60 Buch V. Kap. 2. §. 7. B u c h V. Kap. 2. §. 7. 61
ill
ii
vii
lib f '
•
Seneca die Jahre 41 bis 49 im Exil zubrachte i), und erst nach
der Zeit zu Macht und Eeichthum gelangte 2). Vor dem Jahr
50 ist folglich an den Ankauf des Guts nicht zu denken. Plinius
lässt ihn sogar kaum zehn Jahr vor der Zeit, da er das
schrieb, das heisst vor 77 oder 78 geschehen, und Seneca starb
schon im Jahre 65. Zu genau dürfen wir daher die Angaben von
20 und von 10 Jahren bei Plinius nicht nehmen; sie sind offenbar
runde Zahlen, denen sich wohl Eins oder das andere abnehmen
oder zusetzen lässt. Doch wie dem sei, so muss Columella
nothwendig in dem Todesjahre des Seneca selbst oder sehr kurz
zuvor geschrieben haben; denn er spricht von Seneca als Besitzer
des Gutes keineswegs so, als hätte derselbe es erst eben erworben.
Und damit verträgt sich alles, was sonst noch in Columella's Werk
auf eine ungefähr bestimmbare Zeit hinweist. Den Cornelius
Geis US, der, wie wir sahen, zwischen 45 und 50 gestorben zu
sein scheint, und eben so „den alten reichen Consular Lucius
V o l u s i u s , " der als drei und neunzigjähriger Greis im Jahre 56
starb, nennt er Männer seines Zeitalters »); er spricht von seinem
Marcus Trebellius'»). allem Anschein nach demselben,
der im Jahr 36 als des Vitellius Legat einen kurzen Feldzug von
hatte, lässt er ganz ausser Acht; die fast zehn Jahre, während welcher
d e r s e l b e es bewirthschaftete, missdeutet er so, als hätte S e n e c a bis zu
seinem im Jahr 65 erfolgten Tode dasselbe zehn Jahr lang besessen ; und
dazu legt er dem Ausdruck novissime die hier unstatthafte Bedeutung bei,
Plinius erzähle das „als etwas ganz Neues. " Das Resultat bleibt freilich
ungefähr dasselbe, dass Columella kurz vor Seneca's Tode schrieb.
1) Dio Gass. LX, cap. 8. Tacit, annal XI I , cap. 8.
2) Tacit, annal. XIV, cap. 53 et 56.
3) So den CeZsM^ 7, cap. 1, sect 4; I I I , cap. 17, sect. 4; IV, cap. 8, sect.
1; den Volusius I, cap. 7, sect. 3. Ueber diesen vergleiche man Tacit,
annal. X I I I , cap. 30, und wegen seines Alters PI in. hist. nat. VII, cap. 48
sect. 49 und X I , cap. 38, sect. 90. In den Fastis consularihus kommt sein
Name zwar nicht vor, doch ward das Consulat bekanntlich schon seit dem
letzten Triumvirat oft bloss des Titels wegen auf kurze Zeit verliehen, und
dergleichen kleine Consuln, wie man sie nannte, wurden nicht in den
Fastis verzeichnet. Siehe Dio Gass. XLVIII, cap. 35.
4) Columell. V, cap: I, sect. 2.
Syrien nach dem Taurus machte^), von seinem Gallio2), offenbar
dem Adoptivsohn des L. Junius Gallio, leiblichem Bruder des
Seneca, an welchen dieser sein Buch de Vita beata richtete. Die
erste gedrängtere Ausgabe seines agronomischen Werks, wovon
sich nur das zweite Buch erhalten, hatte Columella nach eines
alten Grammatikers Bemerkung3) dem Epr ius Marcellus gewidmet,
dessen Tacitus 4) zuerst im Jahre 48, zuletzt im Jahre 70
erwähnt. DenPublius Silvinus aber, dem er die zweite vollständig
erhaltene Ausgabe seines Werks zueignete, kennen wir
sonst nicht.
Nur zweierlei Deutungen, durch welche man Columella's Zeitalter
zu bestimmen versuchte, sind mit dem allen unvereinbar,
aber auch an sich ohne Gewicht. In einem gewissen Claudius
A u g u s t a l i s , von welchem er^) wie von einem jungen Gönner
spricht, auf dessen Urtheil er grossen Werth legt, glaubte man 6)
den nachmaligen Kaiser Claudius zu erkennen, der, zehn
Jahr vor Christus geboren, unter Tiberius zum Mitgliede des Collegiums
der Augustalen erwählt ward''). Doch dann müsste Columella
lange vor des Claudius Kegierungsantritt, das heisst vor
41 geschrieben haben; denn mit den vertraulichen Worten „unser
Augustalis" durfte er sich den regierenden Kaiser zu bezeichnen
schwerlich unterfangen, und noch weniger konnte er den damals
fünfzigjährigen Mann einen Jüngling nennen. Auch war Seneca
um jene Zeit noch ein unbedeutender Mann, und das Landgut zu
Nomentum befand sich noch nicht einmal im Besitz seines Vorgängers.
Offenbar spricht also Columella von einem ganz andern
1) Tacit, annal, VI, cap. 41,
2) Columell. IX, cap. 16, sect. 2.
3) Man sehe S chne ide rs Ausgabe des Columella pag. 19, nebst dessen
Commentar dazu pag. 673.
4) Tacit, annal. X I I , cap. 4, und Mstor. IV, cap. 43.
5) Golumell. XI, cap. i, sect. 1—2.
6) Entschieden sprach diese Meinung unterandern aus Funccius de
imminente latinae linguae senectute pag. 687; als bloss möglich erwähnt Ihrer
unterandern Hamb e r g er zuverläss. Nachrichten II, S. 85.
7) Sue ton, vita Claudii cap. 6.