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Buch VII. Kap. 1. §. 29.
Denselben Text giebt aber auch in sehr sauberem Abdruck,
ohne Varianten, dafür jedoch mit einem reichen Sach- und Schriftsteller
Register, die Tauchnitzer Stereotypausgabe, Lipsiae
1834 , 4 Volumina in 12. (Preis 1| Rthlr. Heil der Erfindung
welche die Schätze des Alterthums durch solche Preise zum Gemeingut
macht. Fehlte die Uebersetzung nicht, so würde diese
Ausgabe dem Naturforscher vollständig genügen).
Nach Form und Inhalt sind die schmausenden Gelehrten ein
wunderhches Werk. Ein römischer Schlemmer und Schöngeist
gab ein Gastmal, und hatte dazu Künstler Dichter und Gelehrte
aller Fächer eingeladen. Was dabei vorgefallen, erzählt Athenäos
emem Freunde mit stenographischer Genauigkeit, und zweimal
vier und zwanzig Stunden würden nicht ausreichen, das alles zu
wiederholen. Die Tischgespräche, anknüpfend an die vorkommenden
Speisen und Getränke, ergehen sich vom Hundertsten
ms Tausendste, kehren aber, so oft etwas Neues gereicht wird
zu diesen Genüssen zurück. Und als führte jeder Gast eine ganze
Bibhothek m einer Nuss mit sich, recitiren sie bald kürzere bald
längere Stellen aus etwa acht hundert, meist verloren geganP-enen
zum Theil höchst werthvollen Schriftstellern. Grade diese^r Geschmacklosigkeit
verdankt das Werk seine Bedeutung für uns
Den Tischgenossen selbst legt Athenäos wenig Erhebliches in den
Mund, aber durch sie beschwört er eine ganze Literatur aus ihrem
Grabe hervor, und lässt die ehrwürdigen Schatten an uns vorüberziehen,
wenn gleich in wirbelnder Hast, so dass, wenn Einer
uns Rede stehen will, ihm gleich der Zweite ins Wort fällt, vom
Dritten und Vierten eben so schnell verdrängt.
Bei den vorkommenden Pflanzen, grösstentheils Culturpflanzen,
pflegt erst die Synonymie und Orthographie der Namen besprochen
und durch Beweisstellen älterer Schriftsteller ermittelt zu
werden, wobei nicht selten Nachrichten über ihre Verbreitung vorkommen.
Dann folgt das Naturgeschichtliche, meist nach Theop
h r a s t o s , seltener leider nach Phanias^) und Andern; dann
1) Was von diesem vorkommt, lieferte ich Band I, S. 190 ff.
Buch VII. Kap. 1. §. 29. 201
das Diätetische, Gastronomische, Mythologische u. dgl. m. Dabei
kommen manche Stellen des Theophrastos vor, die wir in unserm
Text dieses Schriftstellers theils anders, theils gar nicht mehr antreffen.
Leider besitzen wir die beiden ersten besonders pflanzenreichen
Bücher, sowie das erste Kapitel des dritten, nur noch in
einem Auszuge von späterer Hand; doch scheint der Epitomator
die Citate vollständig gegeben, und nur die Zwischenreden der
Schmausenden weggeschnitten zu haben. Den Reichthum an botanischem
Gehalt kann ich nur andeuten, denn noch hat ihn niemand
auszuscheiden und zu bearbeiten auch nur versucht. Selbst
Sprengel^), der die Erläuterung der Pflanzen mancher minder
wichtiger Schriftsteller unternommen, begnügte sich bei diesem
mit ein paar zufällig aufgegriffenen Notizen.
Buch I. Darin einiges über Baumfrüchte (pag. 24), dann vom
Wein und dessen Verschiedenheiten (26 sqq.). Buch II. Fortsetzung
über die Weinsorten (pag. 35 sqq.). Dann von den Pflaumen
und Kirschen. Eine Chamaecerasus aus Bithynien, deren
reichlich genossene Frucht den Kopf einnehmen soll, wird kurz
beschrieben (50 D). Von Maulbeerfeigen, Feigen, Nüssen, Mandeln,
Kastanien (51 sq.); von Hülsenfrüchten, die man geröstet
zu gemessen pflegte, und Oliven (54 — 56), vom Rettig und der
Zürbelnuss (57). Von der Malve; dabei die merkwürdige Stelle
des Phanias über die innern Organe ihrer Blume; ferner vom
Kürbis (58). Von Pilzen und Trüffeln, nebst einer andern interessanten
Bemerkung des Phanias über blühende und nicht
blühende Pflanzen (60 sq.). Mitten dazwischen Einiges über Sion.
Dann Spargel (62), Zwiebeln (63), Pfeffer (66), Lactuke (68), Artischocke
(70) und Palmenkohl (71). — Buch III. Die ägyptische
Bohne (Nelumbium, pag. 72), Gurken (73. Mit pag. 74, noch
über Gurken, beginnt das Original des Athenäos). Feigen (74
sqq.), Aepfel nebst Quitten (81), Pfirsichen (82) und Zitronen (83
sqq.). ~ Buch IX. Ueber Gemüse, Rüben, Kohl, Mangold,
1) Sprengel, Gesch. d. Bot. I, S. 113. Sollte eigentlich erst S. 173 auf
Galenos folgen.
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