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42 B u c h I. Kap. 1. §. 5.
ihn unter audern Giften Andromachos selbst empfahl. Es sind
deren 6 Giftpflanzen und 64 vegetabilische Ingredienzen. Doch
kommt der Mohnsaft unter beiden vor, und eins der Ingredienzen,
Magma hedychroon genannt, war nach Galenos Erläuterung selbst
schon ein Gemisch aus 18 Pflanzen, von denen 10 schon einmal
als unmittelbare Zuthaten zum Theriak figuriren. Pflanzen, die
sich nicht schon bei älteren Schriftstellern fänden, kommen nicht
vor, ausgenommen eine einzige, das Maru, welches man für Origanum
Sipyleum hält; doch nennt es Andromachos nicht selbst,
sondern es soll nur einen Bestandtheil des Magma hedychroon
ausmachen, folglich schon vor Andromachos bekannt gewesen sein.
Hie und da fügt der Versmacher den Pflanzen ein mehr oder minder
bezeichnendes epitheton ornans hinzu, aber auch das augenscheinlich
nicht zur Veranschaulichung, sondern zur Ausfüllung
leerer Versfüsse.
In ähnlicher Weise schrieb D amo k r a t es, wie ihn Galenos,
oder Servi l ius Demokrates, wie ihn Plinius nennt, seine Medicinalformeln
in Jamben, von denen uns Galenos vieles aufbewahrte.
Doch wenigstens eine Pflanze soller, wie Plinius i) sagt,
selbst erfunden, das heisst dem Arzneivorrath hinzugefügt haben.
Umständlicher erzählt Galenos 2), Damokratos hätte in einem seiner
Bücher, Kl inikos genannt, drei Arzneimittel nach seiner Art
in Jamhen beschrieben, zwei zusammengesetzte und ein einfaches,
das Kraut, dem er selbst den Namen Iber i s gegeben. In Iberien
(das heisst Spanien) wäre ein ihm befreundeter Arzt durch
dasselbe geheilt, und weil weder diesem noch ihm selbst dessen
einheimischer Name bekannt geworden, hätte er es nach seinem
Vaterlande benannt. Doch der Beschreibung nach, setzt Galenos
hinzu, scheine es dieselbe Pflanze zu sein, welche griechisch L ep
i d i o n heisse. Neuere halten sie für unser L e p i d i um Iberis.
Ich lasse die Beschreibung in wörtlicher Uebersetzuug folgen, und
wähle nur statt der im Deutschen zu feierlichen Trimeter unsere
1) Plin. hist. nat. XXV, cap. 8, sect. 49.
2) Galen, opp. ed.- Kühn X I I I , pag. 350.
B u c h I. Kap. 1. §. 5. 43
füniFüssigen Jamben, die mich zugleich einer Menge von Flickwörtern
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überheben.
„Sie wächst nicht selten allerorts, zumeist
,An alten Grabdenkmälern, Mauerwerk,
,,russpfaden altbetretenen, welche nicht
„Zur Saat der Landmann aufriss mit dem Pflug.
„Der Kresse gleich an Blättern grünt sie stets,
.Frühlings jedoch am meisten freudigsten.
,Des Stengels Höh' erreicht der Elle Maass,
„Ein wenig minder oder wenig mehr,
„Rings eingefasst von zarten Blättern, bis
„Die andern all, beim eingetretenen Frost
„Des Winters welk abfallend, untergehn,
„Nur nicht der Rest, der aus der Wurzel sprosst.
„Der Stengel aber trägt zur Sommerszeit
„Die zarten Blümelein reich i) und weiss wie Milch,
„Worauf unscheinbar klein der Same folgt.
„Doch beissend ist die Wurzel von Geruch,
„Vor allen andern dem der Kresse gleich."
Zur Zei tbest immung des Damokrates giebt uns Plinius
zwei leider weit aus einander führende Data. Einmal 2) erzählt
er, Damokrates hätte die Conf idi a , die Tochter des Consular
Marcus Servilius, behandelt, der im Jahr 3 n. Chr. Consul war.
Ein andermal3) sagt er, neulich (nuper), das heisst also nicht
lange vor den Jahren 77 und 78, in denen er das schrieb, hätte
Damokrates die Iberis erfunden. Aus früher angeführten Stellen
des Galenos ergab sich, dass Damokrates, durch Andromachos
d e n Va t e r zum Gebrauch der rhythmischen Schreibart veranlasst,
etwas jünger als dieser, und vollends jünger als Menekrates
1) Statt noXvxQoog lese ich nolvxoos, weü das Bunt e dem Milchweis
sen widerspricht, und auch Dioskor ides (II, cap. 205 ad finem) oder
wer sonst die Beschreibung der Iberis dort hinzugefügt haben mag, die
Blütne milchweiss nennt,
2) Plin. hist. nat. XXIV, cap. 7, sect. 28.
3) Ibidem XXV, cap. 8, sect. 49.