228 B u c h VII. Kap. 2. §. 37. Buch VII. Kap. 2. 37. 229
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mens von einigem Ruf existirte nicht, daher Einige Aurelii
C e l s i , Andere Aurel iani Caelii zu lesen vorschlugen. Da
wir nun wissen, dass Celsus nicht Aurelius sondern Aulus hiess,
so verdient der zweite Verbesserungsvorschlag den Vorzug. Diesen
weiten Zeitraum suchte Haller durch folgende Angaben etwas zu
verengern. Ausführlich handelt Aurelianus von einem viel verbreiteten
Krankheitszustande, den er Mollities nennt, einer Folge
unnatürlicher Ausschweifungen. Dies Uebel, meint Haller, hätte
wohl erst durch das ansteckende Beispiel des Kaisers Elagabalus
so furchtbar um sich gegriffen, dass es die Aufmerksamkeit der
Aerzte in Anspruch genommen. Die wunderbare Krankheit der
Lykanthropie, die Oribasios zuerst beschreibt, fehlt noch bei
Aurelianus. Deshalb setzt Haller den letztern nach Elagabalus
(t 222) und vor die Blüthenzeit des Oribasios (d. h. vor 370),
Wenn derselbe jedoch hinzufügt, die bis etwa hundert Jahre nach
Galenos in Ruf gekommenen Medicamente verordne Aurelianus
häufig, neuere niemals, so bedaure ich, dass er diese Behauptung
ohne Beweis hinstellte, und sehe nicht ein, wie er bei der Seltenheit
medicinischer Schriftsteller zwischen Galenos und Oribasios
zu führen wäre. Vermuthlich in Folge dieser hallerschen Angaben,
wiewohl er ihrer nicht erwähnt, setzt Sprengel in seinen
chronologischen Tabellen zur Geschichte der Medicin den Aurelianus
um 230. Und so mag er auch hier Platz finden, bis ihm
einst vielleicht bessere Gründe eine andere Stelle anweisen.
Zweites KapiteL
Von Alexander Severus Tode bis auf den Tod des Julianus
Apostata (235 — 363).
§. 37.
G a r g l l i u s Martialis.
Aufs nachdrücklichste empfiehlt ihn Cassiodorus i ) , nachdem
er sich zu Anfang des sechsten Jahrhunderts vom kaiserlichen
1) Cassiodor. de institutione divinarum iiterarum cap. 28.
Hofe und der Staatsverwaltung in ein Kloster zurückgezogen, seinen
Mönchen. „Verlangt ihr Schriftsteller dieses Fachs, so hat
von den Gärten Gargilius Martialis vortrefflich (pulcherrime)
geschrieben, indem er sowohl die Nahr- wie die Heilkräfte der
Gemüse sorgfältig entwickelte, so dass sich, wer seinen Commentar
studirt, mit Gottes Hülfe nicht nur sättigen, sondern auch heilen
kann. Ihn habe ich euch nebst andern Büchern hinterlassen."
— Noch emphatischer, obgleich nur mit zwei Worten, spricht sich
schon um 400 des Virgilius berühmter Commentator Servius über
ihn aus. Bekanntlich hatte der Dichter das Wenige, was er in
seinen Georgiken über den Gartenbau sagt, mit den Worten^)
geschlossen:
„Aber ich selbst durch Gewalt einengender Schranken gehemmet,"
„Eile vorbei, und lasse das Werk nachfolgenden Sängern."
Bekanntlich hatte Columella um den Kranz dieser Verheissung
zu ringen gewagt, und sein zehntes in Hexametern geschriebenes
Buch vom Gartenbau gradezu als einen Versuch zur Vervollständigung
der Georgiken des Virgilius angekündigt. Darüber geht
Servius in seinem Commentar zu jenen Versen stillschweigend
hinweg, und sagt nur, als ob des Dichters Seherblick eine bestimmte
Person hätte bezeichnen wollen: „Er deutet auf Gargil
i u s Martialis." Unser Voss aber bemerkt zu derselben Stelle:
„Gargils nikandrische Abhandlung, woraus Palladius allerlei Regeln
und Kunststücke anführt, starb wahrscheinlich eines natürlichen
Todes." — Bald darauf brachte ein glückHcher Zufall zwar
nur ein kleines Bruchstück jenes verlorenen Werks wieder ans
Licht, doch ein hinreichendes zur Berichtigung unseres Urtheils.
Es sind keine Verse^ wie Voss nach Servius vorauszusetzen berechtigt
war; es ist reine Prosa. Es war folglich gar nicht die
poetische Form, sondern der wissenschaftliche Gehalt der Leistung,
welchen Servius, und mit Recht, in jenen Worten verherrlichte.
Im Jahr 1826 entdeckte man auf einem sogenannten Codex
1) Des Publ ius Virgilius Maro ländliche Gedichte, übersetzt und
erläutert von Voss, IV, Seite 147. Die Anmerkungen dazu Seite 787.