x Ackermann im
Commentar zum Apulejus, pag. 295 und an andern Stellen.
Buch vm. Kap. 2. §. 48. 325
turales. Mir erscheint sie so unbegründet, dass sie nicht einmal
der Widerlegung bedarf.
Da ich in meinen Folgerungen von der Annahme ausging,
Apulejus wäre ein Af r ikaner , so darf ich die Gründe, aus denen
ihn Thomas Johnson in der Vorrede zu seiner Ausgabe
von Gerarde's Herball von 1633 für einen Byzantiner hielt,
nicht verschweigen. In zwei Handschriften des Apulejus, über
deren Alter er nur sagt, dass die eine weit jünger als die andere
sei, bemerkte Johnson zwischen den Synonymen der Pflanzen
häufig das Wort Omoeos oder Amoeos oder Omeos eingeschaltet,
worin er das griechische ofionog zu erkennen glaubte. Daraus
schloss er, der Verfasser hätte sein Werk griechisch geschrieben,
und ins Lateinische wäre es erst später übersetzt. Dann fand er
in dem ältern Manuscript auf dem Titel den Namen des Verfassers
so angegeben: P i a toni s Apol iensi s urbis de diversis herbis,
und weiterhin: In primo libro sunt herbae descriptae, quas
A p o l i e n s i s P l a t o descripsit. Da er nun in dem mir unbekannten
geographischen Wörterbuch von Philippus Ferrarius las, die
Stadt Konstantinopel werde auch Apoley genannt, so trug er kein
Bedenken die urbs Apoliensis des Plato auf dem Titel für Konstantinopel
zu halten. Dagegen ist vieles zu erinnern, 1. die häufige
Benutzung des Plinius, die sich einem auf seine Nationalliteratur
stolzen Griechen kaum zutrauen lässt; 2. die meist wörtliche
Uebereinstimmung der von Plinius entlehnten Stellen, die
sich bei einer Rückübersetzung nur durch ein Wunder erklären
liesse; 3. der oft ganz verkehrte Gebrauch, der von Dioskorides
gemacht wird, und weit über blosse Uebersetzungsfehler hinausgeht,
wie die häufige Vermischung mehrerer Pflanzen, die Dioskorides
genau unterschieden hatte; 4. die unbestreitbar afrikanische
Latinität, die sich bei einem spätem lateinischen Uebersetzer gar
nicht begreifen liesse; 5. die schwache Auctorität des Ferrarius,
die nicht einmal Fabricius durch eine gewichtigere zu unterstützen
wusste; 6. das Nichtvorkommen des Wortes, worin Johnson
sein of-ioiiog zu erkennen glaubte, in allen unsern aus so ver-
1) Fahric. hihi. lat. ed. Ernesti, III, pag. 44.
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