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348 Buch Vril. Kap. 3. §. 53.
wiewohl mit etwas unsicherer Haiid, in's grosse literarische Burgverliess
des Alterthums warf, das heisst für mönchische Sudelei
etwa des neunten Jahrhunderts erklärte. Wir wollen sehen, wie
es sich damit verhält.
§. 53.
D i e Kjraniden.
Ein unter diesem Titel in mehreren Handschriften griechisch
vorhandenes, wiewohl in dieser Sprache noch nicht gedrucktes
Werk wird bald, wie das vorige, dem H e rme s beigelegt, bald
von seinen Werken unterschieden. Olympiodoros, der älteste
Schriftsteller, der es citirt, nennt es in der einfachen Zahl die
K y r a n i s , ein etwas jüngerer, Georgios Synkellos, in der
mehrfachen die K y r a n i d e n , woraus allein schon der Verdacht
entspringt, dass einem ursprünglich einzigen Buch später die drei
andern, die wir noch besitzen, hinzugefügt seien. In den Handschriften,
die jedoch sämmtlich kein hohes Alter zu haben scheinen,
werden sie bald Kyraniden, bald Koi raniden genannt;
eine lateinische Uebersetzung des Mittelalters, von der wir zwei
Abdrücke besitzen, machte daraus nach neugriechischer Aussprache
die Ki raniden, und etymologisirende Erklärer verwandelten
diesen Namen abermals in die Kuraniden. Selten ward
wohl über ein an sich so werthloses Machwerk so viel gestritten
und so wenig zur Entscheidung gebracht. Um das alles gründlich
zu sichten, müsste man wieder ein Buch schreiben. Ich darf meine
Leser und mich selbst dessen um so mehr überheben, als das
Werk mit Ausnahme des ersten Buchs nur von Thieren handelt,
und für uns überhaupt nur als Zeichen der Zeit von Bedeutung
ist. Doch sei mir erlaubt, die Resultate meiner eigenen Untersuchung
über einige bisher mehr oder minder vernachlässigte
Punkte, die denn doch einmal zur Entscheidung kommen müssen,
zu entwickeln.
Die ermüdend langen Titel der beiden lateinischen Ausgaben,
B u c h Vili. Kap. 3. §. 53. 349
welche Hoffinann in seinem bibliographischen Lexikon mit diplomatischer
Genauigkeit angegeben, begnüge ich mich nur soweit
zu wiederholen, wie nöthig ist, um diese literarischen Seltenheiten
mit Sicherheit erkennen zu lassen. Die erste Ausgabe führt den
Titel :
Modérante auxilio redemptoris supremi, Kirani Kiranidés,
et ad eas Khyakini coronides etc. — 1 vol. in 8. ohne Ort
und Jahrszahl. — Nach des Herausgebers Einleitung folgt
aber ein zweiter Titel :
Liber physico-medicus Ki rani dum Ki rani i. e. regis Persarum,
vere aureus gemmeusve etc., und schliesst mit der Jahrszahl
1638.
Herausgeber und Commentator war der L e i p z i g e r Professor
Andreas Bachmann, der sich nach damaliger Sitte lateinisch
Kivinus zu nennen pflegte, und hier zur Veränderung seinen
Namen auch in das griechische Rhyakinus übersetzte. Er
war der Vater des durch sein Pflanzensystem berühmt gewordenen
Augustus Quirinus Rivinus. Sein Commentar zu den
Kyraniden ist schwach, und viele der handgreiflichsten Fehler des
Textes Hess er unbemerkt. Papier und Druck sind unerhört
schlecht, und zum Theil verdankt das Buch vielleicht grade diesem
Umstände seine grosse Seltenheit und seinen immer steigenden
antiquarischen Preis. Die zweite Ausgabe führt den Titel :
Mysteria physico-medica etc. Francofurti. Impensis Jo. Just.
Erythrophili, 1681. 12.
Des Buches eigentlicher Name Kiranides kommt auf dem
langen pomphaften Titel dieser Ausgabe gar nicht vor, weshalb
man sie in Bücherkatalogen leicht übersieht. Sie ist ein genauer,
äusserlich etwas besser ausgestatteter Abdruck der vorigen; doch
fehlt ihr des Khyakinus Einleitung, so wie die gleich anzuführende
Ueberschrift der Vorrede des lateinischen Uebersetzers.
Bei Rhyakinus heisst dieselbe so : Prudentissimo domino ma-
1) Ho f f mann hihliogr. Lexikon u. w. IL S. 211^ unter dem Artikel:
Her m e s Tr ismejj ii' t u s.