'•SJ ;
28 Buch I. Kap. 1. §. 4.
denkbuch dem Kaiser Tiberius vermacht. Dieser hätte es in der
oiFendichen Bibliothek niederlegen lassen, und von dort wäre es
m seme Hände gekommen, nachdem er es früher auf keine Weise
hätte erlangen können.
Als seine Lehrer nennt er den Apul e jus Celsus von Cent
u r i p ä i ) und den T r jphon^ ) , und als seinen Mitschüler bei
jenem den wegen seines verbotenen Umgangs mit der Messalina
kurz vor dieser hingerichteten (Vettius) Valens^^ Bei ihm
s e l b s t lauten die Worte: „Medicamentum Apuleji Celsi, praeceptoris
Valentis et nostri. Etwas anders lauten sie bei Marc
e l l u s Empirikus'»), der am Ende des vierten Jahrhunderts
bemahe das ganze Werk des Largus in sein ähnliches Werk auf
die sorgloseste Weise übertrug, nämlich : „Medicamentum Apuleji
Celsi et praeceptoris nostri Valentis." Dass das falsch sei ^eht
aus den unmittelbar folgenden Worten hervor: „et nunquam ulli
se VIVO compositionem ejus dedit " Denn hiernach besass nu^
Einer das Geheimniss, nicht Apulejus und Valens zugleich Dem
ungeachtet meinte man bei Largus selbst eine Bestätigung der
Lesart des Marcellus zu finden. In dem Verzeichniss der Compositionen,
welches seinem Werke voransteht, und nicht ohne
Wahrscheinlichkeit ihm selbst zugeschrieben wird, heisst Compositio
91: „Pastillus ad idem remissior Va l ent i s praeceptoris
m e i ; " und des Largus gelehrter Commentator Khodius^) und
Andere nach ihm folgerten daraus : Valens wäre wirklich des Lar
gus Lehrer und zugleich sein älterer Mitschüler bei Apulejus Celsus
gewesen. Allein im Text der Compositio 91 kommt weder
Valens noch sonst ein Name vor; die Worte des Index - Va
lentis praeceptoris mei," haben daher ganz das Ansehen '¡iner
verfehlten Glosse, die ein Abschreiber bei Compos. 94 eintragen
2) Ujusd. cap. 44, compos. 175. Siehe auch Band I, Seite 258.
3) Taci t. amal. XI, cap. 35.
4) ^ Med.^ art. princip. per Henr. Stephan, pag. 310 F.
5) Rhodius in seinem Commentar zum Largus pag. 156.
Buch I. Kap. 1. §. 4. 29
wollte, und aus Versehen zu 91 schrieb. Und wie Hesse sich des
Rhodius Meinung mit der Zeitrechnung reimen? Wir sehen, dass
Largus, als er sein Werk schrieb, nicht mehr jung sein konnte,
und dass Valens ungefähr gleichzeitig wegen seines Umgangs mit
der Messalina hingerichtet ward: und dieser sollte älter gewesen
sein als jener? Das wird niemand zugeben, der das Treiben der
Messalina bei Tacitus oder Dion Cassios gelesen hat.
Auch die Namen unsres Schriftstellers hat man, verleitet von
Marcellus, durch einen unberechtigten Zusatz entstellt. In allen
Ausgaben heisst e rScr ibonius Largus. So muss folglich sein
erster Herausgeber Ruellius die Namen in seiner Handschrift gefunden
haben, und andere Handschriften sind meines Wissens seitdem
nicht zu Rath gezogen. Unter denselben, bald getrennten,
bald verbundenen Namen citirt ihn auch Galenos häufig. Marc
e l l u s Empiricus dagegen, der ihn beinahe vollständig abschrieb,
nennt beide Namen weder verbunden noch einzeln; sie
kommen bei ihm gar nicht vor. Aber eines De s igna t i anus erwähnt
er in der Zueignung seines Werks unter den lateinischen
Aerzten, die er benutzt habe^); und unmittelbar vor des Marcellus
Werk liess Stephanus in seiner Sammlung alter Aerzte zwei
angebliche Briefe des Hippokrates in lateinischer Sprache abdrukken,
die ein gewisser Largius Designatianus aus dem Griecliischen
übersetzt haben will. Das allein kann der trügliche Grund
sein, weshalb Funccius 2) und nach ihm so viele Gelehrte ohne
alle Rechtfertigung unserm Scribonius Largus noch den zweiten
1) „iVec solum veteres medicinae artis authores Latino duntaxat sermone perscriptos
(cui rei operam uterque Plinius et Apulejus ei Celsus et Apollinaris
et D esignatianus aliique nonnulli etiam proximo tempore illustres honoribus
viri, cives ac majores nostri, Siburius, Eutropius atque Ausonius commodarunt)
lectione scrutatus sum, sed etiam ah agrestihus et pleheis remedia fortuita
atque simplicia, quae experimentis prohaverant didici.'''' Henr. Stephan, med. art.
princ. pag, 242.
2) Funccius de imminente latinae linguae seneciute (1736) pag. 637. Eben
so Haller (in s. Zusätzen zu Boerhaave, doch nicht in der bibl. botan.), Blumenbach,
Metzger, Ackermann, Choulant, Bernhold, Ernesti, Wachler, Bahr,
Grasse u. a. m.
i i ....'i
l'.i»;
i.Sfe
i-'i'i/
1« I