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100 B u c h VI. Kap. 1. §. 11. Buch VI. Kap. 1. §. 12. 101
zeitig; Dioskorides hatte sein Werk schon beendigt, als Plinius
das sechs und zwanzigste Buch des seinigen zu schreiben, das heisst
seine längst dazu vorbereiteten Excerpte zu redigiren begann; doch
als dieser das vorletzte schrieb oder redigirte, kannte er seinen Vorp
äng-er noch nicht. Andererseits hatte Dioskorides, wie sich von selbst O o
versteht, von den Excerpten des Plinius keine Kenntniss. Gleichwohl
stimmen beide Schriftsteller oft überein, sie müssen also
aus gleichen Quel len geschöpft haben; und die vornehmsten
derselben nennen sie sogar, mehrere darunter waren nicht
viel jüngere Schriftsteller als sie selbst. Auf sie, nicht auf Dioskorides,
bezieht sich daher Plinius, wenn er „Diejenigen, welche
ganz kürzlich schrieben," anführt.
Dass Dioskorides ein gelehrter Arzt war, und die Kunst selbst
ausübte, wird, wie Sprengel mit Recht ausspricht, jeder einsehen,
der seine Bücher gelesen. Welcher der sogenannten medicinischen
Secten er angehörte, scheint mir eine müssige Frage, da
jene Secten durchaus nicht so streng geschieden waren, wie die
Geschichtschreiber der Medicin sie darzustellen pflegen. Wo er
seine Studien gemacht, wissen wir nicht; Sprengel vermuthet zu
Tarsos und Alexandrien, dort, wegen der Nähe der Stadt, damals
dem blühendsten und berühmtesten Sitz der Wissenschaften in ganz
Asien 1); hier, theils weil selbst noch in späterer Zeit die Aerzte
gern ihres Rufes wegen sich dahin wandten , theils weil Dioskorides
eine genaue Kenntniss der Pflanzennamen auch in ägyptischer
Sprache, so wie derjenigen, deren sich die dortigen Priester
bedienten, verrathe. Das andere mag sein, nur das letzte Argument
kann ich nicht zugeben, und werde bald ausführlicher darauf
zurückkommen. Dass er bei seiner kriegerischen Laufbahn
viele Länder gesehen, und diese Gelegenheit zu eigenen Beobachtungen
lebender Pflanzen und anderer Heilmittel ileissig benutzt
habe, versichert er in der Vorrede selbst, und sein ganzes Werk
bezeugt es. Im Werke spricht er zwar nur einmal von eigenen
1) Die Hauptstelle darüber bei Strabon führte ich schon an.
2) Ammian. MarcelLin. XXII, cap. 16, sect. 18.
3) Dioscorid. II, cap. 75.
Beobachtungen auf den vestinischen Bergen (in den heutigen Abruzzen),
so dass sich ausser seinem Vaterlande nur noch von Itahen
mit Sicherheit behaupten lässt, er habe es gesehen; allein das entscheidende
Ansehen, das sich sein Werk vornehmlich durch Angabe
der Merkmale der Arzneimittel, das heisst durch seine Pflanz
e n b e s c h r e i b u n g e n erwarb, lässt mit Recht darauf schliessen,
dass er die Mehrzahl derselben nach der Natur entweder selbst
entworfen, oder wenigstens vervollständigt und verbessert habe.
Schon Galenos, der ihn vor allen empfiehlt, muss diesen Theil
seines Werks für erschöpfend gehalten haben; denn in semer eigenen
Arzneimittellehre verliert er über die Kennzeichen der Mittel
kaum ein Wort, sondern bezieht sich ein für allemal auf Dioskorides
1).
§. 12.
S e i n e Werke und deren beste Ausgaben.
Aus fünf Büchern bestand seine Arzneimittellehre (ra
hh^Lov ßißUa), So viel Bücher nennt er in seiner Zueignungsschrift
• in der Vorrede zum letzten nennt er wieder dieses fünfte
das letzte seines ganzen Werks, und am Schluss desselben versichert
er, nunmehr seinem Vorhaben seinem Gegenstande und
seinen Hülfsmitteln genug gethan zu haben. Auch Galenos 2)
spricht von den fünf Büchern des Dioskorides. Trotz dem besitzen
wir s ieben Bücher, von denen jedoch die beiden letzten
unverkennbar unächt sind. Sie führen jedes einen besondern Titel,
behandeln Gegenstände, die gar nicht zur Arzneimittellehre
gehören; das sechste handelt von Giften und Gegengiften, das
siebte vom Biss giftiger Thiere und deren Behandlung; und weder
Form noch Inhalt sind des Dioskorides würdig. Die beiden
letzten Bearbeiter des Dioskorides, Saracenus sowohl als Spren-
Anaz^i^büTDioskorides hat in fünf Büchern über sämmtlicha
nützlich^ Arzneimittel geschrieben. - Und mir scheint er am besten unter
Allen die Lehre von den Arzneimitteln behandelt zu haben." Galen, opp.
ed. Kühn XI, pag. 794.
2) Galenos l. c.
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