202 Buch VII. Kap. 1. §. 30. Buch VII. Kap. 1. §. 30. 203
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Pastinacken, Porro und Gurken (pag. 369 — 372). — Buch XIV.
Beim Nachtisch wird vom Konnaros gesprochen, und des Agathokles
Beschreibung des Baums gegeben (pag. 649), vom Paliuros,
den Birnen, Datteln, dem Lotos, getrockneten Feigen und Weintrauben
(650 sqq.). Buch XV. Zum Schluss über Kränze und
Kranzpflanzen (pag. 669 sqq.), namentlich Eosen, Violen (676),
vom'rothen und blauen Lotos (Nymphaea Lotus und coerulea,
die älteste bekannte Nachricht von dieser Pflanze aus Aegypten,
677), Myrten, Palmblättern, Melilotos, Struthion, Pothos (678 sq.).'
Beiläufig über ägyptische Dornen (Acacia, 679 sq.). Ich übergehe
eine Menge nur kurz erwähnter Kranzpflanzen, und nenne nur noch
zwei wenig bekannte Pflanzen Kalchas und Philadelphos (682). Bald
darauf (683) folgen einige siebzig Verse aus den verlorenen Georgiken
des Nikandros, wovon ich schon bei diesem^) gesprochen.
Man sieht, wie viel Erz sich noch unter diesen Schlacken verbirgt.
§. 30.
J u l i o s Polydeukes Naukratites (Julius Pollux).
Unter dem Namen Julius Pollux kennt nur die neuere
Literargeschichte einen griechischen Grammatiker und Sophisten
aus Naukratis in Aegypten, der sich selbst, und den seine
Landsleute nie anders als Jul ios Polydeukes nennen. Bekanntlich
war aber Polydeukes der griechische Name eines der beiden
Dioskuren, den die Römer in Pollux verstümmelt hatten; dieselbe
Namensverstümmelung musste denn auch der Sophist lange nach
seinem Tode erdulden.
Sein noch vorhandenes Onomast ikon ist dem Commodus
dem Thronfolger gewidmet; es ist also geschrieben vor 176, in
welchem Jahre Marcus Aurelius Antoninus den Commodus zum
Mitregenten ernannte. Diesen aber hatte Polydeukes durch die
Süssigkeit seiner Stimme so für sich eingenommen, dass derselbe
ihm einen der beiden reich besoldeten Lehrstühle gab, welche die
Kaiser damals zu Athen unterhielten 2), wahrscheinlich den der
1) Band I, Seite 249,
%) Philostrat. vit. sophistar. I I , cap. 12,
Sophistik. Er erreichte ein Alter von acht und fünfzig Jahren i),
und starb vermuthlich kurz vor oder bald nach seinem Beschützer,
also um 192 2).
Das einzige seiner vielen Werke, das wir noch besitzen, sein
O n o m a s t i k o n , am besten bearbeitet von Leder l i n und Hems
t e r h u i s (Amstelodami 1706, 2 voll, fol.), dann mit wenigen Zusätzen
wieder herausgegeben von Dindorf (Lipsiae 1824, 5 voll.
8.), ist eine merkwürdige Ausgeburt sophistischer Kunst. Es ist
ungefähr das, was wir für besondere Wissenschaften eine Term
i n o l o g i e nennen, für alle Wi s s e n s c h a f t e n Künst e Gew
e r b e u. s. w. zugleich; ein Wortverzeichniss, nicht nach dem
Alphabet, nicht nach grammatischen Wortklassen, sondern nach
Materien geordnet, von den Göttern und Königen abwärts bis zu
den unbedeutendsten Dingen Handlungen und Eigenschaften der
Dinge, nebst einem grossen Eeichthum wirklicher oder vermeinter
Synonyme, um dem Eedner zur sogenannten Copia vocabulorum
zu verhelfen. In einem so enkyklopädischen Werke durften natürlich
auch die Ausdrücke des Landmanns des Arztes des Kochs
des Salbenhändlers des Färbers nicht fehlen, wobei denn auch
mancher Pflanzen gedacht wird. Zur Probe liefere ich ein paar
Paragraphen 3) so wörtlich übersetzt, wie mir möglich; denn eine
ganz treue Uebersetzung ist eine Unmöglichkeit.
„Von den Theilen der Bäume, und den blühenden und nicht
blühenden Zweigen." — „Theile der Bäume: (1) Die Wurzeln,
und (man sagt) Wurzeln machen, Wurzeln treiben, wurzeln, sich
bewurzeln, Wurzeln schlagen, befestigen, ausstrecken. (2) Der
Stamm, glatt, eben. (3) Der Strunk. (4) Die Zweige, (5) Schösslinge,
(6) Keime. Man nennt aber den Stamm stark, fest, gross,
dick, grade, umspannbar (mit der Hand), tüchtig, gut gewachsen,
proportionirlich, überdick (ich lese vnegoyxov, und schliesse damit
1) Phil OS trat. vit. sophistar. II, cap. 12 et Suidas sub voce IlolvSsvxr];.
2) So vermuthet sein Herausgeber Hems terhui s , j^rae/ai, paff. 29, und
schon das hier Gesagte macht es wahrscheinlich.
3) Polln eis onomast. I , eap. 12 segment. 235 — 237, vol. I , pag. 140 sq.
edit. Hemsterhuis.
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