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126 B u c h VI. Kap. 2. §. 15. B u c h VI. Kap. 2. §. 16. 127
Ich bediene mich daher der ersten dieser beiden Ausgaben,
wenn keine andere ausdrücklich genannt ist. Ihr fehlt aber ausser
den Varianten, von denen sie auch nur eine Auswahl liefert, jede
Erläuterung so wie jedes Register. Unerlässlich ist daher bei literarhistorischen
Untersuchungen noch immer:
P l i n i i etc. — Interpretatione et notis illustravit Jo. Harduinus.
In usum delphini. Editio altera emendatior et auctior.
Volumina 2, fol. Paris 1725. Der zweite Band in zwei Ab
theilungen, doch mit fortlaufender Seitenzahl.
Bibliomanen ziehen die erste Ausgabe von 1685 in 5 Quartbänden
vor, und bezahlen sie doppelt so theuer. Für uns Gelehrte
ist die zweite und wohlfeilere zum Glück vorzuziehen wegen
der darin enthaltenen Zusätze und Abänderungen, wiewohl
letztere nicht durchgängig Verbesserungen sind. Um so mehr
Lob verdienen die Register. Aber Botaniker war Harduin gar
nicht. Auch einen baseler Nachdruck der zweiten Ausgabe hat
man vom Jahr 1741 und mit dem falschen Druckort Paris. Sie
ist minder sauber und correct als das Original, sonst ihm ganz
gleich. Endlich gedenke ich des Commentars wegen noch folgender
französischer Uebersetzung :
Histoire naturelle de Pline. Traduction nouvelle par A j a s s o n de
G r a n d s a g n e , annoté parles professeurs du jardin du roi et
des membres de l'institut. Paris, imprimerie de Panckoucke.
20 voll. 8. 1829 — 1833.
Der Text steht der Uebersetzung, die ungenau sein soll, gegenüber.
Zu den Commentaren wusste Cuvier , der Verfasser des
zoologischen Commentars und Leiter des ganzen Unternehmens,
die hervorragendsten pariser Gelehrten zu vereinigen. Nur einen
Botaniker, der sich für die Antiquitäten seiner Wissenschaft inaber
Vol. IV und VI mit den Registern noch immer nicht. — Dafür erschien
Inzwischen: Urlichs vindiciae Plinianae. Gryphiae 1853. 8. fasc. I. Das zweite
und letzte Heft soll gleich, nachdem SilHgs Ausgabe vollständig ist, erscheinen.
Das Werk enthält kritische Bemerkungen zu Silligs Text, und ist
ein erfreuliches Zeichen der durch Slllig wiedererweckten Thellnahme an
Pllnlus.
teressirte, fand er in Paris nicht ; der botanische Commentar ward
dem strassburger Fée übertragen und erschien in wenigen Exemplaren
auch separat unter dem Titel:
A. L. A. F é e , commentaires sur la botanique et la matière médicale
de Pline. Paris etc. Tom. I —I I I . 1833. 8.
Als der einzige ausführlichere b o t a n i s c h e Commentar zu
Plinius nicht unwichtig, und um sich in der unübersehbaren Masse
des StoiFs zu orientiren, recht brauchbar, obgleich mit unbegreiflicher
Flüchtigkeit gearbeitet, die der Verfasser selbst nicht hehl
hat, und mit der eben so unbegreiflichen Behauptung zu entschuldigen
sucht, es lohne nicht der Mühe, viel Zeit auf Plinius zu
verwenden. Denn war das wirklich seine Meinung, was vermochte
ihn dann, doch drei dicke Bände über Plinius zu schreiben? Auswärtige,
zumal deutsche Literatur Hess er grösstentheils unbeachtet,
ausser Sprengeis historia rei herbariae, die er durchgängig,
oft nicht glücklich kritisirt.
Wegen der weitschichtigen Gesammtliteratur des Plinius verweise
ich, nächst Schweiger s Handbuch der klassischen Bibliographie,
besonders auf Choulant ' s Handbuch der Bücherkunde
für die ältere Medicin, zweite Auflage, worin grade dieser Abschnitt
vorzüglich bearbeitet ist.
§. 16.
S e i n e botanischen Leistungen.
Bei Beurtheilung des Plinius dürfen wir den durch sein ganzes
Werk gehenden Grundgedanken nicht vergessen: „Des Menschen
wegen scheine die Natur alles erzeugt zu haben, oft um
hohen Preis für ihre zahlreichen Geschenke, so dass sich kaum
unterscheiden lasse, ob sie dem Menschen eine bessere Mutter
oder schlimmere Stiefmutter sei^)." Bei solcher Auffassung hat
die Natur an sich gar keine Bedeutung. Bei jedem Dinge drängt
sich die Frage auf, was nützt oder schadet es? und das Unschädlich
Unnütze bleibt ausser Acht. So ist denn auch die ganze
1) Fl in, hist. nai. VII, cap. 1, Rect. 1.