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B u c h VI. Kap. 3. §. 19.
§. 19.
Buch VI. Kap. 3. §. 19. 147
O p p i u s Chares oder Aurel ius Opilius.
Nicht allein in Kom gewann, was man damals Grammatik
nannte, auf Kosten anderer Wissenschaften immer mehr und mehr
Ansehen, so dass sich auch die Vornehmeren aufs eifrigste, und
häufig als Schriftsteller damit beschäftigten, und zu Zeiten mehr
als zwanzig berühmte grammatische Schulen zugleich in der Stadt
bestanden; auch in die Provinzen drang diese Liebhaberei ein,
und mehrere der berühmtesten Grammatiker lehrten daselbst, vornehmlich
in Gallia Togata, dem jetzigen Piémont. Suetonius^),
dem ich diese Nachricht entnehme, nennt eine ganze Eeihe solcher
Grammatiker, und stellt ans Ende derselben den Oppius Chares,
der, im höheren Alter lahm und blind, gleichwohl bis an sein Ende
zu lehren nicht ermüdete. Vermuthlich derselbe Oppius ist es,
aus dessen Buch von den wilden Bäumen (de silvestribus arboribus)
uns Macrobius folgende Bruchstücke erhielt.
„Diese herakleotische Nuss, von Einigen Castanie genannt,
ferner die pontische Nuss ( die Haselnuss), wie auch die sogenannten
Basilicae juglandes (Walnüsse), schlagen aus und blühen
zu gleicher Zeit mit den griechischen Nüssen (den Mandeln)/^
„Der citrische Apfel (die Zitrone) und der persische (die Pfirsiche).
Jenen erzeugt Italien, diesen Medien.'^ Und gleich darauf
vom citrischen Apfel sprechend:
„Er duftet sehr stark; daher er, zwischen Kleidung gelegt,
die Motten tödtet. Auch hält man ihn für giftwidrig, indem er,
mit Wein zerquetscht, durch die Reinigung seiner Kräfte (purgatione
virium suarum) die Trinkenden erhält. In Persien wachsen
aber jederzeit citrische Aepfel; denn einige werden gepflückt, während
andere reifen/^
War alles, was Oppius über Pflanzen sagte, so gesund wie
dies, so haben wir den Verlust seines Werks mehr als den vieler
anderer zu bedauern, Ist er identisch mit dem Oppius des Sueto-
1) Suetoniu s de claris graminaticis cap. 3. Man vergleiche Schlo s s er s
universalhistor. Uebers, d. Gesch. d. alten Welt I I I , Abtheil 2, S, 191—195.
%) Macroh ii saturnal. / / , cap. 14 et 15.
nius, so lebt e er vermuthlich nicht viel früher als dieser*), welcher
ihm den letzten Platz unter den in Piémont lehrenden Grammatikern
anwies, das heisst unter Trajanus (98 — 117) oder kurz
vor oder nach demselben.
Eine ganz andere Zeitbestimmung würden wir erhalten, wenn
wir mit Harduin2), Kaller^) und selbst einigen N e u e r n b e i Macrobius
nicht Oppius, sondern Opilius läsen. Dann wäre vermuthlich
(Harduin und Haller sprechen es sogar als völlig gewiss
aus) jener Aurelius Opilius gemeint, von welchem Suetonius
ausführlicher handelt, der zu Smyrna starb, wohin er sich mit seinem
aus Eom verbannten Freunde P. R u t i l i u 8 Rufus, Cicero's
Z e i t g enos sen, zurückgezogen hatte. Alleinder einzige mir bekannte
Grund jener Conjectur wiegt sehr leicht. Wir finden nämlich
bei dem Grammatiker Festus und seinem Epitomator Paullus
Diaconus folgende drei Citate: bei letzterm«) einmal Opilius,
bei ersterm einmal"ï) Oppius und einmal«) Oppius Aurelius.
Dies letztere verbesserte Scaliger mit gutem Grunde in Opilius
A u r e l i u s ; mit desto schlechterem meinte nun, ich weiss nicht
wer zuerst, vermuthlich Harduin, nicht nur in der andern Stelle
des Festus, sondern sogar auch bei Macrobius den Namen Opp
i u s in Opi l ius verwandeln, und diesem das Buch von den
Bäumen, welches nur Macrobius citirt, zuschreiben zu müssen.
Keine Handschrift, weder des Festus noch des Macrobius, unterstützt
diese Conjectur, und was sie noch verdächtiger macht, ist,
dass Plinius zwar einen Opi l ius kennt, doch nicht als einen
Schriftsteller über die wilden Bäume, sondern nur als Arzt , und
1) lieber des Suetonius Zeit sehe man Bähr, Gesch. d. röm. Liter JJ
S. 159. ' '
2) Harduin. index auctor. in Plin. hist. nat. I, pag. 6S.
3) Hall er hihlioth, hotan. I, pag. 61.
4) Darüber sehe man Bähr a, a. 0., S. 570, Anmerk. 26,
5) Su et on, de illustrih. grammaticis cap. 6.
6) Corpus grammaticorum latinorum, ed. Lindemann II, pag. 64, voce: Fomites.
7) Ibidem pag. 189, voce : Ordinarius hoitio»
8) Ibidem pag, 228, voce: Ratitum qtiadrantem.
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