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118 Bu c h VI. Kap. 2. §. 14.
Zweites Kapitel.
Cajus Plinius Secundus der ältere.
§. 14.
S e i n Leben.
Zwei Städte, Como und Verona, streiten sich um die Ehre,
die Vaterstadt dieses Plinius zu sein, den man zum Unterschied
von seinem gleichnamigen Neffen, dem Verfasser der noch vorhandenen
Briefe, den altern zu nennen pflegt; und vielleicht
grade weil auf beiden Seiten gleich glaubhafte Zeugen und starke
Gründe stehen, die es zu keiner sichern Entscheidung kommen
Hessen, steigerte sich die Erbitterung der Kämpfenden, meist Comasken
und Veroneser von Geburt, um so höher i). Lassen wir
sie. Nur Harduins Meinung, Plinius wäre von Geburt ein Kömer,
die sämmtliche Zeugnisse des Alterthums gegen, und nichts
für sich hat, als dass er, der zu Rom lebte, sich selbst mitunter
einen Römer nennt, von „unserm^^ Rom spricht, und was dergleichen
Redensarten mehr sind, können wir dreist abweisen. Da
wir das Jahr seines Todes 79, und das Alter, das er erreichte,
56 Jahr, mit Sicherheit kennen, so lässt sich sein Geburtsjahr 23
leicht daraus ableiten. Wie er gelebt, darüber wollen wir den
Bericht seines Neffen hören.
„Cajus Plinius grüsst seinen Macer."
„Ich freue mich sehr, dass du meines Oheims Bücher so
eifrig liesest, dass du sie sämmtlich zu haben wünschest, und
dich nach ihnen allen erkundigst. Ich will dir als ihr Register
1) Das Nähere darüber bei Funccius de imminente latinae linguae senectiite
cap, 9j §. 43; Tirah o schi storia della letteratura italiana, edit, Romana
Tom, 7/, / Bähr^ Geschichte der römischen Literatur 77, Seite 472^
Anmerhung 3, Am vollständigsten soll sich die Literatur der Streitfrage gesammelt
finden in einem Werk, was mir leider fehlt: Rezzonico, disquisitiones
PUnianae, 2 volL foL Parmae 1763—1767.
%) Plinii minoris III, epistoL 6.
Buch VI. Kap. 2. §. 14. 119
dienen, und zugleich, in welcher Folge sie geschrieben sind anzeigen
; denn auch das zu wissen, interessirt den Gelehrten. Vom
SiTeerwerfen der Reiterei, Ein Buch. Dies veriasste er
wahrend er eine Reiterabtheilung commandirte, mit eben so viel
Geist als Sorgfalt. Das Leben des Pomponius zwei Bucher
womit er gleichsam dem Andenken des Ireundes, der ihn
vor Allen liebte, den schuldigen Tribut entrichtete. Zwanzig
B ü c h e r deutscher Kriege, worin er alle Kriege, die wir mit
den Deutschen geführt haben, zusammenfasste. Dies Werk unternahm
er, als er in Deutschland diente, angeregt durch einen
Traum. Die Gestalt des Drusus Nero, der in Deutschland weit
und breit siegreich, umkam, trat zu dem Ruhenden, empfahl sich
seinem Andenken, und bat ihn um Schutz gegen das Unrecht der
Vergessenheit. Drei Bücher des Rechtsbef liss ene n (studiosi),
des Umfangs wegen in sechs Bänden, worm er den Redner
von der Wiege an unterweist und ausbildet. Acht Buch er
s c h w a n k e n d e r Redensarten; diese schrieb er in den letzten
Jahren unter Nero, als die Knechtschaft jede etwas freiere und
dreistere Art der Schriftstellerei g^i'^hrhch machte Em und
d r e i s s i g Bücher anschliessend an das (Geschichts-) Werk
L s Aufidius Bassus. Sieben und dreis si g Bücher der
N a t u r g e s c h i c h t e , ein weitläuftiges, gelehrtes und nicht minder
mannichfaltiges Werk als die Natur selbst. Du wunderst dich,
wie ein Geschäftsmann so viele Bände über so schwierige Gegenstände
zu Stande brachte ? Du wirst dich noch mehr wundern,
wenn du erfährst, dass er eine Zeit lang als Sachwaher Processe
führte, im sechs und fünfzigsten Jahre starb, und m der Zwischenzeit
durch die wichtigsten Aemter und des Fürsten Freundscha
in Anspruch genommen und abgehalten ward. Allem sem Geist
war scharf, sein Fleiss unglaublich, sein Schlaf äusserst kurz.
Schon mit den Vulcanalien i) fing er, nicht der guten Vorbedeutung
M, sondern der Studien wegen, tief in der Nacht an zu ar-
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pflegten, sondern r e g e l mas s ig.
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