104 B u c h VI. Kap. 1. §. 12. B u c h yi. Kap. 1. §. 12. 105
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Schreiber des Dioskorides hätten den Apulejiis geplündert. Das
Bedenkliche solcher Schlüsse, wenn sie nicht durch andere Momente
unterstützt werden, zeigte uns so eben erst der Streit über
das Verhältniss des Plinius zum Dioskorides; und im gegenwärtigen
Fall sind vielmehr schwächende Momente vorhanden. Bei
Dioskorides finde ich über 300 Pflanzen, deren Synonyme Saracenus
zu den Nothis rechnet; Apulejus handelt überhaupt nur von
129 Pflanzen, von denen 9 ohne Synonyme vorkommen. Unter
diesen befinden sich 3, Oenanthe, Anethum und Mandragora, bei
Dioskorides vor andern reich mit Synonymen versehen. Wo beide
Schriftsteller Synonyme haben, hat Apulejus deren gewöhnlich die
meisten^ doch finden sich auch bei dergleichen Pflanzen im Dioskorides
oft einige, die beim Apulejus fehlen. Ueberdies kennen
wir des Apulejus Zeitalter kaum ungefähr. Aus Form und Inhalt
seines Buchs folgerte Ackermann, er sei n i cht vor das vierte
J a h r h u n d e r t unserer Zeitrechnung zu stellen; ob er aber nicht
ins fünfte, sechste oder siebte gehört, bleibt ungewiss, obgleich
das fünfte, wie ich später zu zeigen hofle, die meiste Wahrscheinlichkeit
für sich hat. Die beiden ältesten wiener Handschriften
des Dioskorides, beide mit Synonymen überladen, reichen bis ins
fünfte Jahrhundert hinauf. Wie nun, wenn Apulejus jünger wäre
als sie? Die Möglichkeit ist unbestreitbar. Ich weiss nicht, was
Ackermann diesen Einwürfen entgegen setzen könnte. Sprengel,
der Vertheidiger der Aechtheit der Synonyme, ignorirt Ackermann,
und wendet nur gegen Lambecius ein, babylonische Pflanzennamen
und Gaukeleien, von denen die Commentarien des Pamphilos
strotzten, kämen bei Dioskorides nicht vor, sondern nur Namen
der Römer Daker Gallier Karthager Aegypter, dazu die
der ägyptischen Priester, Profeten genannt, und des Magiers Osthanes,
ferner der Thusker und endlich einige der Dardaner. Bei
diesen Völkern hätte Dioskorides mit Einsicht die Namen der
Pflanzen gesammelt. Vor allem beruft er sich aber auf die Auctorität
der Synonyme, das heisst, wenn ich recht verstehe, der Handschriften,
worin sie sich finden; und dazu fügt er noch die wohl
zu beachtende Thatsache, dass sich m a n c h e Synonyme des Dioskorides
bei seinen ältesten Abschreibern Onbasios und Aetios wiederholen,
einige sogar schon bei Galenos und Plinius vorkommen
Um nun auch darüber meine Meinung auszusprechen, so
finde ich das letzte Argument, so weit es reicht, entscheidend,
und bedaure nur, dass es nicht weiter reicht. Die Auctorität der
Handschriften scheint mir noch sehr der Kritik zu bedürfen.
Mehrere derselben, und zwar grade die ältesten, wie schatzbar sie
übrigens sein mögen, lassen sich im Grunde doch nur als Ueberarbeitungen
des Dioskorides betrachten; denn sie enthalten die
Kapitel nicht in der vom Verfasser gewählten, sondern umgestellt
in alphabetischer Ordnung gegen die sich Dioskorides m der
Vorrede zum ersten Buch ausdrücklich erklärt. Und dann ist die
Zusammenstellung des gesammten kritischen Apparats zum Dioskorides
noch so mangelhaft, dass wir nur in wenigen Fällen wissen,
welche Synonyme, und in welchen Handschriften sie im 1 ext
oder am Rande stehen oder ganz fehlen. Daher scheint mir jedes
a l l g e m e i n e Urtheil über die Aechtheit oder Unächtheit dieser
Synonyme völlig haltlos. Was endlich die Völker und Personen
betrifft, denen die Synonyme zugeschrieben werden, so ist mein
Verzeichniss derselben beträchtlich reicher als das sprengelsche.
Ich schalte es hier ein, da ich kein älteres einigermassen genügendes
kenne, begnüge mich aber mit den Citaten derjenigen Kapitel,
worin jeder Name zuerst vorkommt, und bezeichne die von
Sprengel genannten mit einem Stern.
* Aegypter I, 1. ^^^ Küstenbewohner des ro-
^ Afrikaner (dafür hat Apulejus then Meers) III, 22.
stets Karthager) I, 103.
Besser (ein thrakischer Volksstamm)
Andreas IV, 33.
III, 116.
Armenier III, 41.
Böoter IV, 144.
Athener III, 165.
^ Daker II, 2J1.
Barbaren (bezieht sich hier auf
Dardaner III, 3.
1) Man sehe das von Ackermann besorgte, mit Bemerkungen von
H a r l e s bereicherte Verzeichniss der Handschriften in der zweiten Ausgabe
von Fahricii hiblioth. graeca IV, pag, 683 sqq.