226 Buch VII. Kap. 1. §. 36. B u c h VII. Kap. 1. §. 36. 227
aus. Gesetzt, die Stickereien wären wirklich von Julios Afrikanos,
und Eusebios hätte auch ihrer gedenken wollen, so würde er es
ohne Zweifel am Ende des Kapitels, und nicht ohne Tadel gethan
haben; dass er das Zauberbuch den übrigen in einer Kirchengeschichte
ohne jede weitere Aeusserung vorangestellt hätte,
ist undenkbar. Dazu kommt alles, was direct für die Verschiedenheit
der beiden Schriftsteller spricht, und schon oben bemerklich
gemacht ward, die Namen Julios und Sextos, der eine vermuthlich
aus Emmaus, der andere ein Libyer, jener Historiker und Theologe,
dieser Philosoph Jatrosophist Alchymist und Zauberer, wahrlich,
mehr als genug zum Beweise der Unächtheit obiger Worte
bei Eusebios, womit auch das letzte glaubhaft scheinende Zeugniss
für unsere Gegner fällt. Ob nun schon Photios in seinem
Eusebios jene untergeschobenen Worte las, und dadurch verführt
ward, oder ob er und des Eusebios unkritischer Abschreiber aus
einer andern gemeinsamen Quelle schöpften, ist ungewiss und
gleichgültig; genug, irgend ein längst verschollener Scribent hatte
einmal die beiden gleichnamigen Schriftsteller für identisch gehalten,
Andere, ohne die Schriften beider zu kennen, schrieben ihm
nach; was bedeutet ein solches Zeugniss gegen die innere an Unmöglichkeit
grenzende Unwahrscheinlichkeit der Behauptung?
§. 36.
C ä l i u s Aurel ianus Siccensis.
Ein fruchtbarer medicinischer Schriftsteller, von dem wir jedoch
nur noch drei Büche r acuter und fünf chronischer Krankh
e i t e n besitzen. Die beste Ausgabe derselben ist noch immer:
C a e l i i Aureliani Siccensis de morbis acutis et chronicis
libri octo. Jo. Conr. Amman recensuit emaculavit notulasque
adjecit. Accedunt seorsim Th. Janss. ab Almelov
e e n notae et animadversiones etc. Amstelodami 1709. 4.
Commentar und Register machen diese Ausgabe so brauchbar,
dass die unerheblichen Verbesserungen des Textes in der Ausgabe
von Hall er (Lausannae vol. I, II, 1774. 8.) dagegen nicht in Betracht
kommen.
Was Aurelianus als Arzt, namentlich für psychische Heilkunde,
bedeutet, welche Wichtigkeit er für die Geschichte der
Medicin dadurch gewinnt, dass die Lehre der sogenannten Methodiker
in seinem Werke am vollständigsten dargestellt ist, gehört
nicht hierher. Botanisches enthält dasselbe nicht, ausser einigen
Namen bekannter Arzneipflanzen. Gleichwohl ist dasselbe auch
für uns nicht ohne Werth wegen der vielen historischen Notizen,
die es gelegentlich darbietet; daher ich das Wenige, was wir von
des Verfassers Persönlichkeit wissen, nicht übergehe.
S i c c e n s i s nennen ihn die Handschriften, und Sicca Venerea
war eine Stadt in Numidien. Ein anderes Zeugniss seiner afrikanischen
Herkunft besitzen wir nicht. Philologen, wie Reinesiusi),
wollen zwar auch am Stil den Afrikaner erkennen. Er ist schwerfällig,
oft dunkel, voll ungewöhnlicher Ausdrücke und Wendungen;
aber schwülstig, wie etwa den des Apulejus, was doch vor allem
den Stil der Afrikaner charakterisiren soll, finde ich ihn nicht.
Die häufige Beziehung auf römische Sitten Nahrungsmittel Weinsorten
Maasse u. dgl. lässt uns mit Haller 2) auf einen römischen
Aufenthalt schliessen. Weit schwerer zu errathen, denn bestimmen
lässt es sich gar nicht, — ist des Aurelius Zei tal ter . Weil
er den Galenos nicht citirt, hielten ihn Vossius, Conring und
Andere für älter als diesen, während ihn Eeinesius wegen seiner
schlechten Latinität gar bis ins fünfte Jahrhundert herabsetzte.
Die beiden jüngsten Schriftsteller, deren er gedenkt, sind, wie
Hecker3) bemerkt, Ant ipa t e r , der, von Galenos behandelt, zwischen
fünfzig und sechzig Jahr alt starb«), und Soranos, der gleichfalls
wenig älter war als Galenos. Der früheste Schriftsteller, der
umgekehrt ihn zu kennen scheint, ist Cassiodorus 5). Unter
den Büchern, die er seinen Mönchen empfiehlt, befindet sich auch
A u r e l i i Caelii de medicina. Ein Schriftsteller dieses Na-
1) Reinesii variae lectiones pag. 652.
2) Hall er hiblioth. botan. I , pag, 147.
3) Hecker, Gesch. d. Heilk. I, S. 425.
4) Galen, opera edit. Kühn Vili, pag. 293 sqq.
5) Cassiodori institut. divinar, lection. / , cap. 31.
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