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40 B u c h I. Kap. §. 5.
fältiffunsf durch Abschreiber wurden nämlich die Zahlzeichen für
die Dosis jedes Bestandtheils in den langen Recepten oft verwechselt.
Um das zu verhüten, hatte schon M e n e k r a t e s die Zahlen
ganz ausgeschrieben, und davon seinem Werke, das dem Kaiser
gewidmet war, den wunderlichen Titel gegeben auTOxgaTcoQ oXnyQäf.
i[.iaxog aholoycov cpaQ/iiay.o'v, „der ganz ausgeschriebene
S e l b s t h e r r s c h e r denkwürdiger Arzneien. " Das half aber,
wie Galenos erzählti), der Nachwelt nichts; die Abschreiber führten
die Zahlzeichen doch bald wieder ein. Deshalb lobt er den
A n d r o m a c h o s , der seinen Theriak, und den Damokrates,
der auch alle übrigen Eecepte metrisch abfasste, weil das die Verwandelung
der Zahlwörter in Zahlzeichen verhinderte. Wir erfahren
hierdurch zugleich, dass Andromachos der Vater nach Menekrates,
Damokratos aber wahrscheinlich sehr bald nach Andromachos
schrieb.
Dieser Andromachos, den man den Vater zu nennen
pflegt, weil auch sein Sohn über Arzneimischungen, doch in
Prosa, geschrieben hat, war aus Kreta 2), lebte aber als des Nero
A r c h i a t e r ^ ) in Rom, und ist der "älteste Arzt, der bei glaubwürdigen
4) Schriftstellern jenen Titel s) führt. Ich glaube ihn in
1) Galeni opp. X I I I , pag. 995 sq.; XIV, pag. 32, und an mehren Orten.
%) Ihid. ed. Kühn XIV, pag. 211.
3) 'O Niqwvos uQxtmqbg, Galen, l. c. pag. 2.
4) Ich sage glaubwürdigen. Der Schoh'ast des Juvenalis nennt schon
den Themi son, einen Arzt zur Zeit des Pompejus: „Archiater illlus temporis."
Ad satiram X , vers 221,
5) A c k e rma n n in seinen „Er l ä u t e r u n g e n der wichtigsten Ges
e t z e , welche auf die M e d i ci n a l - V e r fas su n g B e z u g haben u. s.
w." (in Pyl ' s Repertor. f. d, öiFentl. u. gerichtl. Arzneiwissensch., II, S. 167
— 227) hat nach langen Streitigkeiten unwiderleglich bewiesen, dass Archiater
n i c h t Leibarzt des Kaisers, latQog lov aQxoviog, sonder n Oberarzt,
uQxcav rwv iarQcöv, bedeutete. Julius Cäsar hatte allen Aerzten in Rom das
Bürgerrecht verliehen, Augustus schenkte ihnen nach seiner Heilung durch
A n t o n i u s Musa auch die Befreiung von bürgerlichen Lasten. Diese Immunität
ward später auf wenige Aerzte beschränkt, die man Archiater
nannte, und die in Rom wie in andern Städten ein Collegium bildeten, welches
eine gewisse Aufsicht über das Medicinal-Wesen führte. Erst zur Zeit
B u c h I. Kap. 1. §. 5. 41
den Anfang der Regierung des Nero, in die Jahre 54 bis etwa
60, setzen zu dürfen, weil D amo k r a t e s , durch ihn, wie es scheint,
zur rhythmischen Schreibart bewogen, also jünger als er, nicht fuglich
später als um 65 geschrieben haben kann, wie ich gleich zeigen
werde. Seinen Ruhm verdankt er vornehmlich der Erfindung
des Ther iak's, eines widersinnigen Gemisches, dessen Beschreibung
in Distichen er dem Kaiser widmete. Seitdem bereitete man
den kostbaren Theriak, ursprünglich ein Präservativ- und Heilmittel
gegen Vergiftungen, bald aber ein Universalmittel, alljährlich
und oft unter wunderlichen Feierlichkeiten bis ins Jahr 1787
herab. Seinen Hauptbestandtheilen nach stammte das Mittel schon
vom König M i t h r i d a t e s her, Andromachos änderte nur die Dosen,
Hess Einiges weg und setzte einiges zu, vor allem das gedörrete
Fleisch giftiger Schlangen, was man nach dem keineswegs
neuen Grundsatz moderner Homöopathie, similia similibus curantur,
für das 'sicherste Mittel gegen Schlangengift hielt. Galenos,
der uns selbst, wenn sie ächt ist, eine Schrift an den Pamphihanos
über den Theriak hinterliess (denn die vermeinte zweite an
den Piso über den Theriak ist entschieden unächt, wie J. F. Ch.
Ackermann2) bewiesen hat), beschrieb seine Zubereitung auch m
einem andern Werk über Gegengifte überhaupt, und schaltete diesem
das Gedicht des Andromachos vollständig ein 3).
Uns kümmern natürlich nur die v e g e t a b i l i s c h e n Bestandtheile
des Theriaks, so wie die g i f t ige n P f l anz en, gegen die
Konstantin's werden Ä ^ i a t r i populäres und Archiatri sancti palatii, also
Hofmedici, unterschieden. Andromachos war demnach vermuthlich ein Mitglied
des römischen Collegiums der Archiater, und zugleich Arzt des Kai-
L s . Die Bedeutung Leibmedicus erhielt das Wort ohne Zusatz erst m sehr
S^prengel, Geschichte der Medicin II, (dritte Aufl.) S. 80; mit Bezug
auf Baldinger ' s medicinisches Journal, Stück 18, Seite 42.
2) Aus Fahric. hihi, graec. ed. Harles. V, pag. 377 sqq. abgedruckt vor
der Ausgabe des Galenos von Kühn, wo pag. XXXVII sq. nachzusehen ist.
3) Galeni opp. ed. Kühn XIV, pag. 32 sqq. Die beiden Schriften über
den Theriak, die vielleicht ächte, und die sicher unächte, stehen m demselben
Bande. '
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