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412 B u c h Vili. Kap. 5. §. 61.
V u l g a c a e semen, II, cap. 28, fol. 48 B. Scheint verdorben,
und leidet, wenn das ist, zu vielerlei Deutungen, um eine
einzelne wahrscheinlich zu machen.
§. 61.
P a u l o s Aeginetes.
Gern verweile ich bei einem Arzt, der, wenn er auch die
Fesseln seiner Zeit nicht ganz abschütteln konnte, sich wenigstens
mit bewundernswürdiger Freiheit darin zu bewegen wusste, und
eine bessere Zeit verdient hätte. Darf ich ihn als Pflanzenkenner
nicht so hoch stellen, so steht er doch auch in dieser Hinsicht
nicht unter seinen beiden vorgenannten Zeitgenossen und den meisten
der früher genannten Aerzte.
Die ausführlichste Nachricht über ihn verdanken wir einem
arabischen Schriftsteller Abul-Farag i). Er spricht vom Tode des
Kaisers Heraklius (603—641), seinem Nachfolger Constantinus
( I I I , 641) und dessen Nachfolger Herakliolus (Herakleonas, 641
oder Anfang des folgenden Jahrs), und fährt dann nach einer
Weile fort: „Unter den Aerzten, die um diese Zeit blüheten, war
Paulos Aeginetes der Arzt zu seiner Zeit berühmt. Vorzüglich
erfahren war er in den Weiberkrankheiten, und widmete ihnen
grossen Fleiss. Die Hebammen pflegten ihn selbst anzugehen
und ihn über Zufälle, die nach der Entbindung eintreten, um Rath
zu fragen. Willig ertheilte er ihnen Auskunft, und sagte ihnen,
was sie thun sollten. Daher man ihn den Geburtshelfer nannte.
Er hat ein Werk von der Medicin in neun Büchern geschrieben,
welches Honain Ibn Isliaq übersetzt hat; und ein Buch über Weiberkrankheiten."
Daraus schliesst Fabricius 2), dem die Neuern
folgten, unser Paulos hätte in der zweiten Hälfte des siebten
Jahrhunderts unter Constantinus Pogonatus (668—685) gelebt, und
1) Gr egorii Ah ul-Phar ajii Malatiensis medici hisioria compendiosa dy.
nastiarum etc. Arabice edita et Latine versa ab E. Po co ckio. Oxoniae 1663,
pug. 114.
2) Fabric, biblioth. graec. X I I , pag. 576.
Buch VIIL Kap. 5. §. 61. 413
tadelt Andere, die ihn ins fünfte oder gar vierte Jahrhundert zurückversetzten.
Halten v^ir uns streng an die Worte, so lassen
sie, meine ich mit Haller i), nur auf die erste Hälfte des
s i e b t e n Jahrhunder ts, auf die Zeit des Heraklios schliessen.
Da jedoch die Zeitangaben, zumal für die Gelehrten, bei Abul-
Farag oft sehr ungenau sind, v^ollen wir sehen, wie weit sich
ohne ihn des Paulos Zeitalter ermitteln lässt. Der jüngste Schriftsteller,
den er häufig benutzte und citirte, i s tAlexandros Trall
i a n o s ; ihn citiren zuerst spätere Araber. Indess sagt Abulf
e d a , wie ich aus Köpe r s Arbeit über den Abul-Farag^) ersehe,
sehr 'bestimmt, Paulos hätte nach des Galenos Zeit in
A l e x a n d r i e n gelebt, und dasselbe ergiebt sich aus einigen
Stellen seines eigenen TV^erks, die schon Sprengel nachwies. Da
nun Alexandrien bekanntlich 640 von Amru erobert und ihres
Glanzes als Mittelpunkt ärztlicher Gelehrsamkeit entkleidet ward,
so ist nichts wahrscheinlicher, als dass Paulos dortiger Aufenthalt
in eine frühere Zeit fiel, was mit Abul-Farag's Angabe zusammentrifft.
Dass er aber, als er sein noch vorhandenes Werk
schrieb, nicht mehr daselbst verweilte, geht gleichfalls aus, den
von Sprengel angeführten Stellen hervor. Woher Hecker die
Nachricht genommen, er hätte auch in Kleinasien zugebracht,
weiss ich nicht, und sein Zusatz, „ohne längere Zeit an Einem
Ort zu verweilen," beruht auf einem Missverständniss des ihm in
1) Hall er biblioth. hot. 7, pag. 161.
2) TTieophili R oeper lectiones Äbulpharagianae ad Graecarum litteraruni
historiae locos illustrandos. Fascio. 7, Gedani 1844. 4,, pag. 31. Citirt wird
daselbst Abulphedae histor. anteislamica (Arabice edid,, versione Latina etc. auxit
H. 0. Fleischer. Lips. 183U 4.) pag. 157.
3) Sprengel, Gesch. d. Arzneik. 11, S. 306. Er citirt nach der griechischen
Ausgabe I V , cap. 48, pag. 153 (cap. 49, pag. 319 edit. Latinae Guinth.
Andernac. Venet. 1567), und VII, cap. 17, pag. 286 {pag. 618 edit. LaU). Hecker
fügt noch VI, cap. 88, pag. 208 hinzu (pag. 427 edit. Lai.), wo von ägyptischen
Waffen die Rede ist.
4) II eck er, Gesch. d. Heilhunde II, S. 198. Als Beweis der zweiten Angabe
sagt Hecker : „Er führt in einigen Handschriften den Beinamen naQiodevx^
g. Fabric, biblioth. graec. X I I , pag. 575.
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