50 B u c h V. Kap. 1. §. 6.
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ein solches auch hier eingeschaltet werden. Und dann käme Petronios,
abgesehen von dem gar nicht existirenden Petronios Niger,
grade in der Liste, Avorin die Namen nach dem Werth
der Schriftsteller geordnet zu sein scheinen, voran zu stehen^ während
er in der ersten und dritten gänzlich fehlt.
Indem ich nun des Lambecius Meinung zu widerlegen suche,
wird sich dabei hoffentlich meine eigene, wie paradox sie auf den
ersten Blick erscheinen mag, mehr und mehr empfehlen. Lambecius
wollte in der zweiten Liste Antonios statt Petronios
lesen; ich schlage vor, in der dritten Pet ronios statt Anton
i o s zu lesen. Einer dieser beiden Vorschläge scheint unvermeidlich.
Ist es nun nicht an sich schon wahrscheinlicher, dass
ein Abschreiber den minder bekannten Namen in den hoch berühmten,
als diesen in jenen veränderte? Doch das ist mein
schwächster Grund, wichtiger ist der folgende. Der fragliche Musas
soll jünger sein als Heras; gleichwohl theilt Galenos eine
Arzneimischung des Antonios Musas aus einer Schrift des Heras
mit: Antonios war also nicht jünger, sondern älter als Heras 2).
Was aber noch mehr ist, von je her fiel es auf, dass Cel sus den
Antonius Musa, wie er bei den Römern heisst, nicht nennt. Dass
er auf die famose Kur des Augustus, die er missbilligte, nur anspielt,
lässt sich, wie schon Kissel hervorhob, aus kluger Rücksicht
für den Kaiser begreifen; doch was hielt ihn ab seines
Werks über Arzneimittel, wenn es existirte, zu gedenken ? Warum
erwähnt ihn, wenn er ein berühmter Schriftsteller war, auch Cälius
Aurelianus noch nicht einmal ? Warum sagt Scribonius Largus
der fleissige Sammler solcher Recepte, wie Antonius Musa
bekannt gemacht haben soll, nur bei einem einzigen höchst unbestimmt,
man schreibe es dem Antonius Musa zu? Und Plinius,
1) Galeni opp. ed. Kühn XI^ pag, 138.
2) Damit fällt der schon von S p r e n g e l {Gesch. d. Med, vierte Aufl.
Seite 596) bemerkte Irrthum des Fabricius, der den Heras für einen Schüler
des weit älteren Heraklldes Tarentinus hielt, vollends zusammen.
3) Kissel^ A, Cornelius Celsus^ Seite 79.
4) Scriboii, Larg. cap. 25 composit. 110.
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der so vieles von ihm erzählt, wie geht es zu, dass er ihn als
Schriftsteller weder in seinem Werke selbst noch im Verzeichniss
seiner Quellen nennt ? Dreist antworte ich auf all diese Fragen:
weil Antoniu s Musa zwar ein durch die desperate aber gelungene
Kur des Augustus, und mehr noch durch die überschwänglichen
Belohnungen, die ihm Kaiser und Senat bewilligten, berühmt
gewordener Praktiker, aber kein Schriftsteller war;
weil das Werk, welches Neuere für das seinige hielten, nicht von
ihm, sondern von Petronios Musa herrührte, ohne Zweifel
demselben, den wir aus Dioskorides und Erotianos kennen^).
Allein Galenos, höre ich mir einwenden, schrieb ja dem Ant
o n i o s Musas so viele Arzneiformeln zu. Ganz recht; aber
wie schrieb er sie ihm zu? Auch das, weit entfernt meine Vermuthung
zu widerlegen, bestätigt sie nur noch mehr. Das Register
der kühnschen Ausgabe weist solcher Formeln zwölf nach,
deren Citate ich unter eben so viel Buchstaben hierher setze; und
mehr finde ich auch nicht in dem reicheren Register des Antonius
Musa Brassavola.
e. tom. XI I , pag. 742
f. „ XIII, „ 47
g- ?? V ?? 57
h. ,, „ „ 108
a. tom. XI , pag. 138
b. „ XII, „ 636
c. „ 685
d. 737
i. tom. XI I I , pag. 206
k. ,, „ „ 263
1. „ ,, ,, 326
m. ,, ,, ,, 832
Von diesen zwölf Recepten entlehnte Galenos, wie er ausdrücklich
hinzusetzt, das unter a. aus dem Werke des Heras,
die unter f. h. i. und L von Asklepiades, und das unter m.
von Andromachos . Das ist nicht die Art ein Buch zu citiren,
das man vor sich hat. Dass es schon zu Galenos Zeiten zu Rom
1) Auch des Musa enthusiastischer Lobredner Lud. Chr. Grel l in seiner
Dissertatio exhibens Antonium Musam Augusti medicum observationibus varii generis
illustratum. hips, 1725 (abgedruckt in Ackermann opuscula ad medicinae
liistoriam pertinentia. Norimberg. 1797) weiss von der lit e r a r i s ch e n Thätigkeit
seines Günstlings nicht mehr zu sagen, als (pag. 380 der Ausgabe von Ackermann)
: ^^Commemorantur etiara libri ab ipso traditi ^ quamvis non dum satis
exp editum sit^ num ad e um auctorein illi^ cui utplurimum t rib uuntur
^ pertznean
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