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182 B u c h VII. §. 26.
noch eine andere Stelle^), die ich hierher zu setzen mich nicht
enthalten kann. „Die Zahl der P h i l o s o p h e n ist nicht bestimmt,
weil diejenigen, welche philosophiren, selten sind. Ich halte aber
dafür, dass die, welche Reichthümer besitzen, freiwillig Geld zum
Besten des Vaterlandes beisteuern müssen; welche aber begierig
ihr Eigenthum wahren, schon dadurch zeigen, dass sie nicht philosophiren."
Ein ganz haltbarer Schluss, wenn man unter Philosophie
nur stoische Moral versteht. Daher denn auch Papinianus^)
mit Recht lehrt, von gemeinen körperlichen Dienstleistungen, doch
nicht von solchen Lasten, welche mit Kosten verknüpft sind, wären
die Philosophen befreit; denn wahre Philosophen verachteten
das Geld, und die Begierde es festzuhalten verriethe die Falschheit
der Versicherung ein Philosoph zu sein. Was doch alles ein rechter
Jurist dem Gesetzgeber aufs Wort glaubt! Marcus Aurel
i u s begünstigte vor allen Athen, er gab, wie Dion Cassios^)
sagt, allen Menschen Lehrer in Athen für den Unterricht in sämmtlichen
Wissenschaften, und bewilligte ihnen Jahrgehalte. Ausdrücklich
erwähnt werden indess nur drei dortige Lehrstühle, der
Philosophie, der Rhetorik und der Politik. Ein Inhaber des letztern,
der A t h e n e r Apollonios, bezog unter S ept imiu s Sev
e r u s (193- 211) einen Jahrgehalt von Einem Talent (etwa 900
T h a l e r ) ; der S o p h i s t T h e o d o t o s, der vermuthlich den Lehrstuhl
der Rhetorik bekleidete, schon unter Marcus Aurelius selbst
zehn tausend Dragmen (etwa 1500 Thaler) s), und eben so hoch
scheint nach Lukianos 6) die Professur der Philosophie besoldet
gewesen zu sein. Von den nächst folgenden Kaisern ist nichts
der Art weder zu erwarten noch zu hören. Aber von Alexander
Severus (222 — 235) lesen wir wieder, dass er Männer der Wissenschaft,
besonders Juristen und Mathematiker, hoch in Ehren hielt,
1 ) D i g e s t . I. C. §. 7.
2 ) D i g e s t , lib. L , tit. V {de v a c a t i one et excusat ione munerum), le x 8, §. 4.
3 ) D i o C a s s i u s L X X I , cap. 31.
4 ) P h i l o s t r a t i vitae sophi s tarum I I , c a p . 20.
5 ) I b i d e m cap. 2.
6 ) L u c i a n i ennuchn^.
Buch VII. 26, 183
wiewohl ohne sie verschwenderisch zu belohnen. Er beschränkte
den luxuriösen Hofstaat seines Vorgängers Heliogabalus, und behielt
unterandern nur Einen in Gelde, sechs in Naturalien (Getreide
und Oel) besoldete Hofarzte Die den Gelehrten früher
bewilligten Immunitäten und Gehalte bestanden jedoch ohne Zweifel
fort, denn nicht nur die Juristen Ulpianus, Paulus und Modestinus,
die unter diesem Kaiser blüheten, erkennen sie als zu
Recht bestehend an, sondern der Kaiser P h i l i p p u s (243 — 249)
fand sich bald darauf, vielleicht in Folge eingerissener Missbräuche,
bewogen ausdrücklich zu verordnen, Dichter hätten auf jene Begünstigung
keinen Anspruch Von da an bis zum Kaiser Cons
t a n t i u s Chlorus (305 — 306) finde ich nichts, was hier bemerkt
zu werden verdiente. Dieses Kaisers Freigebigkeit rühmt
der ß h e t o r Eumenius^), der, nach längerem Dienst im kaiserlichen
Kabinet als Magister sacrae memoriae, endlich zurückgekehrt
in seine Vaterstadt Augustodunum (Autün) in Gallien, dort
eine Schule der Rhetorik gründete oder erneuerte, und dafür,
wenn die Angabe richtig ist, einen Jahrgehalt von sechs hundert
tausend Sestertien (etwa 20,000 Thaler) bezog. Das war freilich
ein ausserordentlicher Fall, es war der Ruhegehalt eines Günstlings
und hohen Staatsbeamten.
Eine neue Epoche der Gesetzgebung für Wissenschaft und
Kunst beginnt mit jenes Kaisers Sohn und Nachfolger, mit Cons
t a n t i n u s dem Grossen, ungeachtet der Beschränkungen, die
anfangs seine Mitregenten ihm auferlegten, der unaufhörlichen innern
und äussern Kämpfe, die er zu bestehen hatte, der grossen
und mannichfachen Staatsreformen, die er theils ausführte, theils
vorbereitete, und, was am merkwürdigsten scheint, ungeachtet seiner
entschiedenen Begünstigung des Christenthums und der christlichen
Hierarchie, welche mit heidnischer W^eisheit und Gelehrsamkeit
in offenem Kampf stand, obgleich sie die Waffen, welche
heidnische Sophistik ihr darbot, im Kampf gegen diese und bei
1 ) A e L L a m p r i d i i A l e x a n d e r S e v e r u s cap, 41,
%) C 0 d , J u s t i n , Hb, X.^ tit, L H (de p r o f e s s o r i h u s et rrtedicis\ lex 3.
3 ) E u m e n i i oratio p r o restaurandi c scholis cap. 11.