¡r . !
< I
fl
398 Bu c h VIII. Kap. 5. §. 60.
§. 60.
Der sogenannte Plinius Valerianus.
So fest hat sich dieser Name nun einmal in die Literaturgeschichte
eingewurzelt, dass sie ihn, obgleich er erweislich falsch
ist, hinfort mit sich schleppen muss. Unter dem Titel Medicinae
Plinianae libri quinque gab Pighinucci 1509 zu Eom das Werk
zum erstenmal heraus, welches man bald darauf einem gewissen
Plinius Valerianus zuschrieb. Zum zweitenmal erschien es
in des Albanus Torinus Sammlung, von der ich schon bei
Oribasios sprach, deren vollständigen Titel ich jedoch noch schuldig
blieb. Er heisst :
De re medica huic volumini insunt : Sor ani Ephesi i peripatetici
et vetustissimi archiatri in artem medendi isagoge, hactenus
non visa. D. Oribasii Sardiani fragmentum de
victus ratione quolibet anni tempore utili, antea nunquam
aeditum (sic!). C. Pl ini i Secundi de re medica libri V;,
accuratius recogniti et, nothis ac pseudepigraphis semotis, ab
innumeris mendarum millibus fide vetustissimi codicis repurgati.
L. Apule]i Madaurensis philosophi Platonici de
herbarum virtutibus vere aurea et salutaris historia, e tenebris
eruta et a situ vindicata. Accessit his vice coronidis Libellus
utilissimus de Betonica, quem quidam Antoni o Musa
e, nonnulli L. Apulejo adscribendum autumant, nuper
excusus. Praeterea rerum et verborum locupletissimus index.
Cum gratia et privilegio Caesareo. — Am Schluss : Basileae,
in aedibus Andreae Cratandri, mense Augusto, anno 1528 fol.
Als Herausgeber nennt sich Tor inus in der Dedicationsschrift.
Darin rühmt er auch die schon auf dem Titel erwähnte
sehr alte Handschrift seines angeblichen C. Plinius Secundus, legt
sie seinem Wiederabdruck desselben (d. h. der sogenannten Medicina
Pliniana) zum Grunde, und giebt einige Berichtigungen am
Rande. Nur schade, dass er darin zu bescheiden, um nicht zu
sagen nachlässig war. Fast Zeile um Zeile liess er die handgreif-
Buch VIII. Kap. 5. §. 60. 399
liebsten Fehler unberichtigt, und wie turbulent es beim Druck zugegangen
sei, zeigt allein schon die Bemerkung zu Buch I, Kap.
36: „Veteris lectionis ordo, quem sequebamur, quoniam nescio
qua injuria est neglectus, in calce prioris libri est repositus. Noch
viel härter, vielleicht zu hart, urtheilt Kühn über diese Arbeit
des Torinus. Ich bemerke, dass dies die einzige Ausgabe ist,
die ich besitze, und dass sie wenigstens für minder incorrect als
die erste gehalten wird. — Die dritte Ausgabe, in der zu
Venedig apud Aldi filios 1547 erschienenen Sammlung alter Aerzte
soll blosse Wiederholung der zweiten sein. Von einer vierten
und fünf ten, deren Fabricius (oder Ernesti) 2) und Ledere 3)
erwähnen, ist die eine angeblich zu Basel 1546 oder 1549 fol. erschienene
sehr zweifelhaft, die andere, die sich in der strasburger
Sammlung von 1533 befinden soll, zu streichen. In dieser Sammlung
steht sie nicht.
Um meine Leser nun sogleich zu orientiren, bemerke ich vor
allem, dass das ganze Werk in einer medicinisch-diätetischen
Excerptensammlung aus verschiedenen Schriftstellern besteht, und
daher streng genommen gar keinen Verfasser, sondern nur einen
Redacteur hat; und dass man nach den Hauptquellen drei Hauptabtheilungen
davon zu unterscheiden hat. Buch I bis III sind,
wiewohl nicht ohne Zusätze, aus des Plinius Naturgeschichte
genommen. Daher der Titel der ersten Ausgabe, der nur auf
diese drei Bücher passt, woraus sich dann ferner das Vorurtheil
entwickelte, Plinius wäre des Verfassers Name. Buch IV ward,
wie wir schon früher sahen, so weit sich das noch vergleichen
lässt, aus Gargilius Martialis wörtlich abgeschrieben. Von
Buch V sagt Choulant nach einer brieflichen Mittheilung von
T h e o d o r Oehler, es führe in einem londoner Codex den Titel:
Liber diaetarum diversorum medicorum h. e. Alexandri et aliorum;
1) Kühn^ opuscula academia 11^ pag. 239 sqq.
2) Fahr i d i , hiblioth. latina^ edid. Ernesti II, pag. 248.
3) Le Clerc, hist, de la medicine, pag, 648, edit 1729.
4) Choulant, Handhuch der Büeherkmide für die ältere Medicin, S. 430.
# • iE
i
}